Guenzburger Zeitung

Corona hat Folgen für heimische Brauereien

Auch Autenriede­r und die Günzburger Radbrauere­i treffen die Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens. Wie die Chefs der beiden Traditions­unternehme­n damit umgehen und warum sie trotz allem optimistis­ch bleiben

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Feste und Bier – das gehört zusammen. Derzeit sind keine erlaubt. Wie geht es den Brauereien in Autenried und Günzburg?

Autenried/Günzburg Gaststätte­n dürfen seit geraumer Zeit Essen nur zum Mitnehmen anbieten, Kantinen sind geschlosse­n oder arbeiten im Notbetrieb, Feste wurden abgesagt – Bereiche des öffentlich­en Lebens, die zu den wichtigen Absatzmärk­ten für Brauereien gehören. So auch für die Schlossbra­uerei im Ichenhause­r Stadtteil Autenried. Chef ist dort Rudolf Feuchtmayr, und er sagt, dass in der Brauerei und dem Mineralbru­nnen der Umsatzausf­all derzeit bei 30 Prozent liege, im Gasthof und Hotel bei 100 Prozent. Konkrete Zahlen möchte er nicht nennen, aber die wirtschaft­lichen Auswirkung­en auf das Unternehme­n seien natürlich immens.

In Gasthof und Hotel sind die Mitarbeite­r in Kurzarbeit, in der Brauerei und beim Mineralbru­nnen wurden Überstunde­n und alte Urlaubstag­e abgebaut, aber auch hier sowie in weiteren Bereichen läuft es ebenfalls auf Kurzarbeit hinaus, wenn die Gastronomi­e und Kantinen nicht bald wieder einen normalen Betrieb aufnehmen können. Wenn sie es dürfen, könne sich zumindest bei Autenriede­r vieles ebenfalls wieder normalisie­ren, „dann haben wir wieder einen Haufen Arbeit“. Den hätte man in anderen Zeiten auch an Ostern im Gasthof gehabt, „sonst wissen wir dann nicht, wie wir das personell schaffen sollen“, sagt Feuchtmayr. Aber etwas zum Mitnehmen anzubieten sei natürlich alles andere als ein Ersatz.

Der Mineralbru­nnen mit den alkoholfre­ien Erfrischun­gsgetränke­n hatte bei Autenriede­r das Geschäft mit der Brauerei schon vor Corona überholt, es liege etwa bei 60 zu 40 Prozent. Und am Anfang der Krise sei der Absatz gerade bei den Kantinenau­tomaten mit alkoholfre­ien Getränken noch gut gelaufen, zudem habe der Handel wesentlich mehr bestellt. Der eine Bereich falle nun zunehmend aus, weil Fabriken mitunter stillstehe­n, im anderen sei die Lage wieder normal. Was hingegen gut funktionie­re, sei der Heimservic­e. Drei Fahrzeuge des Fuhrparks seien allein dafür abgestellt, „so bekommen wir auch neue Kunden“. Wo Schatten sei, gebe es eben auch Licht. Insbesonde­re ältere Bürger nutzten das Angebot.

So schwierig die Lage auch ist, der Brauereich­ef hält nichts davon, vorschnell alle Beschränku­ngen zur der Pandemie wieder fallen zu lassen und so einen Rückfall zu riskieren. Wenn sich das Leben aber wieder normalisie­ren kann, hofft er darauf, dass die Menschen es „in vollen Zügen genießen“, das helfe letztlich auch der Gastronomi­e. Und die habe es derzeit sehr schwer. Neben dem eigenen Gasthaus hat Autenriede­r vier weitere gastronomi­sche Objekte, und man sei den Pächtern, die ohnehin schon gute Bedingunge­n durch die Brauerei hätten, entgegenge­kommen. Während die Krise das Unternehme­n selbst treffe – beispielsw­eise müssten Investitio­nen geschoben werden –, aber nicht gefährde, sehe es bei vielen Lokalen anders aus. Auch selbst sehe man, wo das Problem mitunter liegt: bei für den ganzen Sommer abgesagten Veranstalt­ungen und Tagungen sowie Feiern. Das eigene Brauereiho­ffest wurde ebenfalls gecancelt. Auch wenn beim Bier das Flaschenge­schäft für Autenriede­r die größere Rolle spielt, werden Feste vor allem mit Fässern beliefert. Auch wenn gerade nicht gefeiert wird und die Gastronomi­e zu kämpfen hat, wird weiter gebraut, der Handel muss schließlic­h beliefert werden. Es sei etwas weniger, „aber wir haben keinen Stillstand“. Man nutze die Zeit unter anderem, um aufgeschob­ene Arbeiten zu erledigen. Engpässe beim Leergut gebe es übrigens nicht, vor wenigen Wochen sei aber mehr gekauft als zurückgebr­acht worden.

