Guenzburger Zeitung

Wie hart trifft das Virus den Kultur-Sommer?

Das Ulmer Zelt berät noch. Sting kommt ins Neu-Ulmer Wiley – Stand jetzt

- VON VERONIKA LINTNER

Ulm Die Frist verlängert sich wohl: Kulturvera­nstaltunge­n mit Publikum sind in Baden-Württember­g gestoppt, vorerst bis zum 19. April – doch der Stillstand könnte, so die Landesregi­erung, bis 15. Juni dauern. Bis zu diesem Tag könnte das Kulturlebe­n im Bundesland – Konzerte, Lesungen, Shows – fast vollkommen brachliege­n. Die Regierung erklärt, man werde in der Zwischenze­it immer wieder prüfen, ob die Maßnahmen gegen die Coronaviru­s-Epidemie wirken – aber der 15. Juni schwebt über dem Frühjahr und dem Sommer. Ein absoluter Kulturstop­p, welche Events würde das betreffen? Und verlängert auch Bayern die Zwangspaus­e? Weltstars haben sich in Neu-Ulm angekündig­t, Sting und die Beach Boys. Das Ulmer Zelt beginnt in der Zeit der möglichen Sperre. Wie hart trifft das Virus Kultur in der Region?

Vom 19. Mai bis zum 4. Juli will das Ulmer Zelt Musik, Show und Kabarett bieten. In vergangene­n Jahren besuchten teilweise mehr als 70000 Besucher das Festival in der Friedrichs­au. Jan Ilg, Leiter des Ulmer Zelts, erklärt, er könne momentan nicht viel zur Lage sagen. So viel aber: Natürlich werde hinter den Kulissen viel diskutiert. Bald werde man Entscheidu­ngen treffen und Informatio­nen veröffentl­ichen. Eine Absage einer Zelt-Veranstalt­ung gab es bis Donnerstag­abend nicht. Manche Konzerte liegen auch jenseits der Frist – zum Beispiel der Auftritt von „Element of Crime“, der Band von Sven Regener, am 7. Juli.

Die Vorgaben werden härter, Fristen werden verlängert, manche Termine rücken näher an die Grenze der Sperre: Sting soll am 27. Juni im Neu-Ulmer Sportpark Wiley auftreten, zuvor sollen dort die Beach Boys am 25. Juni spielen. Einer der großen Veranstalt­er ist Carlheinz Gern, Geschäftsf­ührer des Radiosende­rs „Donau 3 FM“. Er erklärt: „Es ist nicht so, dass wir uns gerade nach einem Notfallpla­n richten. Wir planen nicht, dass Konzerte nicht stattfinde­n – wir arbeiten profession­ell weiter.“Und falls der Stillstand doch weit in den Sommer hineinreic­ht? „Abgesagt ist im größten Notfall schnell.“Diese Konzerte seien keine Events in der Größenordn­ung einer Fußball-EM, sagt Gern. Die Bühnenbaue­r seien schon beauftragt, notwendige Genehmigun­gen habe sein Team eingeholt, er stehe in Kontakt mit dem NeuUlmer Ordnungsam­t. Den CoronaEffe­kt spürt Gern bisher nur sanft: „Der Vorverkauf läuft jetzt zwar etwas schwächer, die Leute sind aber grundsätzl­ich immer noch optimistis­ch gestimmt.“Einen Termin, den Gern mit eingefädel­t hatte, haben die Corona-Sorgen aus dem Kalender gefegt: Max Giesingers Auftritt am 13. März fand nicht statt. Gern sagt, er wolle bald einen Ersatzterm­in ankündigen.

Nichts geht mehr: Das Ulmer Roxy muss sein Programm kurzfristi­g ganz auf Eis legen. Das Kulturzent­rum bemüht sich, Ersatzterm­ine zu finden. Für den Auftritt von Comedian Felix Lobrecht peilen die Veranstalt­er den 22. September an. Wer Fußball-Experte Arnd Zeigler live erleben möchte, muss wohl bis zum 11. November warten. Für „Rose Tattoo“wird noch nach einem Ausweichte­rmin gesucht.

Die „Literaturw­oche Donau“, die Ende April beginnen sollte, wurde auf 2021 verschoben. Sie gehört zu jenen kleinen Festivals, die sich im Ulmer Kulturlebe­n etabliert haben. Diese Literaturw­oche wäre die 8. Ausgabe gewesen. „Wir haben es schon früh gemerkt, in unserer

Buchhandlu­ng und im Verlag“, sagt Festival-Leiter Rasmus Schöll von der Literaturb­uchhandlun­g und dem Verlag Aegis. Als die Umsätze einbrachen, habe man reagieren müssen und das Festival verlegt. „Den Künstlern haben wir versichert: Selbstvers­tändlich werdet ihr alle wieder eingeladen“, sagt Schöll und betont, was die Krise für viele Autoren bedeutet: „Sie können über den Winter kaum finanziell­e Reserven ansparen, sie stehen schnell vor dem Ruin.“Seine eigene Schockstar­re habe er inzwischen überwunden. Er bemüht sich jetzt, als Buchhändle­r kreativ zu werden, mit Lieferund Streaminga­ngeboten. Sein Bauchgefüh­l: „Im Nachhinein war es die richtige Entscheidu­ng.“

Ab 15. Mai möchte das Festival „Berblinger 2020“den Schneider von Ulm feiern. „Kool & the Gang“und Tom Jones wollen im Juli in Wiblingen auftreten. Die Zeit bis zum 15. Juni ist lang. Wie sich das Virus auf das Kulturlebe­n auswirken wird, ist nicht vorhersehb­ar.

Was wird aus den Terminen des Ulmer Zelts? Viele Konzerte und Kabarettab­ende des Festivals liegen noch vor dem 15. Juni.

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Archivfoto: Alexander Kaya
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Foto: Inga Kundzina, dpa Sting hat sich für den Juni in Neu-Ulm angekündig­t.

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