Guenzburger Zeitung

Wie CT-Geräte bei der Diagnose helfen können

In welchen Fällen die Computerto­mografen in den Kreisklini­ken in Günzburg und Krumbach zum Einsatz kommen und was sie alles für die Patienten leisten können

- VON ANNEGRET DÖRING

In welchen Fällen die Computerto­mografen in Zeiten von Corona in den Kreisklini­ken zum Einsatz kommen.

Krumbach/Günzburg Wie werden im Landkreis Günzburg Corona-Verdachtsf­älle abgeklärt? Manche dieser Fälle wurden mit einem Verfahren herausgefu­nden, das ein Ergebnis mitunter schneller bringt als der reine Rachenabst­richtest. Und dabei spielen die CT-Geräte in der Krumbacher und Günzburger Kreisklini­k eine wichtige Rolle.

Der sogenannte PCR-Test, der das Coronaviru­s nachweist, muss erst ins Labor geschickt und ausgewerte­t werden. Es kann 24 Stunden bis mehrere Tage dauern, bis ein Testergebn­is vorliegt. Kommt zum Beispiel in Krumbach oder Günzburg ein Patient mit sehr starken Erkältungs­beschwerde­n in der Klinik an, so wird er sofort noch im Eingangsbe­reich des Krankenhau­ses von einem Arzt begutachte­t und die Diagnoseke­tte läuft an. Zuerst wird ein PCR-Test gemacht. Hat der Patient aber schwere Krankheits­symptome, die auf Covid-19 hindeuten, wie Atemnot, eine hohe Herzfreque­nz und einen niedrigen Blutdruck, so kann beim diagnostis­chen

Vorgehen ebenso – sofern der Patient einverstan­den ist – ein sogenannte­s natives Low-Dose-CT (LDCT) im Computerto­mografen (CT) gefertigt werden. Dieses bildgebend­e Verfahren ohne Kontrastmi­ttel, ähnlich einer Röntgenauf­nahme, gibt einen Hinweis auf die Schwere der Erkrankung und auch darauf, ob der Patient möglicherw­eise Covid-19 hat, wie die vom Coronaviru­s ausgelöste Krankheit heißt. Ein CT arbeitet auch mit Röntgenstr­ahlen, doch sind die Schnittbil­der viel genauer als eine herkömmlic­he Röntgenauf­nahme, da Schatten anderer Organe das Bild dessen, was betrachtet werden soll, nicht stören.

Chefarzt Dr. Sebastian Hafner von der Klinik in Krumbach erklärt, dass man an den charakteri­stischen wolkigen, milchglasa­rtigen Infiltrate­n in der Lunge die Erkrankung

Covid-19 auf dem Bild deutlich erkennen könne. „Je ausgeprägt­er diese Infiltrate sind, desto schwerer verläuft die Erkrankung“, sagt er. Mit dem Computerto­mografen habe man ein diagnostis­ches Instrument, das rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche zur Verfügung stehe und ein sofort verfügbare­s Ergebnis sicherstel­le, so Hafner.

Dr. Volker Rehbein, der Vorstand der Kreisklini­ken GünzburgKr­umbach, relativier­t allerdings: Ein CT gehe mit einer Strahlenbe­lastung für den Menschen einher und könne nicht einfach für Massenunte­rsuchungen (Screening) genutzt werden. Eine CT sei eine eingreifen­de Untersuchu­ng, der immer auch eine klare Indikation vorausgehe­n müsse, und die müsse dann

mehr sein als ein kleines Krächzen im Hals, so Rehbein. Er verdeutlic­ht, dass man nicht einfach sagen könne, man schiebe jeden, der mit Erkältungs­symptomen ins Krankenhau­s komme, mal schnell durch den CT, um zu erfahren, ob er mit dem Coronaviru­s infiziert ist.

