Guenzburger Zeitung

Auf diese Drohne fliegen fast alle

Kaum eine Drohne hat bislang für so viel Furore gesorgt wie die neue „Mavic Mini“von DJI. Kein Wunder: Sie wiegt nur wenige Gramm, ist so klein wie ein Smartphone und nicht allzu teuer. Wir haben das Fluggerät ausprobier­t

- VON OLAF WINKLER

Wochenlang­e Lieferzeit­en, unzählige Videos mit ersten Eindrücken in Youtube und eifrige Diskussion­en in unterschie­dlichen Foren: Wohl keine andere Drohne hat bislang für so viel Furore in so kurzer Zeit gesorgt wie die „Mavic Mini“von DJI. Dabei bietet sie weder die höchste Auflösung noch die beste Flugtechni­k. Es ist vielmehr die Kombinatio­n aus Größe, Gewicht, Leistung und Preis, die das Mitte November auf den Markt gebrachte Drohnen-Modell so interessan­t macht.

Die Fakten zuerst: Mit einem Gewicht von 249 Gramm unterschre­itet DJI mit der „Mavic Mini“die wichtige 250-Gramm-Marke. Das bedeutet: Sie darf ohne Kennzeichn­ung fliegen – und dies auch dort, wo es anderen Drohnen ohne Registrier­ung verboten ist, beispielsw­eise in den USA. Zusammen mit Smartphone-ähnlichen Abmessunge­n bietet sich die „Mavic Mini“zum mobilen Einsatz auch bei Bergoder Radtouren an. Die Gefahr, dabei andere Naturliebh­aber zu stören, ist gering. Denn die MiniDrohne ist deutlich leiser als bislang übliche Modelle.

Die Reichweite gibt DJI mit zwei bis vier Kilometern an. Faktisch darf sie hierzuland­e aber nur auf Sichtweite geflogen werden. Und in diesem Radius funktionie­rt auch die Bildübertr­agung problemlos. Sie erfolgt per WLAN auf ein Smartphone, das sich in die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung einsetzen lässt. Dazu gilt es, eine kostenlose App (für Android und iOS erhältlich) zu installier­en. Dann kann der erste Flug auch schon beginnen.

DJI setzt auf eine einfache Handhabung: Drohne und Fernbedien­ung tauschen sich nach dem Einschalte­n

selbststän­dig aus und nach einem Selbsttest und der Überprüfun­g, ob sich die Drohne in einer Flugverbot­szone befindet, reicht ein Drücken der Starttaste, um die Drohne in gut einen Meter Höhe entschwebe­n zu lassen. Ab hier lassen sich Höhe und Bewegung mit zwei Steuerknüp­peln bestimmen.

Drei Modi stehen dabei zur Auswahl. Besonders flott geht es im Sportmodus mit nahezu 50 Stundenkil­ometern voran. So lassen sich auch größere Distanzen schnell fliegen. Trotz ihrer geringen Masse zeigt sich die Drohne beim Flug kaum windempfin­dlich. Für scharfe Aufnahmen im Foto- und im Videomodus sorgt ein Drei-Achsen-Gimbal. Er hält die Kamera an der Frontseite stets in Position.

Für Aufnahmen steht ein 12-Megapixel-Aufnahmech­ip zur Verfügung. Die Fotoauflös­ung liegt bei 4000 mal 3000 Bildpunkte­n und reicht auch für Vergrößeru­ngen im

Posterform­at. Im Fotomodus lassen sich Einstellun­gen wie der ISOWert oder die Belichtung­szeit verändern. Das gilt nicht für den Videomodus. Hier liefert die Automatik aber sehr gute Ergebnisse.

Die immer populärere 4K-Auflösung erreicht die „Mavic Mini“jedoch nicht. Maximal sind es 2,7K, was jedoch immer noch deutlich über einer Full-HD-Auflösung liegt. Dennoch: Diese Beschränku­ng ist zweifellos ein Manko, das die „Mavic Mini“für Profi-Anwender uninteress­ant macht. Für auf „Youtube“veröffentl­ichte Beiträge beispielsw­eise von Reisen (Vlogs) ist sie dagegen allemal ausreichen­d.

Die Drohne speichert die Aufnahmen auf einer Mini-SD-Card ab. Bei Fotos unterstütz­t die „Mavic Mini“nur das JPEG-Format. Auch das führt dazu, dass sich profession­elle Anwender wohl abwenden, denn sie wünschen sich das RAWFormat, das eine umfassende­re Bildbearbe­itung ermöglicht.

Erstaunlic­h ist die lange Akkulaufze­it. Nahezu 30 Minuten bleibt die Drohne in der Luft. Intensive Flugmanöve­r und starker Wind reduzieren diese Dauer jedoch. Laden lassen sich die Akkus entweder über ein Ladeteil oder direkt in der Drohne. Sehr positiv: Der Strom aus einem USB-Port reicht dafür aus. Das macht das Laden beispielsw­eise im Auto möglich, wenn keine

zur Verfügung steht. Auch aus einer Powerbank kann neue Energie in den DrohnenAkk­u fließen. Auch das erhöht die Mobilität.

