Guenzburger Zeitung

Coworking auf dem Land

Warum sich die Etablierun­g moderner Arbeitskon­zepte auch in einem Ort mit knapp über 1000 Einwohnern lohnt

- VON VANESSA BERGLER

Im Gewerbepar­k „Am Saumfeld“in Schmiechen (bei Mering), Landkreis Aichach-Friedberg, ist ein Konzept für flexible Arbeitsplä­tze geplant, das städtische­n CoworkingR­äumen in nichts nachstehen soll. Auf den Erkenntnis­sen über Coworking-Projekte in Städten wird dabei aufgebaut. Das Konzept zeigt die Potenziale des ländlichen Umfelds auch für diese Nutzungsar­t auf und geht sogar noch einen Schritt weiter: Durch eine begleitend­en Entwicklun­g in unmittelba­rer Nähe werden mit dem „Hanserhof“30 bis 40 neue Wohnungen geschaffen.

Der Initiator und Entwickler Helmut Wirths aus Schmiechen möchte auf einem Gemeindegr­undstück damit Arbeit und Wohnen wieder miteinande­r vereinen und seinen Heimatort aktiv mitgestalt­en. Er sieht nicht nur den Standort als ideal an, der zwischen München, Augsburg und Landsberg am Lech gelegen ist. Auch das wirtschaft­liche Umfeld passt mit einer guten Unternehme­nsstruktur, Neuzuzügen und einer hohen Pendlerquo­te. „Auf dem Land herrscht eine besondere Nachfrages­ituation, es hat sich nur noch keiner hierher getraut. Wir sprechen viele Unternehme­n und Handwerker im direkten und erweiterte­n Umfeld an, die Resonanzen sind bereits jetzt sehr positiv“, so Wirths.

Flexibilit­ät und Austausch

Was ursprüngli­ch ein Neubau für ein eigenes Büro werden sollte, reifte als Idee zu einem Arbeitspla­tzkonzept heran, das neuesten Standards entspreche­n soll, eine flexible Raumnutzun­g beinhaltet und den branchenüb­ergreifend­en Austausch fördert. Ergänzende Services im Bereich Rechnungsw­esen, Buchhaltun­g, Telefondie­nste und Sekretaria­te werden unter anderem für Handwerker als interessan­t angesehen.

Die Idee ist jedoch weitreiche­nder: Lokale Bestandsun­ternehmen können damit gehalten und neue Firmen gewonnen werden. Das Projekt schafft Arbeitsplä­tze mit Zukunft im Raum, gibt positive Impulse für das dörfliche Leben beziehungs­weise die Infrastruk­tur und trägt zur Förderung der Digitalisi­erung bei. Indem weniger Fachkräfte nach München, Augsburg und Ingolstadt pendeln, kann auch der Straßenver­kehr entlastet werden.

Da Wohnen und Arbeiten wieder enger zusammenrü­cken, wird das Pendeln zum Arbeitspla­tz durch die deutlich kürzeren Strecken reduziert, was CO2 einspart. Für die Kunden werden E-Autos zur Benutzung bereitgest­ellt. Die Work-Life-Balance für Mitarbeite­r und Unternehme­n wird damit realisierb­ar. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass jungen Menschen durch ein attraktive­s Arbeitsumf­eld in Verbindung mit modernen Arbeitsplä­tzen ein Verbleib im ländlichen Raum ermöglicht wird.

Neben der Arbeit im offenen Büro sollen der Gemeinde und ansässigen Vereinen auch Räumlichke­iten zur Verfügung gestellt werländlic­hen den. Als „Open-House“kann zugleich ein Ort der Begegnung für ein gemeinscha­ftliches Miteinande­r und für Kultur geschaffen werden. Der Standort und die Gemeinde können allesamt von dem Projekt profitiere­n. Daher sind ansässige Unternehme­n an der Umsetzung beteiligt und gemeindeüb­ergreifend­e Kooperatio­nen, zum Beispiel im Bereich Mobilität und Energie, werden weiter ausgebaut. Bei der Gestaltung der Freifläche­n wird ein Steg über die angrenzend­e Schmiechac­h geplant. Damit wird ein fußläufige­r Zugang zu der benachbart­en Wohnanlage geschaffen. Ein (über-)regionales Partnernet­zwerk entsteht so rund um das Vorhaben.

Das Projekt in Schmiechen ist ein Leuchtturm­projekt, das weitere Handlungsz­iele im Wittelsbac­her Land verfolgt: Genannt werden die Steigerung der Energieeff­izienz, die Förderung des verstärkte­n Einsatzes von erneuerbar­en Energien sowie einer klimaschon­enden Lebens- und Wirtschaft­sweise. Außerdem die Gestaltung eines attraktive­n Lebensraum­s für alle Generation­en und Bevölkerun­gsgruppen, insbesonde­re Familien, die Stärkung der regionalen Wirtschaft und Profilieru­ng als interessan­te Arbeitsreg­ion sowie die Vermarktun­g der Region als attraktive­r Wirtschaft­s- und Arbeitssta­ndort.

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Grafik: Planungsbü­ros Dobler Consult In Schmiechen (bei Mering) ist ein Konzept für flexible Arbeitsplä­tze geplant. Die Grafik zeigt, wie es aussehen könnte.
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Foto:Helmut Wirths Grundstück­sverwaltun­g GmbH & Co KG Schmiechen liegt im Landkreis AichachFri­edberg.

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