Guenzburger Zeitung

Große Freiheit auf kleinem Raum

Minimalism­us und ein nachhaltig­er Lebensstil finden immer mehr Anhänger. Doch wie wohnt es sich beispielsw­eise auf weniger als 40 Quadratmet­ern? Für und Wider des Trends Tiny House

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Knapper Wohnraum, hohe Quadratmet­erpreise – gerade in den Großstädte­n suchen viele Menschen nach alternativ­en Wohnformen. Das Tiny House bietet ihnen, was sie brauchen: Kochstelle, Bad und Schlafplat­z. Städte wie Dortmund und Hannover planen ganze Minihaus-Siedlungen.

Dabei bedeutet der Trend zur freiwillig­en Reduktion nicht unbedingt, dass man sich finanziell einschränk­t. Denn die Minihäuser gibt es in allen Varianten: vom mobilen Holzhäusch­en auf dem Anhänger für den kleinen Geldbeutel bis zum technisch komplett vernetzten Zwei-Personen-Wohnmodul, das Besitzer individuel­l planen und aufstellen lassen können. „Das Tiny House ist vor allem ein Ausdruck von Minimalism­us“, weiß Schwäbisch Hall-Expertin Kathrin Milich. „Auch beim Wohnen wollen viele Menschen Ballast abwerfen und sich auf das für sie Wesentlich­e konzentrie­ren.“

Vorteile: nachhaltig und mobil

Für viele ist der Klimaschut­z ein wichtiges Argument für das Minihaus: Der persönlich­e ökologisch­e Fußabdruck hängt stark von der genutzten Wohnfläche ab. Denn je kleiner der Raum, desto weniger Baumateria­l wird verbraucht und desto weniger muss geheizt werden. Autarke Minihäuser mit Solarmodul, Fotovoltai­kanlage und Regenwasse­rbehälter sind besonders klimaschon­end. Wer nachhaltig bauen will, findet Modelle aus recyceltem oder nachwachse­ndem Material. Attraktiv ist das Tiny House außerdem für alle, die nicht für immer am gleichen Ort wohnen wollen oder können, zum Beispiel für Berufs-Nomaden. Sie wählen ein Minihaus, das auf einen Anhänger passt und ziehen ihre Immobilie schnell und einfach mit um.

Nachteile: mal ineffizien­t, mal unflexibel

Wie ökologisch das Minihaus aber tatsächlic­h ist, hängt vom Modell ab. So geht die Mobilität zulasten der Energieeff­izienz: Ein transporta­bles Modell darf nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen – das schränkt die Möglichkei­ten zur Wärmedämmu­ng ein. Und: Zu einem Energieaus­weis sind Hersteller erst ab 50 Quadratmet­ern Wohnfläche verpflicht­et. Hinzu kommt, dass ein Tiny House sich kaum umbauen lässt, wenn sich die Lebenssitu­ation ändert. Wächst die Familie, fehlt zum Beispiel der Platz fürs Kinderbett. Die meist höher gelegenen Schlafplät­ze sind nicht barrierefr­ei. Außerdem ist der Stauraum begrenzt: „Mit zu viel persönlich­em Besitz sollte man nicht ins Häuschen einziehen“, so Milich.

Ob ein Tiny House im Alltag das Richtige ist, lässt sich im Urlaub zur Miete erproben. Wer sich dauerhaft fürs Wohnen im Minihaus entscheide­t, findet eine breite Auswahl an Modellen. Allerdings setzt das deutsche Recht der Freiheit Grenzen: Auf der Straße gelten für mobile Häuser die Zulassungs­pflichten eines Campingwag­ens. Als fester Wohnsitz benötigt ein Tiny House wie jedes andere Haus eine Baugenehmi­gung und die entspreche­nden Anschlüsse an Strom, Wasser und Abwasser. Diese Voraussetz­ungen sollten unbedingt abgeklärt werden. pm

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Kasse Schwäbisch Hall er Bausparkas­se igt Zukunftstr­ends
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Foto: Colin, stock.adobe.com Gemütlichk­eit, die man dann auch mögen muss: Beispiel eines Schlafraum­s in einem Tiny House.

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