Gebet – das beste Mittel gegen Angst
Amanda Baur über das Leben hinter Klostermauern, schwere Schränke und Hoffnung
Bekannte und weniger bekannte Menschen aus dem Landkreis Günzburg geben an dieser Stelle in jeder Mittwochsund Samstagsausgabe ihr ganz persönliches Statement in CoronaZeiten ab. Heute teilt uns Schwester Amanda Baur, Priorin im Kloster Wettenhausen, ihre Gedanken mit.
Wettenhausen Mit großem Interesse verfolgten wir Schwestern die Entwicklung der Corona-Pandemie in den Medien. Gehören doch acht von uns zwölf Schwestern zur besonders gefährdeten Gruppe, wegen des hohen Alters. Gott sei Dank sind wir noch wohlauf! Wir halten uns natürlich an die gesetzlichen Vorschriften. Unser Kloster ist groß genug, sodass wir den nötigen Abstand zueinander haben können. Aber die Angst vor dem Sterben, vor dem Tod, befällt uns auch. Wir versuchen als gläubige Menschen, an unseren gütigen Gott zu glauben, der uns behütet und jederzeit begleitet, auch in der Todesstunde. Dies ist ein sehr großer Trost! Auch der Osterglaube, der uns durch die Lesungen der Heiligen Schrift deutlich wurde, gibt uns Hoffnung, dass es nach dem Tod weitergeht in ein wunderbares Leben bei Gott.
Das sind in dieser schwierigen Zeit keine frommen Sprüche, sondern Hoffnungszeichen, die uns froh leben lassen, die die Angst vertreiben. Das tägliche Gebet, das Stundengebet, und besonders auch der Rosenkranz, ist für uns die größte Hilfe gegen Angst und Mutlosigkeit. Zugleich beten wir für alle Menschen, die von der Krankheit betroffen sind, die für die Kranken unermüdlich da sind, sowie für die Politiker, die schwierige Entscheidungen zu treffen haben. Für alle zu beten ist nun unsere größte Aufgabe.
Wenn wir Schwestern nicht beten, wer sollte es dann tun? Wir wissen natürlich auch, dass es viele gläubige Christen auch außerhalb der Klöster gibt, die ihre Kraft im Gebet und in der Liturgie der Kirche holen. Deshalb verstehe ich nicht, warum nach dem 20. April die Sonntagsgottesdienste immer noch geschlossen sind. Hätte man nicht teilweise oder mit beschränkter Anzahl der Gläubigen die Sonntagsgottesdienste wieder anbieten können?
Ich darf noch eine nette Idee unserer jungen Schwestern, drei Schwestern und eine Postulantin, erzählen, die sie ausgedacht und durchgeführt haben an diesen Ostertagen. Sie verteilten 300 Kärtchen mit Osterwünschen und mit Unterschrift aller Schwestern in die Briefkästen in Wettenhausen, Kleinbeuren und Hammerstetten und stellten Fläschchen mit „Osterwasser“zum Mitnehmen vor die Klosterpforte. Die Leute freuten sich sehr darüber und holten das geweihte Wasser nach Hause. Außerdem sorgte der Brandschutz mit seinen Bestimmungen dafür, dass wir in diesen Wochen mit unseren Angestellten nicht nur zum Beten, sondern auch zum Arbeiten kamen. Viele gefüllte Schränke auf den langen Klostergängen mussten geleert und teils abgebaut werden, damit sie Rettungswege nicht behindern. Das war Schwerarbeit für die Männer. Zugleich bewunderten sie auch diese großartigen Schreinerarbeiten aus früheren Jahrhunderten, die einen großen Schrank ohne einen einzigen Nagel anfertigen konnten.
So haben wir im Kloster mit Gebet und sinnvoller Arbeit diese harten Wochen der geschlossenen Klosterpforte durchgestanden und freuen uns natürlich auf die Zeit, wo wir wieder Besucher zu unseren Veranstaltungen begrüßen dürfen.
OSchwester Amanda Baur ist am 18. Juli 1940 in Kempten geboren und in Ottobeuren aufgewachsen. Seit 1960 ist sie Schwester im Dominikanerinnenkloster Wettenhausen, seit 2010 Priorin.