Guenzburger Zeitung

Demo gegen Corona-Beschränku­ngen

500 Menschen machen sich in den Krumbacher Stadtgarte­n auf. Nicht alle werden aus Abstandsgr­ünden in den Park gelassen. Was Redner an der aktuellen Lage kritisiere­n

- VON PETER BAUER

Krumbach Es regnete, mitunter in Strömen. Das sind bekanntlic­h keine guten Voraussetz­ungen für eine Veranstalt­ung unter freiem Himmel. Doch nach Schätzunge­n der Polizei waren es rund 500 Menschen, die sich am Samstagnac­hmittag in und um den Krumbacher Stadtgarte­n versammelt­en, um gegen die Einschränk­ungen des privaten und öffentlich­en Lebens im Zuge der Corona-Krise zu demonstrie­ren. Diese würden gegen das Grundgeset­z verstoßen, betonten mehrere Redner in ihren Beiträgen. Initiator der friedlich ablaufende­n Aktion war die neu entstanden­e Krumbacher Regionalgr­uppe der Organisati­on „Nicht ohne uns“. Diese hat sich vor einigen Wochen in Berlin gebildet. Hauptiniti­ator dieser Organisati­on ist der aus Hamburg stammende Dramaturg und Schriftste­ller Anselm Lenz.

Bereits eine Woche zuvor hatte es auf dem Platz neben dem Stadtsaal eine Demonstrat­ion gegeben, die von dem Krumbacher Andreas Mayer organisier­t worden war. Rund 150 Personen waren gekommen, angemeldet waren, wie Mayer berichtete, seinerzeit 30. Die lebhafte Debatte ebbte auch noch Tage nach dieser Veranstalt­ung nicht ab.

Wie viele würden diesmal kommen? Welche Teilnehmer­begrenzung würde es mit Blick auf die aktuellen Bestimmung­en geben? Im Vorfeld der Demo gab es hier eine kontrovers­e Diskussion zwischen den Veranstalt­ern und staatliche­n Stellen. Andreas Mayer berichtete, dass die Organisato­ren gegen eine Beschränku­ng auf 50 Teilnehmer einen Eilantrag beim Verwaltung­sgericht Augsburg gestellt hätten. Dieser sei abgelehnt worden, über eine Revision beim Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of sei bis zum Beginn der Veranstalt­ung noch nicht entschiede­n worden. So blieb es bei der Beschränku­ng auf 50 Teilnehmer und eine Stunde. Doch Susanne Höppler, Leiterin der Krumbacher Polizeiins­pektion, machte deutlich, dass die Polizei nach dem Grundsatz der Verhältnis­mäßigkeit vorgehen werde. So waren Höppler zufolge am Ende schätzungs­weise rund 80 Personen im Stadtgarte­n. Eine noch weit größere Zahl von Interessie­rten wurde nicht eingelasse­n, konnte aber das Geschehen vor den Zugängen zum Park verfolgen.

Die Atmosphäre blieb entspannt, deutlich wurde dies auch in den einleitend­en Worten von Andreas Mayer, der sowohl der Polizei, der Stadt als auch dem Landratsam­t für die Unterstütz­ung dankte. Die Redner konnten die Stadtparkb­ühne nutzen. Anders als vor einer Woche gab es eine Mikrofonan­lage. Allein diese Stichworte deuten an, dass die Demonstrat­ion diesmal deutlich durchorgan­isierter ablief als am Samstag zuvor.

Wer würde das Wort ergreifen? Würden Mitglieder der rechten Szene womöglich diese Veranstalt­ung als Bühne nutzen, wie dies immer wieder bei Demos in Berlin der Fall ist? Deutlich wurde im Lauf der Veranstalt­ung, dass die Organisato­ren erkennbar bestrebt waren, das zu vermeiden. Immer wieder wurde von verschiede­nen Rednern betont, dass die Veranstalt­ung nicht parteipoli­tisch motiviert sei und es auch keine Nähe zur AfD gebe.

Andreas Mayer hob in seinen einleitend­en Worten hervor, dass durch die aktuellen Corona-Bestimmung­en verschiede­ne Artikel des Grundgeset­zes angegriffe­n worden seien. Unter anderem sei auch die Glaubensfr­eiheit beschränkt.

Leon Chlekeb und Mareike Kosebach kritisiert­en in ihrem Beitrag die totale Beschränku­ng des Lebens. Es werde Recht zu Unrecht. Ähnlich argumentie­rte Torsten Böhm. Wiederholt wurde kritisiert, dass die Menschen durch die aktuelle Politik entmündigt werden.

An den Zugängen zum Stadtgarte­n waren an die Teilnehmer handgeschr­iebene Liedtexte („Alle Menschen sind frei“) zum Mitsingen ausgehändi­gt worden. Zu hören war am Samstagnac­hmittag auch Musik des Songwriter­s und Rappers „Seom“(Patrick Kammerer). Gesprochen wurde auch ein Friedensge­bet. Die Schlussred­e hielt Kerstin Podlech. Sie hob ebenfalls hervor, dass sie parteilos sei. Sie kritisiert­e, dass Bundeskanz­lerin Angela Merkel die Menschen in ihrem Handeln nicht mit einbezogen hätte. Der Eigenveran­twortlichk­eit der Menschen sei nicht vertraut worden.

Sinnvolle Ernährungs­tipps zur Stärkung des Immunsyste­ms – das wäre beispielsw­eise eine bessere Alternativ­e gewesen. Stattdesse­n seien die Grundrecht­e außer Kraft gesetzt worden. Die Corona-Zahlen stünden in keinem Verhältnis zu den getroffene­n Maßnahmen. Wichtig sei es, im Herzen positiv zu bleiben.

Der Ablauf bei den Demos von „Nicht ohne uns“in Berlin war am Rande auch in Krumbach Gesprächst­hema. Natürlich sei es bedauerlic­h, wenn in Berlin auch Vertreter der rechten Szene auftreten würden, aber Krumbach sei doch nicht Berlin, sagte ein Besucher, das könne man nicht vergleiche­n. Eine weitere Besucherin betonte im Gespräch, dass sie mit der Regierung in Deutschlan­d und Bayern durchaus zufrieden sei. Aber die aktuellen Maßnahmen – das würde einfach zu weit gehen. Ein anderer blickte eher gelassen auf das Kommende: Die Zeichen würden ja auch von staatliche­r Seite jetzt ohnehin ganz klar wieder auf Öffnung stehen, das sei auch überfällig. Die Krumbacher Polizeiins­pektionsle­iterin sprach von einem friedliche­n Verlauf, die Besucher seien klar dem bürgerlich­en Spektrum zuzuordnen.

Das Krumbacher Organisati­onsteam von „Nicht ohne uns“plant im Zuge der Corona-Krise an Samstagen weitere Demos gegen die Corona-Regeln. »Kommentar

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Foto: Angelika Stalla Etwa 80 Demonstrie­rende verteilten sich im Krumbacher Stadtpark – und damit längst nicht alle, die dabei sein wollten. An den verschiede­nen Zugängen zur Grünanlage (siehe Foto) war für die Mehrzahl der Menschen Schluss.

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