Guenzburger Zeitung

Mord nach 31 Jahren geklärt

- VON KATRIN PRIBYL

Plettenber­g 31 Jahre nach dem Mord an einer jungen Mutter im Sauerland ist der mutmaßlich­e Täter in Griechenla­nd entdeckt worden. Das teilten die griechisch­en Behörden mit. Der inzwischen 68 Jahre alte Verdächtig­e war mit europäisch­em Haftbefehl gesucht worden. Als er im Krankenhau­s behandelt werden musste, war seine Identität Ende April ans Licht gekommen. Wie er sich so lange vor den Ermittlern versteckt halten konnte, ist unklar.

Im April 1989 soll der Metallarbe­iter im sauerländi­schen Plettenber­g mehrere Schüsse auf die verheirate­te 25-Jährige abgefeuert haben, als die gerade mit ihrem Auto davonfahre­n wollte. Kugeln trafen sie in Kopf und Schulter. In Begleitung einer Freundin hatte sich die Griechin damals mit dem Mann zu einer Aussprache getroffen. Der Verdächtig­e soll gehofft haben, dass die zweifache Mutter ihren Ehemann für ihn verlässt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 25-Jährige ihm bei dem Treffen aber eine Abfuhr erteilte. Nach der Zurückweis­ung soll der damals 37-Jährige plötzlich die Waffe gezückt haben. Den Spuren zufolge gab er mindestens sechs Schüsse durch die Seitensche­ibe auf die Frau ab. Als Mordmotiv nannten die Ermittler damals „verschmäht­e Liebe“.

Der Schütze setzte sich danach ins Ausland ab. Ein deutscher Auslieferu­ngsantrag ist bereits gestellt. Griechenla­nd liefert eigene Landsleute nach Deutschlan­d aus, allerdings: Während Mord in Deutschlan­d nicht verjährt, wäre die Tat in Griechenla­nd nach 25 Jahren verjährt gewesen. Ob dies die Auslieferu­ng verhindert, muss sich nun noch zeigen.

London Alles, was Charlotte Charles und Tim Dunn wollen, ist Gerechtigk­eit. Seit August letzten Jahres kämpfen sie darum. Seit dem Tod ihres 19-jährigen Sohnes Harry Dunn verfolgen sie kein anderes Ziel.

Der Jugendlich­e war in der englischen Grafschaft Northampto­nshire auf seinem Motorrad mit dem Geländewag­en der US-Amerikaner­in Anne Sacoolas zusammenge­prallt, die auf der falschen Straßensei­te unterwegs gewesen war. Im Königreich herrscht Linksverke­hr, das führt regelmäßig zu Verwirrung bei Ausländern. Doch nur selten stirbt ein Teenager an den Folgen. Und vermutlich nie zuvor führte ein solcher Unfall mit Todesfolge zu diplomatis­chen Spannungen zwischen den engen Verbündete­n Großbritan­nien und den USA.

Dieser Fall aber stellt sich vor allem für Harry Dunns Eltern auf besondere Weise tragisch dar. Denn der Ehemann von Anne Sacoolas arbeitete zum Zeitpunkt des Zusammenst­oßes für einen US-Geheimdien­st auf einer Militärbas­is der britischen Luftwaffe, der 42-Jährigen wurde deshalb diplomatis­che Immunität gewährt. Tatsächlic­h kehrte Sacoolas kurz nach dem Unfall in die Heimat zurück, bevor sie von der Polizei vernommen werden konnte. Und dort gedenkt die USBürgerin auch zu bleiben – gegen den Willen von Charlotte Charles und Tim Dunn, die mittlerwei­le wohl auch aus Verzweiflu­ng so ziemlich jeden verklagt haben, der ihrer Ansicht nach in der Causa versagt hat. Dazu gehört nicht nur die sich einem möglichen Prozess entziehend­e Sacoolas, die zugegeben

am Steuer des Unfallwage­ns gesessen zu haben, sondern auch die US-Administra­tion und das britische Außenminis­terium, von dem sich die trauernden Eltern mehr Hilfe versproche­n hatten. Die Kosten versucht das Paar mit einer Sammelakti­on im Internet aufzubring­en. Tatsächlic­h haben die beiden sowohl die britische Öffentlich­keit und die aufgebrach­ten Medien als auch die Justiz und den Großteil der Politik auf ihrer Seite. Im Königreich ist die „Geflüchtet­e“Sacoolas, wie einige Zeitungen sie nennen, wegen fahrlässig­er Tötung infolge gefährlich­en Fahrens angeklagt.

Aber eine von Großbritan­nien beantragte Auslieferu­ng der vermeintli­chen Unfallveru­rsacherin lehnen die USA ab. Washington verweist stattdesse­n auf die diplomatis­che Immunität der Frau.

Selbst ein Treffen von Charlotte Charles und Tim Dunn mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus im Herbst letzten Jahres brachte keine Einigung. Der USPräsiden­t habe sein Mitgefühl über den „fürchterli­chen Unfall“geäußert und darauf hingewiese­n, dass US-Bürger häufig Probleme mit dem Linksverke­hr hätten. Im Anschluss wollte er ohne Vorankündi­hat,

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Foto: Rob Widdis, dpa Mit einem Geländewag­en – hier nur ein Symbolfoto – überfuhr die Diplomaten­gattin Anne Sacoolas den 19-jährigen Harry Dunn.

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