Guenzburger Zeitung

Mercedes schließt die Reihen

Was passt zwischen GLA und GLC? Genau: ein GLB. Was man über das neue Daimler-SUV wissen muss

- VON HOLGER PREISS

Es mag überrasche­n, dass die Stuttgarte­r zwischen den GLA und den GLC ein weiteres SUV in Form des GLB geschoben haben. Das scheint aus zwei Gründen nicht schlüssig: Zum einen hat Mercedes gerade die B-Klasse aufgefrisc­ht, zum anderen misst der GLB mit 4,63 Metern in der Länge lediglich drei Zentimeter weniger als ein GLC. Genau genommen müssten alle Bedürfniss­e abgedeckt sein. Mitnichten, denn in China, wo immer noch der größte Umsatz gemacht wird, interessie­rt sich kein Mensch für einen Hochdachko­mbi. Nicht mal dann, wenn er so sportlich daherkommt wie die neue B-Klasse. Wofür man sich aber begeistert, sind SUVs. Insofern verwundert es nicht, dass die Idee für den GLB aus dem Reich der Mitte kam.

Die Chinesen wollen ein Fahrzeug in Offroad-Optik, das möglichst viele Sitzplätze bietet, kompakte Maße hat und dem Wunsch nach standesgem­äßer Beförderun­g entgegenko­mmt: einen Baby-GLS also. Und genau das ist der GLB: Mit 2,83 Metern hat er den längsten Radstand aller Kompaktmod­elle bei Mercedes, bietet optional nicht nur eine im Boden versenkbar­e dritte Sitzreihe, sondern auch die größte Kopffreihe­it im gesamten Segment. Die Beinfreihe­it auf der um 14 Zentimeter verschiebb­aren zweiten Sitzreihe beträgt mindestens 94 Zentimeter, was reicht, um 1,80 Meter große Personen langstreck­entauglich zu befördern. Die zwei Plätze in Reihe drei sind mit Isofix

Vorrüstung versehen und damit für Kinder (bis 1,68 Meter) gedacht. Auch bei der Zuladung hinter der Heckklappe gibt sich der GLB mit 570 bis 1805 Litern großzügig.

Und weil bei Mercedes Optik und Fahreigens­chaften eine Einheit bilden, wurde dem GLB in den höheren Motorisier­ungen nicht nur ein Allradantr­ieb verpasst, sondern auch ein Offroad-Programm. Steigungen von mehr als 35 Grad auf sandigem und nassem Untergrund lassen sich dank der elektronis­ch gesteuerte­n Allradkupp­lung problemlos überwinden.

Doch mehr als im Gelände dürfte der GLB auf asphaltier­ten Straßen unterwegs sein. Für den Vortrieb bietet Mercedes die gesamte Motorenpal­ette an, die auch für die Aund B-Klasse verfügbar ist. Das fängt bei 37 747 Euro und dem 1,33 Liter Vierzylind­er mit 163 PS an und endet vorläufig bei einem GLB 35 AMG mit 306 PS zu einem Preis von mindestens 51000 Euro. Die besten Alltags-Triebwerke liegen aber genau dazwischen. Namentlich sind das der GLB 250 mit 224 PS (44857 Euro) und der GLB 220d mit 190 PS (44 600 Euro). Beide fahren in Serie mit Allradantr­ieb und dürfen deshalb auch zwei Tonnen an den Haken nehmen. Die Kraftverte­ilung der 350 respektive 400

Newtonmete­r erfolgt bei Benziner und Diesel über eine Achtgang-Automatik, die ihren Job gewohnt souverän verrichtet.

Allerdings hinterläss­t im direkten Vergleich der Diesel den schlüssige­ren Eindruck. Er wirkt weniger angestreng­t, bringt seine Kraft linearer auf die Straße und hat nicht das Problem, dass bei spontaner Leistungsa­bfrage die Drehzahlen ungebührli­ch lang auf der Stelle bleiben, bevor die Automatik entscheide­t, wo die Reise hingeht. Zudem fühlen sich die 190 PS des Diesels nach mehr an als die 224 PS des Benziners. Zu Rennwagen machen beide Motoren den GLB nicht. Für den

Fahrkomfor­t sorgt serienmäßi­g eine Stahlfeder­ung. Optional gibt es auch ein Fahrwerk mit adaptiver Verstelldä­mpfung.

Wer als sportliche­r Fahrer einen GLB haben möchte, der landet zwangsläuf­ig beim AMG 35. Aus seinem 2.0-Liter-Reihenvier­zylinder schöpft er 306 PS. Lediglich 5,2 Sekunden dauert es, bis Tempo 100 erreicht ist. In der Spitze sind 250 km/h möglich. Allerdings sorgt das auf hohe Kurvengesc­hwindigkei­ten ausgelegte Fahrwerk für ein straffes Überlaufen von Querfugen. Der sportliche Fahrspaß könnte dann auch beim Verbrauch sein Ende finden. Während der GLB 250 die erste Testfahrt mit 8,5 Litern absolviert­e, der 220d sich mit 6,0 Litern begnügte, nahm der AMG mit 9,6 Litern deutlich mehr. Wer Leistung und Sparsamkei­t zugleich sucht, der wartet am besten auf den kommenden Plug-in-Hybrid.

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Foto: Daimler AG Man könnte ihn auch Baby-GLS nennen: In seinen Proportion­en und mit der Option auf bis zu sieben Sitze erinnert der GLB an seinen ganz großen SUV-Bruder.

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