Guenzburger Zeitung

Nachhaltig­keit statt Rabattschl­acht

Der sogenannte „Black Friday“steht vor der Türe. Das Günzburger Familienun­ternehmen Modehaus Schild hat ein Pendant initiiert. Prokuristi­n Judith Ganser erklärt, was hinter dem „Green Friday“steckt

- VON OLIVER WOLFF

Günzburg Wenn der sparsame Schwabe derzeit auf Shoppingto­ur geht, sieht er sie überall: Die Hinweise und Schilder der vielverspr­echenden Rabattakti­onen, die jedes Jahr gegen Ende November in so gut wie allen Geschäften und Internetmä­rkten zu finden sind. Denn wer möchte nicht bei seinem Einkauf Geld sparen? Ein Nebeneffek­t des Konsumraus­ches ist, dass man oftmals Sachen kauft, die man eigentlich gar nicht braucht. Sind die „Black Fridays“– wie die Aktionstag­e etwa vier Wochen vor Weihnachte­n heißen – mit der von vielen Seiten angemahnte­n Nachhaltig­keit überhaupt noch vereinbar?

Judith Ganser, Mitglied der Geschäftsf­ührung des Günzburger Modehauses Schild, erklärt, sie möchte sich der Rabattschl­acht nicht anschließe­n und lieber einen anderen Weg gehen – und das nicht nur in dieser Woche. „Der Kaufrausch um den Black Friday ist konträr zur besinnlich­en Vorweihnac­htszeit.“Seit einigen Jahren werde Nachhaltig­keit bei Schild zu einem wichtigen Thema, so Ganser. Dabei gehe es nicht nur um die Kleidung. „Lieber verkaufen wir einmal nichts, als wenn das Gekaufte nach einmal Tragen im Container landet.“Die 28-jährige Gesellscha­fterin im Familienun­ternehmen erklärt, sie berate ihre Kunden dahingehen­d, dass sie keine Kleidung kaufen sollen, die sie nicht nutzen.

„Wir haben immer mehr nachhaltig­e Mode im Sortiment.“Diese Sparte beträgt derzeit etwa ein Viertel. Weitere Marken sollen in den nächsten Jahren folgen. Seit September verkauft Schild Kleidung des Modelabels „Armedangel­s“, welche in Europa produziert und nur nachhaltig hergestell­te und fair gehandelte Materialie­n verarbeite­t. Der Trend gehe derzeit zu Zelluloses­toffen wie Viskose und Lyocell, bestehend aus Holz- und Bambusfase­rn. „Die Baumwolle ist nicht das Gelbe vom Ei“, sagt Ganser in Bezug auf die Ökobilanz. In der Baumwollpr­oduktion werden oft chemische Spritzmitt­el eingesetzt, der Wasserverb­rauch ist in den Anbaulände­rn sehr hoch. Der Preisunter­schied zwischen konvention­eller und nachhaltig­er Mode sei manchmal nur marginal – denn nachhaltig­e Labels verzichten oft auf kostspieli­ges Marketing. „In kleinen Schritten zu einer besseren Welt“– so lautet Gansers Motto. Die Wegwerfges­ellschaft ist der 28-Jährigen ein Dorn im Auge. Diese ist nämlich auch in der Textilbran­che gegenwärti­g. „Für manche Unternehme­n ist es billiger, Kleidungss­tücke wegzuwerfe­n, als sie am Abend einzusamme­ln und noch einmal aufzubügel­n.“Dass ein Kleidungst­ück zum Ladenhüter wird, ist auch für das Günzburger Traditions­modehaus unüberwind­bar.

Ganser weiß, was sie mit aussortier­ter Kleidung anfangen kann: Sie wird gesammelt und der Caritas Günzburg gespendet. Alte Kollektion­en von Kinderklei­dung werden ebenfalls zusammenge­tragen – für die Aktion „Weihnachte­n im Schuhkarto­n“. Auch Schilds Kundenstam­m hat sich in der Vergangenh­eit immer wieder an karitative­n Aktionen beteiligt. In der vergangene­n Woche wurden etwa 400 getragene Hosen gesammelt und der Günzburger Kleiderkam­mer überreicht.

Am Freitag und Samstag, 29. und 30. November, findet der „Green Friday“im Modehaus Schild in der Günzburger Innenstadt statt – in diesem Jahr zum zweiten Mal. Für jeden Verkauf pflanzt Schilds Kooperatio­nspartner „Plant-for-thePlanet“einen Baum in Mexiko. Wer keine Kleidung einkaufen möchte, kann die Aktion auch anderweiti­g unterstütz­en: Im Modehaus gibt es nämlich „Die gute Schokolade“zu erwerben, deren Erlös ebenfalls für das Pflanzen neuer Bäume verwendet wird.

Im vergangene­n Jahr wurden 690 Bäume gepflanzt. „Die Aktion kam bei unseren Kunden sehr gut an“, sagt Ganser. O Info Der „Black Friday“gilt als einer der wichtigste­n Tage in der US-amerikanis­chen Konjunktur und fällt traditione­ll auf den ersten Freitag nach Thanksgivi­ng. Dieser Tag wird von vielen Amerikaner­n als Brückentag genutzt. Es sind besonders viele Artikel teilweise deutlich im Preis reduziert und sollen so zum Einkaufen anregen. Der „Black Friday“wird als wichtiger Indikator dafür gesehen, wie das Weihnachts­geschäft ausfallen wird. Seit einigen Jahren ist die Rabattschl­acht auch in Deutschlan­d zum Trend geworden.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Judith Ganser bestückt ihr Sortiment mit nachhaltig­er Mode. Das rote Oberteil ist aus Bambusfase­rn und in der Herstellun­g ökologisch­er als ein Shirt aus Baumwolle.
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Nachhaltig und sozial: Aussortier­te Ware spendet das Modehaus an die Caritas.

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