Deutscher kommt nach Jahrzehnten in US-Haft frei
Der Fall des Diplomatensohnes Jens Söring sorgte international für Aufsehen
Richmond Der wegen Doppelmords in den USA verurteilte deutsche Diplomatensohn Jens Söring, 53, kommt nach Jahrzehnten in Haft auf Bewährung frei. Söring solle abgeschoben werden, entschied das zuständige Gremium im US-Bundesstaat Virginia, wie US-Medien in der Nacht zum Montag berichteten. Eine Begnadigung habe der Gouverneur des Bundesstaats jedoch abgelehnt. Unklar blieb, ob Söring nun nach Deutschland zurückkehrt.
Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, begrüßte die Entscheidung. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte er. Die Bundesregierung hatte sich seit längerem für eine Freilassung auf Bewährung und Überstellung nach Deutschland eingesetzt. Beyer hatte
Söring zweimal im Gefängnis in Virginia besucht. „Bei unserem bislang letzten Treffen im Sommer dieses Jahres hat er einen geistig und körperlich fitten Eindruck auf mich gemacht. Und das, obwohl er sich jeden Tag der harten Realität in einem Südstaatengefängnis stellen muss, in dem Gangs, Drogen und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind“, sagte er.
Sörings Freilassung stieß nicht nur auf Zustimmung. Er sei „schockiert und empört“darüber, sagte etwa Ben Cline, republikanischer Kongressabgeordneter des Bundesstaats Virginia. Laut New York Times sei die Haftentlassung geboten gewesen, weil Söring zum Zeitpunkt der Tat jung gewesen sei und bis heute eine lange Haftstrafe verbüßt habe. In Lynchburg, einer Kleinstadt in Virginia, waren 1985 die Eltern von Elizabeth Haysom, Sörings damaliger Freundin, erstochen worden. Die Leichen waren blutüberströmt.
Nachdem das junge Paar in Verdacht geraten war und sich zur Flucht entschlossen hatte, wurde es 1986 in London gefasst und schließlich an die USA ausgeliefert. Haysom wurde wegen Anstiftung zum Mord zu zweimal 45 Jahren Haft verurteilt, Söring bekam zweimal lebenslange Haft. Auch die inzwischen 55 Jahre alte Kanadierin Haysom wird nun freigelassen und abgeschoben.
Der Fall hatte stets viele Fragen aufgeworfen. Jens Söring hatte die Morde zunächst gestanden, später aber sein Geständnis widerrufen. Bis heute beteuert er seine Unschuld.