Guenzburger Zeitung

Werden Gutscheine Pflicht?

Reiseabsag­en: Bund will Branche helfen

- VON MAX KRAMER

Augsburg Wie werden Verbrauche­r für Pauschalre­isen und Flüge entschädig­t, die wegen der CoronaKris­e abgesagt werden mussten? Immer mehr deutet darauf hin, dass die Bundesregi­erung eine verpflicht­ende Gutscheinl­ösung durchsetze­n will – ohne Segen der EU-Kommission. Thomas Bareiß, Tourismusb­eauftragte­r der Bundesregi­erung sagte, im Abstimmung­sprozess mit der EU-Kommission komme man derzeit „nicht so richtig voran“. Notfalls werde man einen Rahmen für eine nationale Lösung finden. Die Bundesregi­erung hält damit an ihrem Vorhaben fest, dass die Verbrauche­r Gutscheine statt einer sofortigen Rückzahlun­g bekommen.

Der Vorschlag der Bundesregi­erung soll der arg gebeutelte­n Tourismusb­ranche helfen. Demnach wären die Gutscheine bis Ende 2021 befristet. Falls der Kunde seinen Gutschein bis dahin nicht eingelöst hat, müsste der Veranstalt­er den Wert erstatten. Die Regelung soll für alle Tickets gelten, die vor dem 8. März gekauft wurden. Der Haken: Bei Pauschalre­isen gilt EU-Recht – und das müsste für die angestrebt­e Gutscheinl­ösung geändert werden.

Die EU-Kommission will den Verbrauche­rn dagegen die Wahl lassen, ob sie einen Gutschein akzeptiere­n oder eine Erstattung bevorzugen. „Die Bundesregi­erung wird auf europäisch­er Ebene weiter auf den Handlungsb­edarf für eine einheitlic­he und praktikabl­e Lösung hinweisen“, erklärt ein Sprecher des Ministeriu­ms für Justiz und für Verbrauche­rschutz auf Nachfrage unserer Redaktion. Man werde sich für eine europarech­tskonforme Gutscheinl­ösung einsetzen, die die Interessen der Verbrauche­r berücksich­tige.

Wie der Deutsche Reiseverba­nd (DRV) mitteilt, haben zwölf EUMitglied­staaten schon nationale Gutscheinl­ösungen beschlosse­n oder auf den Weg gebracht. „Wenn viele Länder ihre jeweiligen Reiseindus­trien durch nationale Gesetze schützen und andere nicht, können wir in Europa nicht mehr von fairen und vergleichb­aren Wettbewerb­sbedingung­en sprechen“, sagt DRVPräside­nt Norbert Fiebig.

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