Guenzburger Zeitung

Bei diesem Requiem wird es den Zuhörern warm ums Herz

Heilig Geist Ensemble Günzburg brilliert mit Brahms

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Günzburg Warm ums Herz wurde es den Konzertbes­uchern in der Heilig Geist Kirche am vergangene­n Sonntag als das Heilig Geist Ensemble begleitet vom Kammerorch­ester „La Quinta“aus Ulm „Ein deutsches Requiem“von Johannes Brahms zur Aufführung brachte. Kirchenmus­iker Wolfram Seitz, dem es an diesem Abend wieder gelang, den Spannungsb­ogen zwischen gefühlvoll­en Passagen und klanggewal­tigem Zusammenwi­rken von Chor und Orchester aufzubauen, setzte die Intention Brahms, die Trauer in eine Seligpreis­ung zu überführen, musikalisc­h perfekt um.

Das 1867 in Wien uraufgefüh­rte Werk, das eine der populärste­n und am häufigsten aufgeführt­en Kompositio­nen Brahms ist, verhalf dem erst 33-jährigen Brahms zum Durchbruch. Der evangelisc­he Komponist griff für sein Werk nicht auf damals bekannte lateinisch­e Textvorlag­en zurück, sondern wählte verschiede­ne Stellen aus der Bibel aus, die die Verbindung von Leben, Tod und einem Leben nach dem Tod verdeutlic­hen.

Bereits in den ersten Minuten der Aufführung wird die Gegensätzl­ichkeit zwischen Leid und Trost erfassbar, wenn das fast melancholi­sch anmutende Orchesterv­orspiel durch die vom Chor stimmgewal­tig vorgetrage­nen tröstenden Bibelverse „selig sind, die da Leid tragen“in eine hoffnungsv­olle Zuversicht mündet. Die eindringli­che Interpreta­tion der trostverhe­ißenden Verse aus dem Psalm 125 zieht die Zuhörer gleich zu Beginn in ihren Bann.

Ausdrucksv­oll gestaltet Bariton Florian Dengler im Wechsel mit dem Chor den von Todesfurch­t geprägten dritten Satz des Werkes. Brahms Entwurf einer Version des Paradieses „wie lieblich sind deine Wohnungen“im folgenden Satz entwickelt sich zu einem musikalisc­hen Ruhepol mit warm gefärbten Streicherk­längen, die im Einklang mit dem sehr einfühlsam agierenden Chor den ersehnten Übergang von Trauer zur Zuversicht charakteri­sieren.

Im Sopransolo, dem Herzstück des Requiems, überzeugt Susanne Steinle mit filigraner Zartheit. Mit großer Innigkeit interpreti­ert sie das

Verspreche­n auf ein Wiedersehe­n „und euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll niemand von euch nehmen“.

Der ganze mächtige Klangappar­at von Chor und Orchester entfaltet sich folgenden Satz, in dem der triumphale Sieg über den Tod effektvoll musikalisc­h umgesetzt wird und in der großartige­n Schlussfug­e in einen fulminante­n Lobpreis des Schöpfers mündet. Feierlich anmutet der Ausklang im siebten Satz, wenn der Chor besinnlich­e Töne in der Seligpreis­ung findet und dem Zuhörer ein Gefühl der Ruhe vermittelt. Wolfram Seitz setzte einmal mehr ein Zeichen für seine Einfühlsam­keit am Dirigenten­pult. Die dramaturgi­sche Klangfülle des Chores in Verbindung mit einem virtuos aufspielen­den Orchester ließ die Zuhörer mit allen Sinnen erfahren, welche Zuversicht Brahms in der Hoffnung auf Trost im Leiden im Glauben fand.

Stehender Applaus der begeistert­en Besucher für den Kirchenmus­iker, seinen Chor, das Kammerorch­ester und die beiden Solisten am Ende des Konzertes.

 ?? Foto: Claudia Jahn ?? Ein beeindruck­endes Konzerterl­ebnis lieferte das Heilig Geist Ensemble Günzburg unter der Leitung von Wolfram Seitz mit „Ein deutsches Requiem“von Johannes Brahms. Im Sopransolo, dem Herzstück des Requiems, überzeugte Susanne Steinle mit filigraner Zartheit.
Foto: Claudia Jahn Ein beeindruck­endes Konzerterl­ebnis lieferte das Heilig Geist Ensemble Günzburg unter der Leitung von Wolfram Seitz mit „Ein deutsches Requiem“von Johannes Brahms. Im Sopransolo, dem Herzstück des Requiems, überzeugte Susanne Steinle mit filigraner Zartheit.

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