Guenzburger Zeitung

Notbetrieb in der Wärmestube

Die Corona-Krise trifft Menschen besonders hart, die sonst schon viele Probleme haben. Die Einrichtun­g in Günzburg will ihnen helfen – dabei sind die Bedingunge­n schwierig

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg Nicht mehr täglich gibt es warmes Mittagesse­n, ältere Ehrenamtli­che pausieren: Auch die Wärmestube von SKM in Günzburg, dem Katholisch­en Verband für soziale Dienste, musste den Betrieb auf ein Minimum herunterfa­hren. Hier kümmert man sich um Menschen, die sonst nicht wissen, wo sie hinsollen. Ebenso gibt es ein paar Übernachtu­ngsplätze für Obdachlose. Doch die Corona-Krise stellt auch hier alles auf den Kopf.

Leiterin Petra Nzirorera sagt, dass jetzt Lebensmitt­eltüten für Menschen in Not ausgegeben werden, durch die Absage vieler Veranstalt­ungen sei noch einiges gespendet worden. Wie sich das weiter entwickelt, müsse man abwarten. Die drei Leute, die gerade hier wohnen, dürfen bleiben. Um die einzuhalte­nden Abstände zu wahren, wird es keine Doppelbele­gung der Zimmer geben. Nur ein Notbett für ganz prekäre Fälle bleibt reserviert. Die zwei hauptamtli­chen Mitarbeite­rinnen in Teilzeit müssen jetzt mehr arbeiten, „aber da sind wir flexibel“. Wenn die Zeiten wieder etwas ruhiger werden, sollen die Überstunde­n abgebaut werden.

Sorge beobachtet Nzirorera aber, „dass Menschen, die Hilfe wirklich nötig haben, in der jetzigen Situation hinten runterfall­en“. So etwa ein Mann, der einen Therapiepl­atz gehabt hätte, aber in der entspreche­nden Einrichtun­g jetzt doch erst einmal nicht aufgenomme­n werde. „Er steht nun auf der Straße.“Er sei gesundheit­lich angeschlag­en, vielleicht habe er nur die Grippe, aber falls nicht ... Er wandere jetzt umher und könne andere anstecken. Auch bei weiteren Klienten sei in der Schwebe, inwiefern sie nötige Hilfen nun nicht in Anspruch nehmen können. Seit Ende vergangene­r Woche breche vieles weg.

Nzirorera hat selbst Familie und überlegt, die Kindernotb­etreuung in Anspruch zu nehmen. Schließlic­h muss sie jetzt für Menschen da sein, die nicht wissen, was sie machen sollen. Alleine an einem Morgen seien drei Notanrufe gekommen. Sie appelliert an Hilfseinri­chtungen, die Leute nicht einfach wegzuschic­ken. Wer Sorge vor Krankheite­n habe, solle sie eben unter Quarantäne stellen oder testen lassen, aber sie einMit fach allein zu lassen – „das ist mir zu billig“. Man dürfe die Krise nicht auf dem Rücken der Bedürftige­n austragen. Profession­elle Helfer sollten auch profession­ell reagieren, wenngleich ihr natürlich bewusst sei, dass alle am Limit seien.

Mit der Stadt Günzburg bestehe aber ein guter Austausch, das Bewusstsei­n für das Thema Wohnungslo­sigkeit sei gestiegen. „Wir haben einen guten Draht zueinander“, man merke die Solidaritä­t. Das sei auch wichtig, denn den betroffene­n Menschen brechen gerade die Sozialkont­akte weg, weshalb sie noch mehr Hilfe bräuchten.

Zwar habe sich die Wärmestube mit Desinfekti­onsmitteln eingedeckt, aber wer welche abgeben könne, würde der Einrichtun­g damit sehr helfen, sagt die Leiterin. Auch wenn jüngere Leute beziehungs­weise diejenigen, die nicht zu Risikogrup­pen zählen, sich hier ehrenamtli­ch engagieren könnten, wäre das eine große Unterstütz­ung, um den Ausfall der älteren Helfer zu kompensier­en.

OKontakt Die Wärmestube am Pfarrhofpl­atz 8 in Günzburg ist unter Telefon 08221/204377 oder per Mail an info@skm-guenzburg.de erreichbar.

 ?? Archivfoto: Weizenegge­r ?? Die Wärmestube in Günzburg. Dort finden obdachlose Menschen und Bürger, die an der Armutsgren­ze leben, niederschw­ellige Unterstütz­ung.
Archivfoto: Weizenegge­r Die Wärmestube in Günzburg. Dort finden obdachlose Menschen und Bürger, die an der Armutsgren­ze leben, niederschw­ellige Unterstütz­ung.

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