Die große Lewandowski-Show
Innerhalb von 14 Minuten erzielt der Torjäger des FC Bayern vier Treffer gegen Belgrad. Der 31-Jährige ebnet den Weg für den souveränen Gruppensieg in der Champions League
Belgrad Robert Lewandowski hat den FC Bayern München mit einem Rekord-Viererpack zum Gruppensieg in der Champions League geführt. Beim 6:0 (1:0) am Dienstagabend bei Roter Stern Belgrad erzielte der Torgarant innerhalb einer knappen Viertelstunde seine Königsklassen-Tore Nummer 60 bis 63. Vor der großen Show von Lewandowski (53./Handelfmeter/ 60./64./68.) hatte Leon Goretzka (14. Minute) mit seinem ersten Treffer in Europas Eliteliga den Torreigen für den drückend überlegenen Fußball-Rekordmeister eröffnet. Außerdem traf Corentin Tolisso (89.).
Vier Tore in einem ChampionsLeague-Spiel waren Lewandowski schon einmal geglückt: Vor sechseinhalb Jahren erzielte er beim 4:1 gegen Real Madrid alle vier Dortmunder Tore, aber dieses Mal war er schneller als jeder andere Spieler zuvor. Für das Achtelfinale waren die Münchner schon vor dem Spiel vor rund 50 000 Zuschauern qualifiziert – mit dem insgesamt 16. Grup
erfüllte Trainer Hansi Flick nun seinen nächsten Auftrag beim FC Bayern.
Die Serie des zumindest bis Weihnachten beförderten KovacNachfolgers Flick bleibt imposant. In vier Spielen unter dem 54-Jährigen gab es vier Siege mit 16:0 Toren. Das 6:0 war zugleich der höchste Auswärtssieg neben dem 7:1 bei AS Rom. In zwei Wochen im Heimspiel gegen Tottenham Hotspur können die Münchner als erste deutsche Mannschaft die Gruppenphase mit sechs Siegen in sechs Spielen abschließen.
Star des Abends war wieder einmal Lewandowski, der sich mit seinem Viererpack auch gleich mit insgesamt zehn Treffern an die Spitze der Torjägerliste katapultierte. Die große Show des Polen begann in der 53. Minute, als er per Handelfmeter traf. Dann traf er nach KopfballVorlage von Corentin Tolisso, ehe er eine Flanke von Benjamin Pavard ins Tor lenkte. Schließlich überwand er per Rechtsschuss den bemitleidenswerten Belgrader Keeper
Milan Borjan. In der ersten Halbzeit hatte es noch nach einem gebrauchten Tag von Lewandowski ausgesehen, reihenweise vergab er Gelegenheiten.
Mit dem Ergebnis waren die Serben noch gut bedient. „Das sind Spiele, die man voll genießen kann“, hatte Goretzka vor Anpfiff seine Vorfreude ausgedrückt. Dass die Partie tatsächlich ein Genuss für die Bayern-Fans wurde, lag auch an ihm. Der Nationalspieler zeigte sich erneut in prächtiger Form und sorgte per Kopf für die frühe Führung.
Trotz der fünf Treffer war die Chancenverwertung fast noch ein Makel im Bayern-Spiel. Denn die Münchner traten derart dominant auf, dass es ein ganz schlimmes Debakel für Roter Stern hätte geben können. Die Münchner ließen die Gastgeber, bei denen Ex-Nationalspieler Marko Marin wenig ausrichten konnte, kaum über die Mittellinie. Wo die Bayern im April 1991 noch auf so bittere Weise im Europacup-Halbfinale ausgeschieden waren, zeigte sich diesmal ein Klaspensieg senunterschied. Entsprechend beeindruckend waren die Zahlen schon zur Halbzeit: 15:0 Torschüsse, 12:1 Ecken, 71:29 Prozent Ballbesitz zugunsten der Münchner. Dabei hatte sich Roter Stern in der Vergangenheit eigentlich als Heimmacht gezeigt, nur drei der vorherigen 21 Europacupspiele hatte Belgrad verloren. Im vergangenen Jahr wurde gar der spätere Sieger FC Liverpool besiegt.
Von einem ähnlichen Kunststück waren die Gastgeber aber weit entfernt. Vielmehr wurde Ex-Weltmeister Jérôme Boateng in der Abwehr kaum gefordert. Der zuletzt in der Fußball-Bundesliga gesperrte und in der Champions League nicht aufgebotene Innenverteidiger ersetzte David Alaba, der wegen der bevorstehenden Geburt seines Kindes nicht mitgereist war. Aber Lewandowski überstrahlte alles. Wäre er nicht ausgewechselt worden (77.), hätte er womöglich mit den Fünffach-Torschützen Lionel Messi und Luiz Adriano gleichziehen können.