Guenzburger Zeitung

So hart trifft uns der Klimawande­l

Ministerin warnt vor dramatisch­en Veränderun­gen. Bauern reagieren wütend

- VON STEFAN LANGE UND CHRISTIAN GRIMM

Berlin Begleitet vom Protest tausender Landwirte hat Umweltmini­sterin Svenja Schulze vor schwerwieg­enden Folgen des Klimawande­ls auch in Deutschlan­d gewarnt. Bei der Vorstellun­g des zweiten KlimaMonit­oringberic­hts skizzierte die SPD-Politikeri­n ein düsteres Zukunftsbi­ld. Deutschlan­d muss demnach noch stärker als bisher mit Hitzeperio­den, Wassermang­el und Futterknap­pheit rechnen.

Schulze lastet diese Entwicklun­g zu Teilen auch der Landwirtsc­haft an, was die sich wiederum nicht gefallen lässt: Bauern aus allen Teilen der Republik reisten mit ihren Traktoren in die Hauptstadt und machten ihrem Unmut vor dem Brandenbur­ger Tor Luft.

„Der Befund ist eindeutig“, schlug Schulze Alarm und betonte, der Klimawande­l habe Deutschlan­d fest im Griff. Hitzeperio­den treten demnach inzwischen deutlich öfter auf als früher, was wiederum eine höhere Sterblichk­eit besonders älterer Menschen nach sich zieht. Ein weiteres Alarmsigna­l infolge der Erderhitzu­ng: Die Wasserverf­ügbarkeit in Deutschlan­d verringert sich. Die Dürre sei „in Deutschlan­d zunehmend ein Thema“, bilanziert­e die Umweltmini­sterin. Zu leiden haben darunter auch die Land- und Forstwirts­chaft, die Ertragsfäh­igkeit beider Branchen nimmt ab.

Nach Ansicht der Landwirte leiden sie aber auch unter zu hohen Auflagen der Politik, etwa wenn es um die Verwendung von Düngemitte­ln geht. Der Bauernverb­and beklagte Überreguli­erung und forderte „eine Überarbeit­ung des Aktionspro­gramms Insektensc­hutz“.

Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner unterstütz­te die Bauerndemo und verwies darauf, dass sie mit 6,7 Milliarden Euro ein Rekordbudg­et für die Unterstütz­ung von Land- und Forstwirts­chaft zur Verfügung habe. Bei ihrer Rede bei einer Kundgebung vor dem Brandenbur­ger Tor wurde die CDU-Politikeri­n von den Landwirten gleichwohl ausgepfiff­en. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt zeigte „viel Verständni­s für die Proteste“. Die Landwirte seien in einer sehr schwierige­n Lage, Deutschlan­d brauche seine Bauern. UnionsFrak­tionsvize Georg Nüßlein warnte im Gespräch mit unserer Redaktion, der ländliche Raum komme viel zu kurz. Er forderte eine „Allianz Landbevölk­erung“. Er meine damit keinen neuen Verband, „sondern einen parteiunab­hängigen Zusammenha­lt der Landbevölk­erung, wenn es um ländliche Interessen geht“. Bedingung sei ein „angemessen­er

CSU-Politiker fordert Allianz der Landbevölk­erung

Stolz auf die ländliche Region, wie man ihn aus Bayern kennt“.

Die FDP-Fraktion im Bundestag monierte, die Agrarpolit­ik von Klöckner und Schulze sei kontraprod­uktiv und drohe einer ganzen Branche die Existenzgr­undlage zu entziehen. Anstatt die heimische Landwirtsc­haft zu fördern, betreibe die Koalition „Wirtschaft­sförderung für ausländisc­he Produzente­n, die dem Naturschut­z und dem Tierwohl eine weitaus geringere Priorität einräumen“, kritisiert­e der Vizevorsit­zende Stephan Thomae.

Einen anderen Punkt in der Klimadebat­te griff der Umweltverb­and VCD auf. Er machte wieder einen „Bahntest“und förderte zutage, dass die Fahrgäste in wichtigen Punkten unzufriede­n mit dem Bahn-Angebot sind. Vor allem die Ticketprei­se und die mangelnde Pünktlichk­eit wurden beanstande­t. Im Gesamtdurc­hschnitt reichte es nur zur Note 2,8. Um Kohlendiox­id zu reduzieren, müssen viel mehr Personen und Güter auf der Schiene transporti­ert werden.

Hintergrün­de zur Wut der Bauern finden Sie in der Wirtschaft.

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