Demo gegen Corona-Beschränkungen
500 Menschen machen sich in den Krumbacher Stadtgarten auf. Nicht alle werden aus Abstandsgründen in den Park gelassen. Was Redner an der aktuellen Lage kritisieren
Krumbach Es regnete, mitunter in Strömen. Das sind bekanntlich keine guten Voraussetzungen für eine Veranstaltung unter freiem Himmel. Doch nach Schätzungen der Polizei waren es rund 500 Menschen, die sich am Samstagnachmittag in und um den Krumbacher Stadtgarten versammelten, um gegen die Einschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Krise zu demonstrieren. Diese würden gegen das Grundgesetz verstoßen, betonten mehrere Redner in ihren Beiträgen. Initiator der friedlich ablaufenden Aktion war die neu entstandene Krumbacher Regionalgruppe der Organisation „Nicht ohne uns“. Diese hat sich vor einigen Wochen in Berlin gebildet. Hauptinitiator dieser Organisation ist der aus Hamburg stammende Dramaturg und Schriftsteller Anselm Lenz.
Bereits eine Woche zuvor hatte es auf dem Platz neben dem Stadtsaal eine Demonstration gegeben, die von dem Krumbacher Andreas Mayer organisiert worden war. Rund 150 Personen waren gekommen, angemeldet waren, wie Mayer berichtete, seinerzeit 30. Die lebhafte Debatte ebbte auch noch Tage nach dieser Veranstaltung nicht ab.
Wie viele würden diesmal kommen? Welche Teilnehmerbegrenzung würde es mit Blick auf die aktuellen Bestimmungen geben? Im Vorfeld der Demo gab es hier eine kontroverse Diskussion zwischen den Veranstaltern und staatlichen Stellen. Andreas Mayer berichtete, dass die Organisatoren gegen eine Beschränkung auf 50 Teilnehmer einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Augsburg gestellt hätten. Dieser sei abgelehnt worden, über eine Revision beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof sei bis zum Beginn der Veranstaltung noch nicht entschieden worden. So blieb es bei der Beschränkung auf 50 Teilnehmer und eine Stunde. Doch Susanne Höppler, Leiterin der Krumbacher Polizeiinspektion, machte deutlich, dass die Polizei nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vorgehen werde. So waren Höppler zufolge am Ende schätzungsweise rund 80 Personen im Stadtgarten. Eine noch weit größere Zahl von Interessierten wurde nicht eingelassen, konnte aber das Geschehen vor den Zugängen zum Park verfolgen.
Die Atmosphäre blieb entspannt, deutlich wurde dies auch in den einleitenden Worten von Andreas Mayer, der sowohl der Polizei, der Stadt als auch dem Landratsamt für die Unterstützung dankte. Die Redner konnten die Stadtparkbühne nutzen. Anders als vor einer Woche gab es eine Mikrofonanlage. Allein diese Stichworte deuten an, dass die Demonstration diesmal deutlich durchorganisierter ablief als am Samstag zuvor.
Wer würde das Wort ergreifen? Würden Mitglieder der rechten Szene womöglich diese Veranstaltung als Bühne nutzen, wie dies immer wieder bei Demos in Berlin der Fall ist? Deutlich wurde im Lauf der Veranstaltung, dass die Organisatoren erkennbar bestrebt waren, das zu vermeiden. Immer wieder wurde von verschiedenen Rednern betont, dass die Veranstaltung nicht parteipolitisch motiviert sei und es auch keine Nähe zur AfD gebe.
Andreas Mayer hob in seinen einleitenden Worten hervor, dass durch die aktuellen Corona-Bestimmungen verschiedene Artikel des Grundgesetzes angegriffen worden seien. Unter anderem sei auch die Glaubensfreiheit beschränkt.
Leon Chlekeb und Mareike Kosebach kritisierten in ihrem Beitrag die totale Beschränkung des Lebens. Es werde Recht zu Unrecht. Ähnlich argumentierte Torsten Böhm. Wiederholt wurde kritisiert, dass die Menschen durch die aktuelle Politik entmündigt werden.
An den Zugängen zum Stadtgarten waren an die Teilnehmer handgeschriebene Liedtexte („Alle Menschen sind frei“) zum Mitsingen ausgehändigt worden. Zu hören war am Samstagnachmittag auch Musik des Songwriters und Rappers „Seom“(Patrick Kammerer). Gesprochen wurde auch ein Friedensgebet. Die Schlussrede hielt Kerstin Podlech. Sie hob ebenfalls hervor, dass sie parteilos sei. Sie kritisierte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Menschen in ihrem Handeln nicht mit einbezogen hätte. Der Eigenverantwortlichkeit der Menschen sei nicht vertraut worden.
Sinnvolle Ernährungstipps zur Stärkung des Immunsystems – das wäre beispielsweise eine bessere Alternative gewesen. Stattdessen seien die Grundrechte außer Kraft gesetzt worden. Die Corona-Zahlen stünden in keinem Verhältnis zu den getroffenen Maßnahmen. Wichtig sei es, im Herzen positiv zu bleiben.
Der Ablauf bei den Demos von „Nicht ohne uns“in Berlin war am Rande auch in Krumbach Gesprächsthema. Natürlich sei es bedauerlich, wenn in Berlin auch Vertreter der rechten Szene auftreten würden, aber Krumbach sei doch nicht Berlin, sagte ein Besucher, das könne man nicht vergleichen. Eine weitere Besucherin betonte im Gespräch, dass sie mit der Regierung in Deutschland und Bayern durchaus zufrieden sei. Aber die aktuellen Maßnahmen – das würde einfach zu weit gehen. Ein anderer blickte eher gelassen auf das Kommende: Die Zeichen würden ja auch von staatlicher Seite jetzt ohnehin ganz klar wieder auf Öffnung stehen, das sei auch überfällig. Die Krumbacher Polizeiinspektionsleiterin sprach von einem friedlichen Verlauf, die Besucher seien klar dem bürgerlichen Spektrum zuzuordnen.
Das Krumbacher Organisationsteam von „Nicht ohne uns“plant im Zuge der Corona-Krise an Samstagen weitere Demos gegen die Corona-Regeln. »Kommentar