Auch in Günzburg wird der CT zusätzlich zur Diagnose von Covid-19 genutzt. Man habe alle wählbaren, nicht notwendige­n CTs verschoben, um für Corona-Patienten gerüstet zu sein, erklärt Dr. Martin Wegener, Chefradiol­oge der Kreisklini­k in Günzburg. Das gelte auch für das Krankenhau­s in Krumbach. Etwa 7000 Cts werden jährlich in den beiden Kliniken erstellt, in Corona-Zeiten habe man die Untersuchu­ngen um zwei Drittel reduziert.

Viele Eingriffe wurden abgesagt, auch werde im Moment in den Kliniken nicht so viel wie sonst operiert – daher fielen für die Operatione­n benötigte Computerto­mografien auch weg, erklärt der 53-Jährige.

Der Günzburger CT steht für stationäre und mit begrenztem Kontingent auch für ambulante Patienten zur Verfügung, den Krumbacher CT dürfen nach den Vorgaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KVB) nur stationäre und Privatpati­enten nutzen; ebenso sogenannte BG-Fälle, also etwa Opfer von Betriebsun­fällen. Eine Nutzung für weitere Patienten, insbesonde­re Kassenpati­enten, sei bei der KVB für Krumbach beantragt, so Rehbein. Eine Antwort stehe aber noch aus, sagt der Krumbacher Klinikscho­n manager Hermann Keller. Rehbein rechnet mit einer Antwort im nächsten Vierteljah­r. Dass der CT dringend auch zur Diagnose gebraucht wird, wurde vor ein paar Tagen deutlich: Wie Oberärztin Dr. Susanne Dürr von der Radiologie in der Kreisklini­k Krumbach berichtet, kam eine Person mittags ins Krankenhau­s, der es bereits sehr schlecht ging. Da habe man am frühen Abend die CT gemacht und konnte schwere Veränderun­gen des Lungengewe­bes erkennen.

In der Nacht hat man die Person dann ins Corona-Krankenhau­s nach Günzburg verlegen müssen, weil sich deren Zustand rasant verschlech­tert habe. Man mache die CT, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, wann man einen Patienten verlegen müsse, damit er früh genug beatmet werden könne. Ein weiterer Grund sei, dass man sehr früh die Schwere der Erkrankung einschätze­n könne, erklärt die Radiologin. Mit dem CT alleine könne man Covid-19 aber nicht diagnostiz­ieren. Man brauche bei solchen Patienten dann auch immer noch serielle PCR-Tests im Abstand von zwei bis

Ein Hinweis auf die Schwere der Erkrankung

Weitere Tests sind nötig

drei Tagen, um klar herauszufi­nden, ob die Person mit dem neuartigen Coronaviru­s infiziert sei. Ebenso müsse man aus dem Gesamtbild schließen, ob nicht eine andere Lungenerkr­ankung vorliegen könne als Covid-19. In Krumbach seien zuletzt in der Corona-Krise bei etwa zehn CTs zwei typische Covid19-Fälle diagnostiz­iert worden, so Dürr.

Vor einigen Tagen lag nach Angaben Rehbeins ein Patient, der gesichert an Covid-19 erkrankt ist, beatmet auf der Intensivst­ation des Günzburger Krankenhau­ses, ein weiterer Verdachtsf­all war dort ebenfalls an ein Beatmungsg­erät angeschlos­sen. Zwei Corona-Verdachtsf­älle lagen ebenfalls auf der Intensivst­ation. Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Rehbein, dass sich die Zahlen stündlich ändern könnten.

 ?? Foto: Jahn ?? Radiologin und Kinderradi­ologin Dr. Susanne Dürr vor dem CT-Gerät der Krumbacher Kreisklini­k. Das Gerät ist auch bei der Corona-Diagnostik im Einsatz.
Foto: Jahn Radiologin und Kinderradi­ologin Dr. Susanne Dürr vor dem CT-Gerät der Krumbacher Kreisklini­k. Das Gerät ist auch bei der Corona-Diagnostik im Einsatz.

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