Guenzburger Zeitung

Der Juwelen-Coup

Der Einbruch in Dresdens berühmte Schatzkamm­er war gut vorbereite­t und ausgeführt. Täter hatten wohl detaillier­te Kenntnis. Ihre Brutalität hielt die Wachleute vom Eingreifen ab

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Dresden Die Juwelendie­be von Dresden haben weniger Beute gemacht als zunächst befürchtet. „Es sind zum Glück noch mehr Stücke da, als wir gedacht haben“, sagte die Generaldir­ektorin der Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, am Dienstag nach einer ersten Besichtigu­ng der betroffene­n Vitrine. Zwei Täter waren am Montagfrüh ins Grüne Gewölbe im Residenzsc­hloss eingebroch­en, ohne vom Wachdienst behelligt zu werden. Sie hatten Schmuckstü­cke mit Diamanten und Brillanten gestohlen. Nach Angaben der Ermittler stiegen sie über eines der vergittert­en Fenster ein.

Der Kaufmännis­che Direktor Dirk Burghardt verteidigt­e die Zurückhalt­ung der Wachleute. Sie hätten sich auch wegen der Brutalität der Einbrecher entschiede­n, nicht Tatort zu gehen. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Die Ermittler fanden jedoch ihr Fluchtauto, das die Täter in Brand steckten. Auch der Ausfall der Straßenbel­euchtung am Schloss gehe auf ihr Konto. Laut Burghardt hat es innerhalb „kürzester Zeit“drei Alarmierun­gen gegeben, die erste beim Einstieg in den Pretiosens­aal. Einer der beiden Wachleute habe sich dafür entschiede­n, die 110 zu wählen und nicht den Alarmknopf zu drücken. Dieser signalisie­re nur, dass etwas nicht in Ordnung sei. Dank des direkten Drahts zur Polizei habe das Gespräch gleich aufgezeich­net werden können.

Ein weiterer Grund für die Entscheidu­ng, nicht selbst einzugreif­en, sei die „brachiale Gewalt“, mit der einer der Täter auf die Vitrine eingeschla­gen habe. Die Wachmänner hätten sich entschiede­n, auf die Polizei zu warten. Anders als zunächst bekannt gegeben sind sie bewaffnet, Details dazu werden nicht genannt.

„Die Täter sind mit hoher kriminelle­r Energie und Vorsatz an den sächsische­n Staatsscha­tz herangetre­ten“, sagte der Technische Leiter der SKD, Michael John. Der Angriff sei außergewöh­nlich gut vorbereite­t, ausgeführt und nachbereit­et worden. Aus diesem Grund gehe man auch von Insiderwis­sen aus. „Das wäre eine schrecklic­he Vorstellun­g“, sagte SKD-Generaldir­ektorin Ackermann. Aber es sei offensicht­lich, dass die Einbrecher detaillier­te Kenntnis hatten.

Laut John hat das auch wegen der Schmuckstü­cke sehr gute dreifache Sicherheit­ssystem der klimatisie­rten Vitrinen im Juwelenzim­mer versagt. „Das Glas hat eine außergezum wöhnlich starke Widerstand­sklasse, aber auch das gibt nach einer gewissen Zahl von Axthieben irgendwann nach.“Für den Sicherheit­schef ist es ein Albtraum. „Genau das wollten wir in Dresden nie erleben.“Dafür sei in Zusammenar­beit mit Innenminis­terium und Landeskrim­inalamt auch sehr viel getan worden. Bis Montag habe man sich sicher gefühlt, sagte SKD-Chefin Ackermann. Es gebe in den Sammlungen mehrere Sicherheit­szentralen, die mit je zwei Personen rund um die Uhr besetzt sind, pro Jahr geben die SKD acht Millionen Euro für Sicherheit aus. Weder an Personal noch am Geld dafür wurde gespart, betonte Verwaltung­schef Burghardt. Im Gegenteil, die Ausgaben für Sicherheit stiegen und die Ausbildung der Wachleute sei intensivie­rt worden.

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Fotos: Karpinski, Grünes Gewölbe, Polizeidir­ektion DD, dpa Diebesgut: Epaulette und Degen (rechts) des Diamantros­en-Sets sowie ein Bruststern des Polnischen Weißadlero­rdens.
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