Barbara Rütting ist tot
Die Schauspielerin und Aktivistin stirbt im Alter von 92 Jahren
Michelrieth Der Filmklassiker „Geierwally“machte sie einst berühmt. Das war 1956. Vor zwei Jahren sah Hauptdarstellerin Barbara Rütting ihn erstmals in einem Kinosaal, und zwar im unterfränkischen Marktheidenfeld. „Wir sind uns charakterlich sehr ähnlich – leidenschaftlich und störrisch, eifersüchtig und rachsüchtig bis zur Schmerzgrenze“, sagte sie damals. Drei Monate später zog sich der ehemalige Filmstar, der sich auch als Tierschützerin, Buchautorin und Politikerin einen Namen gemacht hatte, aus der Öffentlichkeit zurück und nahm sich eine Auszeit. Am vergangenen Samstag ist Barbara Rütting nun im Alter von 92 Jahren gestorben.
„Bei meinem ständigen Kampf für eine bessere Welt sind die schönen Dinge des Lebens leider zu kurz gekommen und meine Gesundheit hat gelitten. Das wird jetzt anders“, hatte Rütting im Juni 2018 angekündigt. Sie wolle keine Interviews mehr geben, keine Vorträge mehr halten und an keinen Demonstrationen
mehr teilnehmen. Einmal meldete sie sich noch zu Wort. Vor einem Jahr setzte sich Rütting gewohnt vehement für ihr Lebensthema ein: „Seit Jahren beschäftige ich mich mit Selbstbestimmung und Sterbehilfe. Wie man selbstbestimmt lebt, aber vor allem auch: Wie man selbstbestimmt sein Leben beendet, wenn es keine Chance mehr auf Heilung gibt und die Schmerzen unerträglich sind“, zitierte die Abendzeitung sie vor einem Jahr.
Jahrzehntelang hatte sich die gebürtige Berlinerin für vegetarische Ernährung eingesetzt, für Umweltschutz und Tierrechte. 2003 war sie als 75-Jährige in den Bayerischen Landtag einzogen, 2008 war sie zwar wiedergewählt worden, hatte ihr Mandat aber 2009 wieder abgegeben. Ab dann unterstützte sie zunächst die Tierschutzpartei und schloss sich Ende 2016 schließlich der damals neu gegründeten V-Partei³ (für Veränderung, Vegetarier und Veganer) an, für die sie bei der Bundestagswahl im Jahr 2017 antrat.
Der letzte Eintrag auf ihrer Homepage ist keine fünf Monate alt. Darin erklärte sie mit Freude, dass ihr die Schirmherrschaft der Friedenskonferenz im Dezember in Erding angetragen wurde, was sie gerne annehme – allerdings als Schirmfrau. „Das weiche Wasser bricht den Stein“– der Leitgedanke der Konferenz und „der alten, oft totgesagten, aber durchaus lebendigen Friedensbewegung“werde Wirklichkeit werden, prophezeite sie, „eines Tages ...“.