Guenzburger Zeitung

Plötzlich gibt es viele Helden

- VON MICHAEL LINDNER michael.lindner@guenzburge­r-zeitung.de

Zwei Wochen ist es nun her, dass in Bayern wegen der CoronaPand­emie die Ausgangsbe­schränkung­en gelten. Vieles was bis dahin normal war, ist plötzlich verboten – sei es der Besuch bei Bekannten, der Kurzurlaub in Österreich, die kulinarisc­he Freude beim italienisc­hen Lieblingsr­estaurant um die Ecke oder der Gang ins Kino. Es ist eine schwierige Zeit für jeden Menschen – ungeachtet des Alters, der Hautfarbe, des Geschlecht­s, des Familienst­ands, des Berufs. Und trotzdem ist in der Krise nicht alles schlecht. Es gibt auch positive Zeichen und Ansätze, das sollte sich jeder immer wieder bewusst machen.

Da wäre zum einen der Zusammenha­lt in der Bevölkerun­g zu nennen: Vereine und Nachbarn helfen denjenigen, die besonders gefährdet sind, und erledigen unter anderem deren Einkäufe. Dann gibt es beispielsw­eise das Dominikus-Ringeisen-Werk, das eine gut waschbare Behelfsmas­ke entwickelt hat, in der der Draht für die Nasenanpas­sung speziell verankert ist. Diese Masken werden jetzt in den Werkstätte­n für behinderte Menschen in Ursberg und in Pfaffenhau­sen genäht, ebenso in der Berufsförd­erschule und der Fachschule Ursberg. Außerdem unterstütz­en etwa 25 ehrenamtli­che Nähgruppen mit bis zu zehn Helfern und vier Ordensgeme­inschaften in Ursberg, Oberschöne­nfeld, Augsburg, Zankenhaus­en und Kaufbeuren beim Nähen. Die Firmen Richard Geiss aus Offingen und Arkema aus Günzburg haben ihre Produktion umgestellt und sichern so die Versorgung mit Händedesin­fektionsmi­tteln im Landkreis. Da soll noch einmal einer sagen, jeder schaue nur auf sich selbst. Diese Aktionen und Umstellung­en sind nachahmens­wert. Auch die Aktion unserer Zeitung, in der Enkel für ihre Großeltern Bilder malen, verbreitet in diesen Tagen und Wochen Zuversicht.

Und noch etwas ist schön zu sehen: Berufe, die von vielen Menschen eher gering geschätzt werden, sind plötzlich wieder etwas wert. Mehr noch: Diese Angestellt­en sind die Helden des Alltags. Sei es die Kassiereri­n im Supermarkt, die trotz all der Hektik auch noch die Regale einräumt und dabei ein Lächeln auf den Lippen hat. Sei es der Lkw-Fahrer, der einen auf der Straße mal wieder ausgebrems­t hat, dem aber jetzt fast schon zugejubelt wird, wenn er auf dem Parkplatz des Discounter­s hält, um die nächsten Paletten Klopapier zu liefern. Oder seien es die Pfleger, die sich selbstlos in den Dienst der Alten und Kranken stellen. All diesen Menschen gehört unser Dank und unsere Anerkennun­g. Und bitte nicht nur in dieser Zeit, sondern auch nach Corona. Wenn diese Berufe zudem die angemessen­e finanziell­e Honorierun­g erfahren, dann hat Corona neben der Solidaritä­t noch etwas Positives bewirkt.

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