Nachhaltigkeit statt Rabattschlacht
Der sogenannte „Black Friday“steht vor der Türe. Das Günzburger Familienunternehmen Modehaus Schild hat ein Pendant initiiert. Prokuristin Judith Ganser erklärt, was hinter dem „Green Friday“steckt
Günzburg Wenn der sparsame Schwabe derzeit auf Shoppingtour geht, sieht er sie überall: Die Hinweise und Schilder der vielversprechenden Rabattaktionen, die jedes Jahr gegen Ende November in so gut wie allen Geschäften und Internetmärkten zu finden sind. Denn wer möchte nicht bei seinem Einkauf Geld sparen? Ein Nebeneffekt des Konsumrausches ist, dass man oftmals Sachen kauft, die man eigentlich gar nicht braucht. Sind die „Black Fridays“– wie die Aktionstage etwa vier Wochen vor Weihnachten heißen – mit der von vielen Seiten angemahnten Nachhaltigkeit überhaupt noch vereinbar?
Judith Ganser, Mitglied der Geschäftsführung des Günzburger Modehauses Schild, erklärt, sie möchte sich der Rabattschlacht nicht anschließen und lieber einen anderen Weg gehen – und das nicht nur in dieser Woche. „Der Kaufrausch um den Black Friday ist konträr zur besinnlichen Vorweihnachtszeit.“Seit einigen Jahren werde Nachhaltigkeit bei Schild zu einem wichtigen Thema, so Ganser. Dabei gehe es nicht nur um die Kleidung. „Lieber verkaufen wir einmal nichts, als wenn das Gekaufte nach einmal Tragen im Container landet.“Die 28-jährige Gesellschafterin im Familienunternehmen erklärt, sie berate ihre Kunden dahingehend, dass sie keine Kleidung kaufen sollen, die sie nicht nutzen.
„Wir haben immer mehr nachhaltige Mode im Sortiment.“Diese Sparte beträgt derzeit etwa ein Viertel. Weitere Marken sollen in den nächsten Jahren folgen. Seit September verkauft Schild Kleidung des Modelabels „Armedangels“, welche in Europa produziert und nur nachhaltig hergestellte und fair gehandelte Materialien verarbeitet. Der Trend gehe derzeit zu Zellulosestoffen wie Viskose und Lyocell, bestehend aus Holz- und Bambusfasern. „Die Baumwolle ist nicht das Gelbe vom Ei“, sagt Ganser in Bezug auf die Ökobilanz. In der Baumwollproduktion werden oft chemische Spritzmittel eingesetzt, der Wasserverbrauch ist in den Anbauländern sehr hoch. Der Preisunterschied zwischen konventioneller und nachhaltiger Mode sei manchmal nur marginal – denn nachhaltige Labels verzichten oft auf kostspieliges Marketing. „In kleinen Schritten zu einer besseren Welt“– so lautet Gansers Motto. Die Wegwerfgesellschaft ist der 28-Jährigen ein Dorn im Auge. Diese ist nämlich auch in der Textilbranche gegenwärtig. „Für manche Unternehmen ist es billiger, Kleidungsstücke wegzuwerfen, als sie am Abend einzusammeln und noch einmal aufzubügeln.“Dass ein Kleidungstück zum Ladenhüter wird, ist auch für das Günzburger Traditionsmodehaus unüberwindbar.
Ganser weiß, was sie mit aussortierter Kleidung anfangen kann: Sie wird gesammelt und der Caritas Günzburg gespendet. Alte Kollektionen von Kinderkleidung werden ebenfalls zusammengetragen – für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Auch Schilds Kundenstamm hat sich in der Vergangenheit immer wieder an karitativen Aktionen beteiligt. In der vergangenen Woche wurden etwa 400 getragene Hosen gesammelt und der Günzburger Kleiderkammer überreicht.
Am Freitag und Samstag, 29. und 30. November, findet der „Green Friday“im Modehaus Schild in der Günzburger Innenstadt statt – in diesem Jahr zum zweiten Mal. Für jeden Verkauf pflanzt Schilds Kooperationspartner „Plant-for-thePlanet“einen Baum in Mexiko. Wer keine Kleidung einkaufen möchte, kann die Aktion auch anderweitig unterstützen: Im Modehaus gibt es nämlich „Die gute Schokolade“zu erwerben, deren Erlös ebenfalls für das Pflanzen neuer Bäume verwendet wird.
Im vergangenen Jahr wurden 690 Bäume gepflanzt. „Die Aktion kam bei unseren Kunden sehr gut an“, sagt Ganser. O Info Der „Black Friday“gilt als einer der wichtigsten Tage in der US-amerikanischen Konjunktur und fällt traditionell auf den ersten Freitag nach Thanksgiving. Dieser Tag wird von vielen Amerikanern als Brückentag genutzt. Es sind besonders viele Artikel teilweise deutlich im Preis reduziert und sollen so zum Einkaufen anregen. Der „Black Friday“wird als wichtiger Indikator dafür gesehen, wie das Weihnachtsgeschäft ausfallen wird. Seit einigen Jahren ist die Rabattschlacht auch in Deutschland zum Trend geworden.