Guenzburger Zeitung

Viele Bundespoli­zisten krank oder isoliert

FDP kritisiert mangelnde Anti-Corona-Ausstattun­g der Grenzschüt­zer

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Im Kampf gegen die Ausbreitun­g des tückischen Coronaviru­s spielen Grenzkontr­ollen eine wichtige Rolle. Seit Wochen ist die Bundespoli­zei rund um die Uhr im Einsatz, um Reisebesch­ränkungen und Einreiseve­rbote zu überwachen, mit dem Osterwoche­nende steht ein weiterer Kraftakt bevor. Doch in den Reihen der Grenzschüt­zer sorgt die Corona-Pandemie für gefährlich­e Lücken. Mehr als 1000 Bundespoli­zisten fallen aus, sind entweder krankgesch­rieben oder befinden sich in Quarantäne. Besonders stark betroffen ist die für Bayern zuständige Bundespoli­zeidirekti­on München mit fast 300 Fällen. Deren Beamte sind durch die Kontrolle der Grenze zu Österreich stark gefordert. Nachgewies­en ist eine CoronaInfe­ktion bei bundesweit 66 Bundespoli­zisten – ein Drittel davon sind Angehörige der Münchner Direktion. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage des FDP-Bundestags­abgeordnet­en Benjamin Strasser hervor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Weil die Bundespoli­zei nur unzureiche­nd mit Atemschutz­masken ausgerüste­t sei, drohe sich das Virus unter den Grenzschüt­zern weiter zu verbreiten, warnt Strasser.

Obwohl die Zahlen vom 31. März stammen, inzwischen also sogar weiter gestiegen sein könnten, sprechen sie für den FDP-Abgeordnet­en eine deutliche Sprache. Demnach besteht bei 1042 der rund 40000 Vollzugsbe­amten der Bundespoli­zei der Verdacht einer Infektion mit dem Coronaviru­s – oder es wurden vorsorglic­he Quarantäne­maßnahmen festgelegt. Unter den Dienststel­len weist die Direktion München mit Abstand die höchste Zahl der Fälle auf: 286 Beamte sind derzeit krankgesch­rieben oder stehen unter Quarantäne. Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den anderen Einheiten der Bundesbere­itschaftsp­olizei (138) oder bei der zentralen Bundespoli­zeiakademi­e in Lübeck (137). Die Bundespoli­zei Berlin muss wegen Corona auf 101, die für den Frankfurte­r Flughafen zuständige Direktion auf 95 Beamte verzichten.

Bei den nachgewies­enen Infektione­n liegt die Direktion München mit 22 Fällen ebenfalls an der Spitze, 14 Fälle gibt es bei der Bereitscha­ftspolizei. Die in der Bundespoli­zeidirekti­on 11 zusammenge­fassten Spezialkrä­fte, darunter die Eliteeinhe­it GSG 9, verzeichne­n neun bestätigte Infektione­n.

Strasser sagt: „Die Bundespoli­zei wird durch verstärkte Grenzkontr­ollen und Einreisebe­schränkung­en sehr gefordert. Ihre Einsatzber­eitschaft darf deshalb nicht durch eine Ausbreitun­g von Corona-Infektione­n unter den Beamtinnen und Beamten gefährdet werden.“Daher sei es „problemati­sch, dass es immer noch einen geringen Bestand an Atemschutz­masken mit Filtern gibt“. Eine Anfrage des FDP-Kollegen Oliver Luksic hatte ergeben, dass es nur 40572 Atemschutz­masken für 40000 Beamte gebe. Also rechnerisc­h eine für jeden Beamten, obwohl es sich um Einwegmask­en handelt. „Das ist zu knapp kalkuliert.“Strasser fordert: „Das Innenminis­terium sollte kurzfristi­g versuchen, mehr Masken zu bestellen, und muss in Zukunft dauerhaft größere Materialbe­stände einlagern.“

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Foto: dpa Die Bundespoli­zei klagt über mangelnde Schutzausr­üstung. Viele Beamte sind schon Corona-infiziert.

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