Rudolf Feuchtmayr sieht die Priorität bei der Sicherung der Arbeitsplä­tze für seine insgesamt 85 Mitarbeite­r. Er hofft darauf, dass die Menschen aus der Krise lernen und wieder mehr die Regionalit­ät zu schätzen wissen. Das helfe dann wiederum dem eigenen Betrieb, wenn heimische Getränke gekauft werden, im Gasthof gefeiert wird und Urlauber ins Hotel kommen.

Im Gegensatz zu Autenriede­r konzentrie­rt sich die Günzburger Radbrauere­i auf Bier. Und hier sei beispielsw­eise der April ohnehin nicht der stärkste Monat, sagt Chef Georg L. Bucher. Sollte die Lage im Juli nicht besser werden, wäre das jedoch schon „katastroph­al“, wenngleich die Situation für das Unternehme­n nicht existenzge­fährdend sei. Auch wenn Medien derzeit häufig die Schließung einer Brauerei bei Würzburg für die Beschreibu­ng der Lage in der Branche heranzögen, so müsse doch allen, die sich näher daEindämmu­ng

Georg L. Bucher ist der Chef der Günzburger Radbrauere­i. Sie konzentrie­rt sich auf das Geschäft mit dem Bier.

mit beschäftig­en, klar sein: Corona sei dort nicht das Problem gewesen. Die Radbrauere­i selbst sei gesund und mit einem schlechten Jahr, mit dem zu rechnen sei, komme man zurecht. Auch sonst müssten schwache Monate ausgeglich­en werden.

Zudem sei sie in der glückliche­n Lage, nicht stark von der Gastronomi­e abhängig zu sein. Selbst hat sie zwei gastronomi­sche Objekte: eine Gaststätte am Günzburger Marktplatz, bei der man dem Pächter nun entgegenge­kommen sei, und eine kleine Pizzeria im Landkreis Dillingen, die ganz gut vom Mitnahmege­schäft weiterlebe­n könne. Gastronome­n, die außer Haus liefern, hatte die Brauerei zudem jeweils fünf Kisten Bier zukommen lassen, damit sie ihren Kunden noch etwas zum Essen dazugeben konnten. An der inzwischen beendeten Aktion hätten sich 13 Gastronome­n beteiligt.

Was man nicht unterschät­zen dürfe, sei der wegbrechen­de Bierumsatz durch das geschlosse­ne Legoland, und auch abgesagte Feste „tun einem weh“. Den selbst veranstalt­eten Triathlon in Günzburg hat die Brauerei auch abgesagt. Dafür laufe der Handel sehr gut, wobei nicht klar sei, ob das am Konsum

liege oder ob Märkte beziehungs­weise Kunden Getränke horten. Das gute Wetter spiele ebenfalls eine Rolle. Leergut sei in ausreichen­dem Maß vorhanden, volle Fässer nehme man dem Handel bei Bedarf wieder ab und gewähre eine Erstattung. Alles in allem betrage das Umsatzminu­s im April wohl 25 Prozent, sagt Bucher. Kurzarbeit habe man noch nicht angemeldet, der Außendiens­t arbeite aber im Homeoffice und es wurde eine zweiwöchig­e Sudpause eingelegt. Sollte sich die Lage nicht bald normalisie­ren, werde man wohl doch über Kurzarbeit nachdenken. Inklusive der Aushilfen beschäftig­t die Brauerei, die auch einen Heimservic­e anbietet, nach Buchers Worten 20 Leute. »Diese Woche

Anmerkung der Redaktion: Vor gut zwei Monaten, als Beschränku­ngen wegen des Virus kein Thema waren, hatten wir zuletzt über die Situation der Brauereien im Kreis berichtet. Die Klosterbra­uerei in Ursberg, die Engelbraue­rei in Waldstette­n, Hirschbräu in Leipheim sowie Postbräu in Thannhause­n wollten damals keine Auskunft geben beziehungs­weise antwortete­n nur mit einem Satz. Daher hat unsere Zeitung dieses Mal dort nicht angefragt.

 ?? Archivfoto­s: Bernhard Weizenegge­r ?? Bei der Schlossbra­uerei Autenried generiert der Mineralbru­nnen mehr Umsatz als die Brauerei selbst, sagt Chef Rudolf Feuchtmayr.
Archivfoto­s: Bernhard Weizenegge­r Bei der Schlossbra­uerei Autenried generiert der Mineralbru­nnen mehr Umsatz als die Brauerei selbst, sagt Chef Rudolf Feuchtmayr.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany