Wertstoffhöfe öffnen bald wieder
Wegen Corona können unter anderem Abfälle aus dem heimischen Garten nicht mehr entsorgt werden, doch das ist bald vorbei. Worauf man sich nun bei der Abgabe einstellen muss und warum der Müll nicht im Wald landen darf
Landkreis Die Ausgangsbeschränkungen in Bayern wegen des Coronavirus haben viele Folgen: Menschen sterben durch das Virus, Geschäfte sind geschlossen, viele bangen um ihre Existenz – auch wegen der zunehmenden Kurzarbeit. Immer mehr Menschen sind also zu Hause, sie räumen ihr eigenes Heim auf, bringen den Garten auf Vordermann oder nutzen die Gelegenheit, um einmal den Keller oder Dachboden auszumisten. Viel von dem Gerümpel muss auf dem Wertstoffhof entsorgt werden. Und damit beginnt das Problem, denn: Die Wertstoffhöfe im Landkreis Günzburg haben seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 21. März geschlossen. Doch jetzt ist ein Ende in Sicht.
Ausgewählte Wertstoffhöfe im Landkreis Günzburg werden ab Mittwoch, 15. April, wieder geöffnet haben, teilt Bernd Oehler, Vizechef des Kreisabfallwirtschaftsbetriebs im Landkreis, auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Wie viele der 21 Wertstoffhöfe das sein werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt dem Vernehmen nach noch nicht fest. „Auf keinen Fall sind es alle. Es werden allerdings mehr als im Landkreis Unterallgäu sein“, sagt Oehler. Dort sind momentan sieben Wertstoffhöfe geöffnet.
Im Landkreis Neu-Ulm können hingegen fast alle Wertstoffhöfe angefahren werden. Im heimischen Landkreis sind derzeit alle geschlossen, obwohl Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am 2. April deutliche Worte für solch ein Vorgehen fand: „Wie mir aus der Presse, aber auch zahlreichen Bürgerzuschriften bekannt ist, hat offenbar eine nicht geringe Zahl der Gemeinden und Landkreise in Bayern ihre Wertstoffhöfe teilweise sogar bis nach den Osterferien komplett geschlossen. Das kann ich nicht akzeptieren. Es ist der erklärte Wille der Staatsregierung, dass die Abfallwirtschaft und das Recycling von Wertstoffen unbedingt weiterlaufen müssen. Deshalb erwarte ich von den Kommunen, dass sie die Wertstoffhöfe offenhalten und hierbei selbstverständlich für einen zureichenden Infektionsschutz sorgen.“
Oehler erklärt im Gespräch, dass die Schließung zum damaligen Zeitpunkt „die einzig richtige Möglichkeit gewesen sei – zum Schutz der Mitarbeiter und der Anliefernden“. Die Wertstoffhöfe seien demnach förmlich überrannt worden. Den vorgeschriebenen Mindestabstand einzuhalten, sei unmöglich gewesen.
Ab Mittwoch also ist nun im Landkreis Günzburg alles wieder ganz anders: Mehrere Wertstoffhöfe werden von Mittwoch bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 15 Uhr öffnen. In wird es eine Sonderregelung geben: Dort ist von Mittwoch bis Freitag von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Der Grund für diese Abweichung liegt auf der Hand: Dort ist seit einigen Tagen eine zentrale Abstrichstelle eingerichtet. Damit eventuell Infizierte nicht mit gesunden Menschen aufeinandertreffen, sei diese Regelung nötig geworden, erzählt Oehler.
Der Vizechef des Kreisabfallwirtschaftsbetriebs hat anstrengende Tage hinter sich. Eine riesige Vorplanung sei nötig, um einen Teil der Wertstoffhöfe nun wieder öffnen zu können. Die Gespräche diesbezüglich laufen seit vergangenen Freitag. Darin eingebunden sind unter anderem Landrat Hubert Hafner und die Führungsgruppe Katastrophenschutz. Etwas, das von Anfang an klar wird, ist nun beschlossen: Es wird Zugangsbeschränkungen zu den einzelnen Wertstoffhöfen geben. Es darf also nur eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen gleichzeitig auf das jeweilige Gelände fahren und dort den Müll abliefern. „Das ist eine gute Lösung, um alles langsam wieder hochzufahren“, gibt sich Oehler überzeugt. Die restlichen Fahrzeuge müssen vor dem Hof warten. Aus diesem Grund sollen zunächst nur die Annahmestellen geöffnet werden, die über eine entsprechend längere Zufahrt verfügen, sodass bei einem eventuellen Stau der umliegende Verkehr nicht weiter beeinträchtigt wird.
