Eine außerordentliche Spezies
Weihnachten und Geburtstage stellen einen jedes Jahr vor die Herausforderung: Was schenke ich den Liebsten? Mit dem Vatertag wird der dritte Termin für ein Geschenk fällig und die Ideen gehen einem aus. Zum Glück gibt es einen unschlagbaren Wegweiser durch das Geschenke-Wirrwarr des Konsumkapitalismus. Drogerien, Supermärkte und Baumärkte erinnern einen nicht nur plakativ an das große Ereignis. Nein, sie unterstützen die unkreativen Sprösslinge und Ehepartner auch noch bei der Auswahl. Wie zuvorkommend! Und Biologieunterricht gibt es obendrauf. Wieso? Beim Blättern durch die Werbeprospekte und Angebote wird einem die Spezies Vater näher gebracht: Sein natürliches Habitat ist eine Grillstelle auf einer gemähten Rasenfläche. Hier verzehrt er vorzugsweise gegrilltes Fleisch, wie Spanferkel, Rostbratwürste oder Steak vom Rind, welches mit literweise deutschem Bier oder Schnaps runtergespült wird. Daher auch die großflächige Werbung für alkoholische Getränke. Je nach Budget riecht der Vater nach holzig-orientalischen Parfümnoten oder einem Deodorant mit Namen wie „Wild Green Mojito“oder „Dynamic Pulse“. Ein dynamisches Wesen ist der Vater ohnehin. Die in den Werbeprospekten abgedruckten Bollerwagen sprechen für eine nomadische Lebensweise des Vaters. Und die beworbenen Akkuschrauber helfen beim Hüttenbau. Der Vater ist also ein dauerbetrunkener Nomade mit exzentrischer Duftnote und Vorliebe für Baumarktgeräte. Oder?