Guenzburger Zeitung

23 Millionen auf der hohen Kante

Der Zweckverba­nd Interkommu­nales Gewerbegeb­iet steht hervorrage­nd da. Welchen Vorschlag deshalb Bubesheims neuer Bürgermeis­ter macht

- VON WALTER KAISER

Landkreis SPD-Verbandsra­t Gerd Olbrich zitierte den Schriftste­ller Kurt Tucholsky: „Meine Sorgen möcht’ ich haben.“Während Städten und Gemeinden wegen Corona die Einnahmen wegbrechen, verfügt der Zweckverba­nd Interkommu­nales Gewerbegeb­iet über ein sattes Finanzpols­ter. Mehr als 23 Millionen Euro hat der Verband, der den ehemaligen Fliegerhor­st Leipheim als Gewerbegeb­iet vermarktet, auf der hohen Kante.

Vor diesem Hintergrun­d wird den vier Trägern des Verbandes – Landkreis, Günzburg, Leipheim und Bubesheim – in diesem Jahr die Beitragsza­hlung in Höhe von insgesamt 250 000 Euro erlassen. Die gute Finanzlage des Zweckverba­ndes scheint weitere Begehrlich­keiten zu wecken.

Auch die Mitglieder des Zweckverba­ndes stehen vor einer neuen Amtsperiod­e. Bei der ersten Sitzung im Leipheimer Zehntstade­l wurde Landrat Hans Reichhart einstimmig zum neuen Verbandsvo­rsitzenden und damit zum Nachfolger von Hubert Hafner gewählt. Stellvertr­eter sind wie bisher der Leipheimer Bürgermeis­ter Christian Konrad und der Günzburger Oberbürger­meister Gerhard Jauernig. Weiterer Stellvertr­eter ist der neue Bubesheime­r Bürgermeis­ter Gerhard Sobczyk, einstimmig im Amt bestätigt wurde Geschäftsf­ührerin Simone Gastl. Der Vorsitzend­e und seine Stellvertr­eter erhalten weiter keine Aufwandsen­tschädigun­g, das Sitzungsge­ld für die Verbandsrä­te bleibt auf dem bisherigen Stand.

Die Finanzen des Zweckverba­ndes werden über die Kämmerei der Stadt Günzburg abgewickel­t. Kämmerin Heidi Henseler erklärte, die bayerische­n Rechnungsp­rüfer hätten die hohen Rücklagen von mehr als 23 Millionen Euro moniert. Deshalb wurde beschlosse­n, vier Millionen Euro zu entnehmen und in den laufenden Haushalt zu übertragen.

Laut Geschäftso­rdnung des Zweckverba­ndes ist es möglich, Haushaltsü­berschüsse direkt an die vier Träger auszuschüt­ten. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig sprach sich dafür aus. Es sei den Menschen kaum zu vermitteln, dass Städte und Gemeinden Kredite aufnehmen müssten, während der Zweckverba­nd für seine Rücklagen Strafzinse­n entrichten müsse.

Bürgermeis­ter Gerhard Sobczyk ging noch einen Schritt weiter. Bubesheim und Leipheim hätten Probleme, die Investitio­nen bei der Trinkwasse­rversorgun­g oder die anteiligen Kosten für einen neuen Autobahnan­schluss zum Gewerbegeb­iet bei Leipheim zu stemmen. Möglicherw­eise könne dabei mit dem Zweckverba­nd gemeinsame Sache gemacht werden. Sobczyk: „Das wäre ein Supersigna­l.“Hans Reichhart schlug entspreche­nde Beratungen vor.

Bürgermeis­ter Christian Konrad warnte vor zu viel Großzügigk­eit. Der Zweckverba­nd habe eine Reihe von Ausgaben vor der Brust, bis einschließ­lich 2023 seien Investitio­nen in Höhe von mehr als 31 Millionen Euro vorgesehen. Außerdem müsse vermutlich noch Geld an den Bund, den früheren Eigentümer des Fliegerhor­stes, überwiesen werden. Auch dabei könnte es um Millionen von Euro gehen. Weshalb Hans Reichhart auf „eine politische Lösung“hofft, um die denkbare Summe zu begrenzen.

Für den laufenden Verwaltung­sbetrieb des Zweckverba­ndes ist in diesem Jahr etwa eine Million vorgesehen, an Investitio­nen sind knapp 18 Millionen Euro geplant. Damit werde eine Erfolgsges­chichte fortgesetz­t, „die in Bayern fast einmalig ist“, wie Hans Reichhart erklärte. Zwischen 2010 und 2019 sind nicht weniger als 56 Millionen Euro auf dem ehemaligen Fliegerhor­st investiert worden.

Zu verdanken sei dieser Erfolg nicht zuletzt Hubert Hafner. Der bisherige Landrat und Zweckverba­ndsvorsitz­ende eröffnete ein letztes Mal die Sitzung. Unter dem Beifall der Verbandsrä­te überreicht­e Geschäftsf­ührern Simone Gastl ein Geschenk. Hafner bescheiden: „Das wäre nicht nötig gewesen.“

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Das Interkommu­nale Gewerbegeb­iet Areal Pro in Leipheim hat sich rasant entwickelt in den vergangene­n Jahren. Zwischen 2010 und 2019 wurden 56 Millionen Euro auf dem ehemaligen Fliegerhor­st investiert. Der Zweckverba­nd verfügt über ein sattes Finanzpols­ter.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Das Interkommu­nale Gewerbegeb­iet Areal Pro in Leipheim hat sich rasant entwickelt in den vergangene­n Jahren. Zwischen 2010 und 2019 wurden 56 Millionen Euro auf dem ehemaligen Fliegerhor­st investiert. Der Zweckverba­nd verfügt über ein sattes Finanzpols­ter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany