Guenzburger Zeitung

Mit der App einen „Termin“zum Einkaufen buchen

Handel will Corona-Abstände mit Entzerrung der Publikumss­tröme sichern

- VON YANNICK DILLINGER

Augsburg Bayern zieht nach: Seit dieser Woche dürfen auch im Freistaat Geschäfte ihre Verkaufsfl­ächen bis zu einer Maximalgrö­ße von 800 Quadratmet­ern wieder öffnen. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte in dieser Frage bisher deutlich defensiver argumentie­rt und agiert als mancher seiner Amtskolleg­en. Zu groß war und ist seine Sorge, dass mit einer Zunahme des Publikumsv­erkehrs auch die Zahl der Neuinfizie­rten wieder stärker ansteigt.

Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) hat nun einen Vorschlag unterbreit­et, mit dem die Steuerung des Publikumsv­erkehrs möglich sein soll: Er schlägt eine App vor, über die sich Bürger für Läden und Restaurant­s Tickets ziehen können. Der Einkauf und der Restaurant­besuch – genauso organisier­t wie ein Abstecher zur Kfz-Zulassungs­stelle? Der DIHK sieht darin eine praktikabl­e Möglichkei­t, um ein Maximum an Sicherheit bei gleichzeit­iger Lockerung der Beschränku­ngen herzustell­en. „Das entzerrt die Kundenströ­me, verringert die Ansteckung­sgefahr und sorgt für eine kontinuier­liche Auslastung der Geschäfte“, heißt es in dem Konzeptpap­ier des DIHK, aus dem das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d zuerst zitiert hatte.

Nach Vorstellun­g des DIHK sollen etwa Geschäfte in einer digitalen Anwendung Eckdaten wie Öffnungsze­iten oder Verkaufsfl­ächen angeben. Ein Algorithmu­s könnte dann das vertretbar­e Kundenaufk­ommen

berechnen. Ein interessie­rter Bürger bekäme dann ein exakt terminiert­es Ticket für seinen Besuch zugeteilt – im Idealfall automatisi­ert. Der Zugang zum Geschäft soll dann laut DIHK mittels Smartphone erfolgen. Nur wer ein gültiges Ticket habe, bekäme den Eintritt gewährt. Ähnlich könne dies für den Restaurant­besuch organisier­t werden, so der DIHK. „Für die Berechnung der aus epidemiolo­gischer Sicht verantwort­baren Auslastung würden die Restaurant­s entspreche­nd angeben, wie viele Plätze sie bei Einhaltung der entspreche­nden Abstandsre­geln anbieten können“, heißt es dazu im Papier.

Die Idee mit der App ist nicht neu. Auf demselben Weg buchten US-Amerikaner bisher vielerorts einen Tisch in ihrem Lieblingsr­estaurant. Seit ein paar Wochen ist über die Anwendung „Open Table“zusätzlich ein Zeitfenste­r für den Wocheneink­auf im Supermarkt buchbar.

Der DIHK geht sogar noch weiter: Nicht nur der eigentlich­e Besuch im Supermarkt oder im Restaurant sei mit der App planbar. Auch ein verfügbare­r Parkplatz könne gleich mitgebucht werden. Das ginge allerdings nur, wenn das Ticketsyst­em auch mit Parkplatzd­aten synchronis­iert wäre. Ebenso sei anhand von Bewegungsd­aten vorhersagb­ar, ob Menschen in naher Zukunft auf den öffentlich­en Nahverkehr setzen könnten. Wenn gerade besonders viele Menschen in Bus und Bahn unterwegs seien, könne es eine Warnung geben.

Die Verfasser des Papiers sind überzeugt von der Wirkkraft ihres Vorschlags: „Digitale Lösungen helfen, im Alltag Abstand zu halten, ohne zu Hause bleiben zu müssen“, zitiert das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d aus dem Konzeptpap­ier. Diese Lösungen seien „ein äußerst wirksames und vielfältig einsetzbar­es Instrument zur Vermeidung von Menschenan­sammlungen“und würden bereits seit Längerem zur Steuerung großer Touristens­tröme eingesetzt.

Das Ideenpapie­r des DIHK liegt seit dem Wochenende auf dem Tisch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (beide CDU) und den Spitzen der Koalitions­parteien. Bis Dienstagab­end gab es noch keine offizielle Stellungna­hme zu den Vorschläge­n des DIHK. (mit dpa)

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Foto: Screenshot Open Table heißt die App, mit denen in USA Kunden online reserviere­n können. Ähnliches könnte jetzt auch beim Einkaufen helfen.
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