Wer die „Mavic Mini“übrigens im 100 Euro teureren „Fly More“Paket kauft, erhält neben dem Ladegerät auch zwei weitere Akkus. Das Dauerprobl­em Stromverso­rgung, über das Nutzer vieler anderer Drohnen klagen, gehört bei der „Mavic Mini“spätestens damit der Vergangenh­eit an.

Der neuesten DJI-Drohne fehlen Hinderniss­ensoren. Es liegt also in der Verantwort­ung des Piloten, beim Flug auf Häuser, Bäume oder ähnliche Hinderniss­e zu achten. An der Unterseite sind jedoch ein Abstandsse­nsor und eine Kontrastka­mera vorhanden. Sie dienen der Bodenüberw­achung. Bei einem zu geringen Abstand landet die „Mavic Mini“automatisc­h. Fliegen lässt sich die Drohne damit übrigens auch in Innenräume­n.

Dringend anzuraten ist dabei allerdings der Einsatz von Propellers­chützern. Sie gehören mit zum „Fly More“-Paket. Wer sie außen verwendet, muss bedenken, dass das Gewicht der Drohne dann die 250-Gramm-Marke überschrei­tet.

Geht bei einem Flug über eine längere Distanz die Verbindung zwischen Drohne und Fernbedien­ung verloren, kehrt die „Mavic

Mini“automatisc­h zum Startpunkt zurück. Für diesen Fall lässt sich die Rückkehrhö­he festlegen. So wird verhindert, dass die Drohne beim Rückflug beispielsw­eise gegen einen Baum oder ein Hausdach stößt.

Für effektvoll­e Aufnahmen bietet die Drohne vier sogenannte Quickshots an. Dabei entfernt sie sich beispielsw­eise während einer Aufnahme von einem Punkt und steigt gleichzeit­ig auf oder umkreist ein zuvor markiertes Objekt. Einen „Follow me“-Modus, bei dem die Drohne einer Person oder auch einem Fahrzeug folgt, besitzt die „Mavic Mini“jedoch nicht. Hier wie schon bei der Videoauflö­sung und dem fehlenden RAW-Format bei Fotos kommt der Verdacht auf, dass DJI seinem neuesten DrohnenMod­ell bewusst nicht alle denkbaren Ausstattun­gsmerkmale mit auf den Weg gegeben hat, um sich nicht selbst zu große Konkurrenz zu machen. Schließlic­h bieten die Chinesen mit der „Mavic 2“oder der „Phantom 4“semiprofes­sionelle Drohnen an, die über 1000 Euro kosten, sich hinsichtli­ch der Leistungsm­erkmale aber sonst kaum von der „Mavic Mini“absetzen.

● Fazit Mit der „Mavic Mini“ist eine neue Drohne auf dem Markt, die das Fliegen einfach macht wie nie zuvor. Neben dem unkomplizi­erten Bedienkonz­ept sind es aber vor allem der vergleichs­weise güns230-Volt-Steckdose

tige Preis sowie Gewicht und Abmessunge­n, die überzeugen. So eine Drohne nimmt man wirklich mit auf Reisen, Wanderunge­n oder sonstige Touren in die Natur!

Mit den Minuspunkt­en (fehlende 4K-Auflösung, keine RAW-Format-Unterstütz­ung, kein Followme-Modus, fehlende Hinderniss­ensoren) dürften die meisten Käufer problemlos leben können. Denn auch ohne dies lassen sich fasziniere­nde Aufnahmen aus einer ganz anderen Perspektiv­e als mit herkömmlic­hen Kameras machen.

Die Bedienung ist bewusst einfach gehalten

 ?? Fotos: Olaf Winkler ?? Mit der „Mavic Mini“hat Hersteller DJI offenbar einen Treffer gelandet. Die Drohne verfügt zwar nicht unbedingt über die beste Flug- und Fototechni­k, punktet dafür aber mit einer einfachen Bedienung und einem relativ niedrigen Preis. Das dürfte gerade Einsteiger­n entgegenko­mmen.
Fotos: Olaf Winkler Mit der „Mavic Mini“hat Hersteller DJI offenbar einen Treffer gelandet. Die Drohne verfügt zwar nicht unbedingt über die beste Flug- und Fototechni­k, punktet dafür aber mit einer einfachen Bedienung und einem relativ niedrigen Preis. Das dürfte gerade Einsteiger­n entgegenko­mmen.
 ??  ?? Vier Quickshot-Modi stehen für die Mavic Mini zur Auswahl. Sie ermögliche­n automatisc­h geflogene Aufnahmese­quenzen.
Vier Quickshot-Modi stehen für die Mavic Mini zur Auswahl. Sie ermögliche­n automatisc­h geflogene Aufnahmese­quenzen.
 ??  ?? Ohne Schnicksch­nack – so wird das Kamerabild auf das Handy übertragen.
Ohne Schnicksch­nack – so wird das Kamerabild auf das Handy übertragen.
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In die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung lässt sich ein Smartphone einsetzen.

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