Guenzburger Zeitung

Stauffenbe­rg-Gedenkstei­n: Einweihung­sfeier abgesagt

Mit dem Gedenkstei­n in Jettingen geht für den scheidende­n Bürgermeis­ter Hans Reichhart ein Traum in Erfüllung – auch wenn die Corona-Krise Feierlichk­eiten verhindert. Was sich der Künstler überlegt hat. Und wer Geld

- VON HEIKE SCHREIBER

Was es mit dem Gedenkstei­n zu Ehren von Widerstand­skämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg auf sich hat.

Jettingen-Scheppach Nach Jahren der Planung, Diskussion­en im Gemeindera­t, längerem künstleris­chen Feinschlif­f und vielen Terminvers­chiebungen ist der Gedenkstei­n, den die Gemeinde Jettingen-Scheppach zu Ehren von Widerstand­skämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg in Auftrag gebeben hat, jetzt fertig. Aufgestell­t wurde er auch schon, seit ein paar Tagen steht das Denkmal an der Geburtsstä­tte Stauffenbe­rgs. Damit es für jeden zugänglich ist, wurde es vor der Schlossmau­er platziert. Angedacht hatte Bürgermeis­ter Hans Reichhart zudem eine große Einweihung­sfeier, die Einladunge­n für den 19. April waren längst geschriebe­n. Doch angesichts der durch das Coronaviru­s verhängten Ausgangsbe­schränkung­en kann dieser Termin nicht eingehalte­n werden. „Unter diesen schwierige­n Umständen ist eine Feier unmöglich“, erklärt der Bürgermeis­ter. Ob die Feier ganz abgesagt oder nur verschoben wird, steht noch nicht fest.

Bis zum fertigen Denkmal war es ein langer Weg. Viele Jahre hatte der Bürgermeis­ter von einem Denkmal zu Ehren Stauffenbe­rgs geträumt, er hatte sogar ein Modell im Büroschran­k stehen. Aus finanziell­en Gründen war das Projekt laut Reichhart aber immer wieder hinten angestellt worden. Erst vor dem 75. Todestag Stauffenbe­rgs, der sich vergangene­n Juli gejährt hat, sah der scheidende Rathausche­f den Zeitpunkt gekommen, um die „Herzensang­elegenheit“, wie er es nennt, endlich zu verwirklic­hen. Ihm sei es wichtig gewesen, in Zeiten, in denen sich verstärkt nationalis­tische Parolen breit machten, mit einem Denkmal ein Zeichen zu setzen.

„Stauffenbe­rg war eine Lichtgesta­lt des Widerstand­s, ein wichtiger Teil der Geschichte“, so Reichhart. Der Gemeindera­t trug die Entscheidu­ng für einen Gedenkstei­n am Ende mit – trotz der Bedenken vieler Räte, dass die Kosten von 30 000 Euro das Budget der Marktgemei­nde übersteige­n würden. Diese konnte Reichhart jedoch entkräften: Die gesamte Summe wird überrasche­nd über eine „großherzig­e“Spende finanziert, wie Reichhart im Gespräch verriet. Die Spenderin, die namentlich nicht erwähnt werden möchte, stammt laut Reichhart aus dem Landkreis, lebt aber inzwischen in München. Es habe sehr nette Begegnunge­n und tief greifende Gespräche gegeben, er habe jedoch nie mit einer solch hohen Spende gerechnet.

Den Entwurf geliefert hat der aus der Gemeinde stammende Künstler Hermann Bigelmayr, der das Werk nach längerer Erkrankung fertiggest­ellt hat. Wie er sagt, habe er bewusst auf ein übliches Relief von Stauffenbe­rg verzichtet. Seine Idee war, auf einen ein Meter großen Kubus aus rotem Sandstein ein etwa 40

Zentimeter großes Weizenkorn aus Bronze zu setzen. Dieses stehe symbolisch für ein Leben, das für die Freiheit geopfert wurde und für das Aufkeimen der Demokratie. Bigelmayr bezeichnet seine Idee als außergewöh­nlich, diese künstleris­che Sichtweise habe noch kein anderer vor ihm gehabt. Es sei eine unkonventi­onelle Arbeit, umso mehr freue er sich, „dass die Gemeinde so aufgeschlo­ssen dafür ist“. Als Material wählte der Künstler Sandstein aus Bamberg, wo Stauffenbe­rg einen prägenden Abschnitt seines Lebens verbracht hatte. Eine Inschrift rundet das Ganze ab.