Die ab Mittwoch geöffneten Wertstoffhöfe werden sich flächendeckend über den Landkreis verteilen. „Wie viele geöffnet sind, hängt von der personellen Besetzung ab“, sagt Oehler. Denn viele Mitarbeiter sind Rentner, die deshalb vor dem Virus besonders geschützt werden müssen. Außerdem sollen die Mitarbeiter mit Atemschutzmasken ausgestattet werden.
An den einzelnen Wertstoffhöfen dürfen zunächst nur bestimmte Materialien angeliefert werden. Auf drei solcher sogenannten „Fraktionen“
hat sich die Expertengruppe nun festgelegt: Es handelt sich um pflanzliche Abfälle, um Leichtverpackungen – also all das, was in der Gelben Tonne ist – sowie um Papier, Pappe und Kartonagen. Außerdem wird an jedem geöffneten Wertstoffhof nur eine bestimmte Fraktion angenommen. „Das geht sonst logistisch nicht“, sagt Oehler. Welcher Wertstoffhof was aufnimmt, wird derzeit noch erarbeitet und schnellstmöglich der Bevölkerung mitgeteilt.
Um den Mindestabstand zwischen den einzelnen Personen auf den Wertstoffhöfen zu gewährleisLeipheim ten, müssen einzelne Container auf dem jeweiligen Gelände umgesiedelt oder ganz abgezogen werden. Es gibt zudem Hinweisschilder und Absperrbänder. „Wir machen es uns nicht einfach und wollen die Anlieferung so sicher wie möglich gestalten“, sagt Oehler. „Wir müssen aber auch auf das Verständnis der Menschen bauen, dass sie auch wirklich warten, bis sie auf den Wertstoffhof können und dort den Abstand zu den Mitmenschen einhalten.“Wer seinen Sperrmüll entsorgen möchte, der hat wie gewohnt die Möglichkeit, eine solche Abfuhr zu beantragen; deren Entsorgung ist nämlich auf den Wertstoffhöfen auch in der nächsten Woche nicht möglich.
Oehler weist darauf hin, dass die Abfallentsorgung im Landkreis gesichert ist. Die Gelbe sowie die Blaue Tonne werden monatlich einmal geleert. Die Biomülltonne wird ab dem 14. April sogar im wöchentlichen und nicht mehr 14-tägigen Rhythmus geleert. Die häufigere Leerung habe man vom Mai vorgezogen, um Probleme mit dem Grüngut abzufangen. Im Landkreis kam es in den vergangenen Tagen vor, dass manche Menschen ihren Grünund Baumschnitt einfach im Wald ablagerten.
Das ärgerte unter anderem Hans Reichhart, Bürgermeister von Jettingen-Scheppach. „Es kann doch nicht sein, dass die Natur unter der jetzigen Situation leiden muss!“Er selbst habe schon einige Müllsäcke voll mit Grüngut in der Region bemerkt. Gartenbesitzer entsorgen dies oft im Glauben, man füge der Natur keinen Schaden zu, da es sich um natürlich abbaubares Material handelt. Diese Art der Entsorgung ist illegal: Grünschnitt, Gras und Laub gelten als Abfall und dürfen nicht in den Wald gekippt werden. Mit den Gartenabfällen landen mehr Nährstoffe im Wald und das sensible Gleichgewicht gerät durcheinander.
Als Folge vermehren sich stickstoffliebende Pflanzen wie Brennnesseln oder Brombeersträucher und verdrängen standorttypische Arten wie Veilchen. Wo sich Grasund Strauchschnitt am Waldrand türmen, ersticken sie die anderen Pflanzen und die verrottenden Gartenabfälle belasten den Boden und das Grundwasser.
Es drohen sogar hohe Bußgelder: Wer einen Eimer voll mit Grüngut ablädt, muss nach derzeitiger Rechtslage in Bayern zwischen zehn und 35 Euro zahlen, bei einem Kofferraum voll sind es bereits 50 Euro. Das Bußgeld kann sogar bis auf einen vierstelligen Betrag steigen. Was also tun?
Für Bernd Oehler gibt es nur zwei Alternativen: Entweder den Grünschnitt im eigenen Garten zwischenlagern oder alles wachsen lassen und erst schneiden, wenn die Entsorgung wieder möglich ist. Und dies ist ab Mittwoch im Landkreis Günzburg der Fall.
„Wir wollen die Anlieferung so sicher wie möglich gestalten.“
Bernd Oehler, Kreisabfallwirtschaftsbetrieb