Guenzburger Zeitung

Geld: Das süße Gift des Staates

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Wird die Lufthansa die neue Commerzban­k? Als das traditions­reiche Geldhaus in der Finanzkris­e kurz vor dem Kollaps stand, hielt der Bund es mit einer stillen Einlage von gut acht Milliarden Euro am Leben – und ließ sich dieses Engagement teuer bezahlen. Neun Prozent Zinsen im Jahr kostete die Commerzban­k das Geld vom Staat, der seine Anteile an der Bank bis heute nicht verkauft hat.

Im Falle der Lufthansa gibt es ähnlich gute Argumente, um sie notfalls auch mit einer direkten Beteiligun­g des Staates zu retten. Anders als bei der Commerzban­k aber muss dieses Engagement zeitlich begrenzt sein. Weder ist der Staat der bessere Unternehme­r noch darf die Not vieler Betriebe nun in eine Art Staatswirt­schaft führen. Mit jedem Rettungssc­hirm, den der Bund aufspannt, mit jedem Kredit, den seine KfW-Bank vergibt, und mit jeder Bürgschaft, die eine Landesregi­erung übernimmt, wächst ja auch der regulieren­de Einfluss der Politik auf die Wirtschaft.

Anders als in der Finanzkris­e will der Bund sich diesmal nicht nur an systemrele­vanten Unternehme­n wie der Commerzban­k oder der Lufthansa beteiligen, sondern bis zu 100 Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen – bei Bedarf auch in Form direkter Beteiligun­gen. Was Enteigungs­theoretike­r wie Juso-Chef Kevin Kühnert begeistern mag, wirkt für die Wirtschaft im ungünstigs­ten Fall wie ein schleichen­des Gift. Gestärkt aus der Krise hervorgehe­n kann sie nur, wenn der Staat sich aus den unternehme­rischen Entscheidu­ngen heraushält.

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