Der HSV und seine Adventskalender
Kaum eine Jahreszeit ist so von Traditionen geprägt wie der jetzt hereinbrechende Advent. Prügeleien um den ersten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, ein betrunkener Großonkel bei der Familienfeier, im Radio läuft dazu Last Christmas – es ist eine herrliche Zeit. Seit einigen Jahren gibt es eine weitere Konstante: Kurz vor dem Fest gibt es immer einen Fußballverein, der sich mit seinem Adventskalender lächerlich macht.
Vor zwei Jahren gelang das dem FC Bayern München, der auf seinem Adventskalender ein Bild seines zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten entlassenen Trainers Carlo Ancelotti abdrucken ließ. Der findige Rekordmeister bewarb den Fehldruck später mit dem „Jupp-Heynckes-Update“, bei dem Ancelotti mit dem Konterfei des damals aktuellen Trainers überklebt werden konnte.
Wenn es um Fettnäpfchen geht, tut sich aber traditionell der HSV besonders hervor. Im vergangenen Jahr lagen dem Adventskalender der Hanseaten Gutscheine bei – für die FanWelt von Dauerrivale Werder Bremen. Zudem versteckte sich in einigen Kalendern die Frage, wie hoch die Flutlichtmasten des Bremer Weser-Stadions sind.
Gestern wurde bekannt, dass auch der aktuelle Adventskalender des HSV einen kleinen Makel aufweist. Neben 200 Gramm Schokolade befinden sich auch Fanutensilien darin, zum Beispiel ein Poster. Allerdings ist darauf nicht die Mannschaft des HSV zu sehen, sondern die von Hansa Rostock. Die falschen Poster können an den Hersteller zurückgeschickt und getauscht werden.
Ist das Zufall? Natürlich nicht. Vielmehr ist es ein ausgeklügelter Plan des HSV, um Reizpunkte zu setzen – auch innerhalb der eigenen Fanszene. Die sind umso wichtiger, wenn sich zum Ende des Jahres zu viel Harmonie einschleichen sollte – ist bekanntlich auch nicht leistungsfördernd, wenn sich alle lieb haben. Der Trainer ist seit dem Sommer schon der gleiche, innerhalb der Mannschaft scheint es zu stimmen, in der Tabelle führt der HSV auch ... Gut, dass der Klub zur richtigen Zeit gegensteuert.
Den wirklich großen Wurf plant der HSV aber mit dem Adventskalender 2020: Beim Öffnen des ersten Türchens wird die Vereinshymne von Werder Bremen gespielt, die Antwort auf alle Quizfragen lautet Klaus Michael Kühne und hinter dem 24. Türchen wartete ein Fanschal des FC St. Pauli auf den HSVler. Damit sollte für die richtige Spannung gesorgt sein.