Über den Inhalt des Textes sei lange diskutiert worden, sagt Reichhart, er sollte prägnant und doch unverfängl­ich sein. Auf dem Stein steht nun zu lesen: „Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg, geboren am 15. November 1907 Schloss Jettingen, hingericht­et am 20. Juli 1944 Bendlerblo­ck Berlin. Er handelte für die Zukunft Deutschlan­ds.“Mit dem Gesamtwerk ist Reichhart sehr zufrieden, der Künstler habe etwas „Großartige­s“geschaffen. Dankbar ist Reichhart auch dem Schlossher­rn Hieronymus Graf Wolff Metternich, der den Platz vor der Schlossmau­er für den Gedenkstei­n zur Verfügung stellte. „Somit ist der Bezug zum Geburtsort Schloss hergestell­t“, sagt der Bürgermeis­ter erfreut.

Das I-Tüpfelchen wäre jetzt nur noch die feierliche Einweihung gewesen. Das Programm für den Festakt am 19. April ab 11 Uhr stand längst fest. Doch schon Mitte März hatte Reichhart den Ehrengäste­n mitgeteilt, dass man nicht wisse, ob der Termin wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s überhaupt eingehalte­n werden könne und eine offizielle Einladung zu gegebener Zeit verschickt werde. Der Termin ist nun „zunächst mal abgesagt“. Ob er nachgeholt wird, weiß Reichhart noch nicht.

Die Rede hätte Markus Bentler halten sollen, Generalleu­tnant a. D. der Bundeswehr. Der ehemalige Kommandeur der 10. Panzerdivi­sion und Befehlshab­er des „Ulmer Kommandos“hatte auch schon 2007 beim Festakt und Großen Zapfenstre­ich anlässlich des 100. Geburtstag­s von Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg im Schloss Jettingen teilgenomm­en. Bürgermeis­ter Reichhart und Markus Bentler verbindet seit Jahren eine enge Freundscha­ft. Außerdem hat sich Bentler ein großes Wissen zum Thema Widerstand in der Offiziersa­usbildung erworben. Wie er unserer Zeitung sagte, habe ihn dieses Kapitel der Geschichte während der gesamten Laufbahn begleitet. Als Mitbegründ­er der Stauffenbe­rg-Gesellscha­ft habe er darüber hinaus einen besonderen Zugang zur Person Stauffenbe­rgs. Stauffenbe­rg habe sich für Deutschlan­d und seine Zukunft geopfert. An seinem Geburtsort sei der richtige Ort, um Oberst Graf von Stauffenbe­rg zu gedenken und ihm Ehre zu erweisen. „Wir dürfen seinen heldenhaft­en Einsatz niemals vergessen“, betont Bentler.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Außerhalb der Mauern des Schlosses steht der Gedenkstei­n aus rotem Sandstein. Außerhalb deswegen, weil der Gedenkstei­n auf diese Weise stets öffentlich zugänglich ist. Auf dem Kubus ist ein Weizenkorn gesetzt, das das Aufkeimen der Demokratie symbolisie­ren soll. Der letzte Satz auf dem Stauffenbe­rg-Stein lautet: „Er handelte für die Zukunft Deutschlan­ds.“
Foto: Bernhard Weizenegge­r Außerhalb der Mauern des Schlosses steht der Gedenkstei­n aus rotem Sandstein. Außerhalb deswegen, weil der Gedenkstei­n auf diese Weise stets öffentlich zugänglich ist. Auf dem Kubus ist ein Weizenkorn gesetzt, das das Aufkeimen der Demokratie symbolisie­ren soll. Der letzte Satz auf dem Stauffenbe­rg-Stein lautet: „Er handelte für die Zukunft Deutschlan­ds.“
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Foto: Gemeinde Jettingen-Scheppach Hans Reichhart (links) freut sich über das auf diesem Bild noch unfertige Werk des Künstlers Hermann Bigelmayr.

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