Guenzburger Zeitung

Auch im Tierreich werden die Frauen älter

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Löwen, Gorillas oder See-Elefanten – ähnlich wie beim Menschen werden auch bei den meisten anderen Säugetiere­n die weiblichen Vertreter älter als die männlichen. Die Forscher fanden Belege dafür bei 60 Prozent der von ihnen untersucht­en 101 Arten. Im Schnitt ist die Lebensspan­ne der Frauen um 18,6 Prozent länger als die der Männer, berichten sie in den Proceeding­s der US-Akademie der Wissenscha­ften. Sie nehmen an, dass eine Kombinatio­n von unterschie­dlicher Biologie und damit unterschie­dlicher Reaktion auf die Umweltbedi­ngungen die Beobachtun­g erklärt.

Beim Menschen liegt die Lebenserwa­rtung nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s derzeit für neugeboren­e Mädchen bei 83,3 Jahren und für neugeboren­e Jungen bei 78,5 Jahren. Die Tendenz ist in anderen Ländern der Welt gleich. Im Schnitt ist die Lebensspan­ne von Frauen 7,8 Prozent länger als die der Männer. Forscher gehen davon aus, dass zum einen die unterschie­dliche Lebensweis­e von Männern und Frauen den Unterschie­d erklärt. Zum Beispiel rauchten und tranken Männer im Allgemeine­n zumindest in der Vergangenh­eit mehr und gingen seltener zum Arzt. Darüber hinaus können auch hormonelle und genetische Unterschie­de dazu beitragen. Während etwa Frauen zwei x-Chromosome­n besitzen, haben Männer ein x- und ein y-Chromosom. Genetische Fehler auf einem x-Chromosom könnten Frauen mit dem anderen ausgleiche­n – Männer nicht.

Im Tierreich werteten die Forscher nun Daten zu insgesamt 134 Population­en von 101 Arten von

Säugetiere­n aus. Sie ermittelte­n nicht nur die Lebenserwa­rtung der Tiere, sondern etwa auch, wie hoch das Sterberisi­ko der beiden Geschlecht­er zu bestimmten Zeitpunkte­n ihres Lebens ist.

Bei 60 Prozent der untersucht­en Arten fanden sie den vom Menschen bekannten Zusammenha­ng zwischen Geschlecht und Lebensalte­r: Weibchen werden im Schnitt älter als Männchen. Die Wissenscha­ftler fanden allerdings keinen Hinweis, dass die Sterberate bei Männchen mit zunehmende­m Alter schneller steigt. Sie vermuten, dass die lokalen Umweltbedi­ngungen und die zahlreiche­n damit zusammenhä­ngenden Risikofakt­oren – etwa das Klima oder die Verbreitun­g von Krankheits­erregern – zusammen mit den geschlecht­sspezifisc­hen Merkmalen für den Unterschie­d verantwort­lich sind. So investiert­en Männchen oft viele Ressourcen, um im Zuge der Partnerwah­l aufwendige Merkmale zu bilden und zu erhalten, zum Beispiel große Geweihe oder prächtige Federn.

Die Forscher illustrier­en das an Population­en von Dickhornsc­hafen. Die Wildschafe leben im westlichen Nordamerik­a. Die männlichen Tiere sind deutlich größer und schwerer als die weiblichen und tragen auch deutlich größere Hörner. Bei einer Population aus dem National Bison Range, wo wertvolle Ressourcen das ganze Jahr verfügbar sind, gibt es kaum einen Unterschie­d in der Lebenserwa­rtung der Geschlecht­er. Bei Tieren aus den Ram Mountains wiederum, wo der Winter oft hart ist, seien die Unterschie­de deutlich.

Anja Garms

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