Fachmann für die Energiewende
Munan Jungermann lernt mit 40 Jahren einen neuen Beruf. Er will der Umwelt etwas Gutes tun
Zusmarshausen Erneuerbaren, klimafreundlichen Strom erzeugen, zum Beispiel auf dem eigenen Hausdach. Und diesen nicht nur am Tag nutzen, wenn die Sonne scheint, sondern auch in der Nacht, wenn es stockfinster ist. Klappt nicht? Doch. Dass dies klappt, ist eine der Hauptaufgaben von Munan Jungermann, 40, und seiner Kollegen. Der Auszubildende installiert derzeit zusammen mit seinem
Team fast jeden
Tag einen neuen Batteriespeicher bei einem Kunden in der Umgebung, meist für Privatleute, die daheim eine Photovoltaikanlage betreiben. Diese Batteriespeicher erlauben es, den Strom vom Dach für die dunklen Stunden verfügbar zu machen. Zum Beispiel um abends zu kochen oder fernzusehen.
Munan Jungermann erlernt derzeit den Beruf des Elektronikers für Energie- und Gebäudetechnik. Er arbeitet für den Handwerksbetrieb Solartechnik Hörmann aus Zusmarshausen im Kreis Augsburg. Das Unternehmen mit 18 Mitarbeitern hat sich auf die Installation von Solaranlagen und Batteriespeichern spezialisiert. Zudem stattet es Häuser mit intelligenter Technik aus, um Energie zu sparen. Smart Home heißt dies. Jalousien gehen dann automatisch auf und zu, die Temperatur wird geregelt. Die Firmeninhaber und Gründer Rita und Markus Hörmann setzen zudem immer stärker auf die Rolle von Wasserstoff, wenn es um erneuerbare Energien geht. Die Idee ist es, überschüssigen Strom der Photovoltaikanlage zur Produktion von Wasserstoff zu nutzen und die Energie damit für den Herbst und den Winter zu speichern. Mit dem Wasserstoff lassen sich dann zum Beispiel wieder Wärme und Strom erzeugen. Ein Haus, in dem dies bereits funktioniert, bewohnen die Firmengründer selbst. „Es macht Spaß, in einem innovativen Umfeld zu arbeiten“, sagt Munan Jungermann. „Nicht jedes Unternehmen ist so innovativ unterwegs wie Hörmann mit dem autarken Wasserstoffhaus.“
Der Tag beginnt für den Auszubildenden um sieben Uhr. Gerätschaften und Werkzeug werden in das Handwerksauto geladen, dann geht es mit den erfahrenen Kollegen zu den Kunden. Die Stromspeicher werden meist bereits dorthin geliefert. Den Speicher aufzustellen, ein ungefähr kühlschrankgroßes Gerät, geht meist am schnellsten, sagt Jungermann. Die eigentlich spannende
ist die Einbindung in die Elektronik im Haus. Hier werden Kabel verlegt und Leitungen gezogen. Knifflig kann es manchmal sein, den Speicher an den Verteilerkasten anzuschließen. Denn dort geht es angesichts der vielen Sicherungen häufig bereits eng zu. „Dann sind Ideen gefragt, aber gerade das macht ja an der Arbeit Spaß“, freut sich Jungermann.
Munan Jungermann stammt ursprünglich aus dem Westerwald, sein Elternhaus ist deutsch-französisch und sein Name norwegisch. Nach dem Wirtschaftsabitur hat er am „Bayerischen Hof“Hotelfachmann gelernt und acht Jahre in der Schweiz gearbeitet. Jetzt, mit 40, lernt er zum zweiten Mal einen Beruf. Mit seiner Frau lebt er in Augsburg, diese ist beruflich in der Region fest verankert. Vor allem dass sein neuer Beruf dem Umwelt- und Klimaschutz dient, überzeugt den Auszubildenden. „Es ist mir wichtig, etwas Sinnvolles im Leben zu tun, eine Sinnhaftigkeit im Tun zu erkennen“, sagt er. „Mit den regenerativen Energien ist das der Fall. Immer mehr Menschen wird klar, dass Kohle und Atom keine nachhaltigen Lösungen sind.“
Wer sich für den Beruf interessiert, der müsse schwindelfrei sein, berichtet Elektromeister Felix Hörmann, der Ausbilder von Munan Jungermann und Sohn der FirmenAufgabe gründer ist. Schließlich gehört es zum Beruf, auf dem Dach Solaranlagen zu installieren und auf einem Gerüst nach oben zu steigen. „Wir achten darauf, dass unsere Azubis praktisch veranlagt und handwerklich geschickt sind“, sagt zudem Firmengründer Markus Hörmann.
Zwei Azubis bildet Hörmann Solartechnik derzeit aus. Zu Beginn der Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik wird vor allem Elektro-Grundwissen vermittelt, später geht es vertieft hinein in Themen wie Gebäudetechnik, Hausautomation oder Kommunikationsanlagen.
Normalerweise dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre, Munan Jungermann konnte sie auf 24 Monate verkürzen. Im Juli könnte er seine Abschlussprüfung machen. Er hofft, dass der Zeitplan angesichts der Corona-Epidemie zu halten ist. Denn derzeit fällt an der Berufsschule der Unterricht aus und Jungermann lernt zu Hause. Sich nach der Lehre weiterzubilden – zum Meister oder Techniker – ist für ihn eine verlockende Perspektive. Aber bereits heute ist er hochzufrieden, noch einen zweiten Beruf gelernt zu haben: „Die Arbeit gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt er. „Die körperliche Arbeit wärmt auf – und dazu kommt das wärmende Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt er.