Wie CT-Geräte bei der Diagnose helfen können
In welchen Fällen die Computertomografen in den Kreiskliniken in Günzburg und Krumbach zum Einsatz kommen und was sie alles für die Patienten leisten können
In welchen Fällen die Computertomografen in Zeiten von Corona in den Kreiskliniken zum Einsatz kommen.
Krumbach/Günzburg Wie werden im Landkreis Günzburg Corona-Verdachtsfälle abgeklärt? Manche dieser Fälle wurden mit einem Verfahren herausgefunden, das ein Ergebnis mitunter schneller bringt als der reine Rachenabstrichtest. Und dabei spielen die CT-Geräte in der Krumbacher und Günzburger Kreisklinik eine wichtige Rolle.
Der sogenannte PCR-Test, der das Coronavirus nachweist, muss erst ins Labor geschickt und ausgewertet werden. Es kann 24 Stunden bis mehrere Tage dauern, bis ein Testergebnis vorliegt. Kommt zum Beispiel in Krumbach oder Günzburg ein Patient mit sehr starken Erkältungsbeschwerden in der Klinik an, so wird er sofort noch im Eingangsbereich des Krankenhauses von einem Arzt begutachtet und die Diagnosekette läuft an. Zuerst wird ein PCR-Test gemacht. Hat der Patient aber schwere Krankheitssymptome, die auf Covid-19 hindeuten, wie Atemnot, eine hohe Herzfrequenz und einen niedrigen Blutdruck, so kann beim diagnostischen
Vorgehen ebenso – sofern der Patient einverstanden ist – ein sogenanntes natives Low-Dose-CT (LDCT) im Computertomografen (CT) gefertigt werden. Dieses bildgebende Verfahren ohne Kontrastmittel, ähnlich einer Röntgenaufnahme, gibt einen Hinweis auf die Schwere der Erkrankung und auch darauf, ob der Patient möglicherweise Covid-19 hat, wie die vom Coronavirus ausgelöste Krankheit heißt. Ein CT arbeitet auch mit Röntgenstrahlen, doch sind die Schnittbilder viel genauer als eine herkömmliche Röntgenaufnahme, da Schatten anderer Organe das Bild dessen, was betrachtet werden soll, nicht stören.
Chefarzt Dr. Sebastian Hafner von der Klinik in Krumbach erklärt, dass man an den charakteristischen wolkigen, milchglasartigen Infiltraten in der Lunge die Erkrankung
Covid-19 auf dem Bild deutlich erkennen könne. „Je ausgeprägter diese Infiltrate sind, desto schwerer verläuft die Erkrankung“, sagt er. Mit dem Computertomografen habe man ein diagnostisches Instrument, das rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche zur Verfügung stehe und ein sofort verfügbares Ergebnis sicherstelle, so Hafner.
Dr. Volker Rehbein, der Vorstand der Kreiskliniken GünzburgKrumbach, relativiert allerdings: Ein CT gehe mit einer Strahlenbelastung für den Menschen einher und könne nicht einfach für Massenuntersuchungen (Screening) genutzt werden. Eine CT sei eine eingreifende Untersuchung, der immer auch eine klare Indikation vorausgehen müsse, und die müsse dann
mehr sein als ein kleines Krächzen im Hals, so Rehbein. Er verdeutlicht, dass man nicht einfach sagen könne, man schiebe jeden, der mit Erkältungssymptomen ins Krankenhaus komme, mal schnell durch den CT, um zu erfahren, ob er mit dem Coronavirus infiziert ist.
Auch in Günzburg wird der CT zusätzlich zur Diagnose von Covid-19 genutzt. Man habe alle wählbaren, nicht notwendigen CTs verschoben, um für Corona-Patienten gerüstet zu sein, erklärt Dr. Martin Wegener, Chefradiologe der Kreisklinik in Günzburg. Das gelte auch für das Krankenhaus in Krumbach. Etwa 7000 Cts werden jährlich in den beiden Kliniken erstellt, in Corona-Zeiten habe man die Untersuchungen um zwei Drittel reduziert.
Viele Eingriffe wurden abgesagt, auch werde im Moment in den Kliniken nicht so viel wie sonst operiert – daher fielen für die Operationen benötigte Computertomografien auch weg, erklärt der 53-Jährige.
Der Günzburger CT steht für stationäre und mit begrenztem Kontingent auch für ambulante Patienten zur Verfügung, den Krumbacher CT dürfen nach den Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) nur stationäre und Privatpatienten nutzen; ebenso sogenannte BG-Fälle, also etwa Opfer von Betriebsunfällen. Eine Nutzung für weitere Patienten, insbesondere Kassenpatienten, sei bei der KVB für Krumbach beantragt, so Rehbein. Eine Antwort stehe aber noch aus, sagt der Krumbacher Klinikschon manager Hermann Keller. Rehbein rechnet mit einer Antwort im nächsten Vierteljahr. Dass der CT dringend auch zur Diagnose gebraucht wird, wurde vor ein paar Tagen deutlich: Wie Oberärztin Dr. Susanne Dürr von der Radiologie in der Kreisklinik Krumbach berichtet, kam eine Person mittags ins Krankenhaus, der es bereits sehr schlecht ging. Da habe man am frühen Abend die CT gemacht und konnte schwere Veränderungen des Lungengewebes erkennen.
In der Nacht hat man die Person dann ins Corona-Krankenhaus nach Günzburg verlegen müssen, weil sich deren Zustand rasant verschlechtert habe. Man mache die CT, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, wann man einen Patienten verlegen müsse, damit er früh genug beatmet werden könne. Ein weiterer Grund sei, dass man sehr früh die Schwere der Erkrankung einschätzen könne, erklärt die Radiologin. Mit dem CT alleine könne man Covid-19 aber nicht diagnostizieren. Man brauche bei solchen Patienten dann auch immer noch serielle PCR-Tests im Abstand von zwei bis
Ein Hinweis auf die Schwere der Erkrankung
Weitere Tests sind nötig
drei Tagen, um klar herauszufinden, ob die Person mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sei. Ebenso müsse man aus dem Gesamtbild schließen, ob nicht eine andere Lungenerkrankung vorliegen könne als Covid-19. In Krumbach seien zuletzt in der Corona-Krise bei etwa zehn CTs zwei typische Covid19-Fälle diagnostiziert worden, so Dürr.
Vor einigen Tagen lag nach Angaben Rehbeins ein Patient, der gesichert an Covid-19 erkrankt ist, beatmet auf der Intensivstation des Günzburger Krankenhauses, ein weiterer Verdachtsfall war dort ebenfalls an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Zwei Corona-Verdachtsfälle lagen ebenfalls auf der Intensivstation. Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Rehbein, dass sich die Zahlen stündlich ändern könnten.