Baden ist in den Seen erwünscht
Die Freibäder im Landkreis stehen parat, aber sie dürfen wegen der Corona-Pandemie nicht öffnen. Dennoch muss keiner auf das erfrischende Nass verzichten – aber nur so lange es keine Exzesse gibt
Die Freibäder im Landkreis Günzburg stehen parat, aber sie dürfen wegen der Corona-Pandemie nicht öffnen.
Landkreis Sommer, Sonne, Liegewiese und dazu eine Abkühlung im Wasser. Was gibt es Schöneres an heißen Tagen? Aber geht das überhaupt in der derzeitigen Corona-Situation? Im Landkreis Günzburg geht das sehr wohl und es ist sogar gewollt, die zahlreichen Badeseen zu nutzen.
Zunächst stellt sich jedoch die wichtige Frage: Kann das Virus beim Schwimmen übertragen werden? Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sei unter anderem wegen der Verdünnung im Wasser äußerst gering, heißt es auf der Internetseite des Umweltbundesamtes. Aber warum müssen die Freibäder, die im Gegensatz zu den meisten Badeseen über eine Badeaufsicht und sanitäre Anlagen verfügen, nach der bayernweiten Vorgabe geschlossen haben? Zudem bietet dort das Chlor im Wasser einen zusätzlichen Schutz gegen alle Viren, einschließlich der Corona-Viren. In einer Stellungnahme des Umweltbundesamtes heißt es dazu: „Eine Übertragung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 erfolgt nach derzeitigem Wissensstand vor allem über den direkten Kontakt zwischen Personen oder kontaminierte Flächen. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung im Schwimmbad ist daher mit anderen Orten im öffentlichen Raum vergleichbar.“
„Wir kommen in die warme Jahreszeit, eine Zeit, in der wir überlegen müssen, wie wir mit der Freizeit umgehen“, sagt Landrat Hans Reichhart beim Pressetermin am Silbersee bei Remshart. Auch wenn die Freibäder nicht öffnen dürfen, muss keiner auf das Baden verzichten, wenn er die Regeln einhalte. Das gelte auch für die Zugänge zu den Flüssen, wie beispielsweise beim Mindelstrand in Offingen. In den vergangenen beiden Wochen hatte das Landratsamt Badeseen im Landkreis untersuchen lassen. Das Ergebnis hatte eine hervorragende Wasserqualität bestätigt.
An den etwa 250 Seen im Landkreis und den großen Grünflächen gebe es viel Platz und die Möglichkeit, sich zu verteilen, während man im Freibad, wo zwar ein höherer Überwachungsgrad herrsche, oft gedrängt sei, betont Reichhart. Daher muss sich an den Seen jeder selbst einschätzen können. Wenn man Rücksicht nehme und Eigenverantwortung mitbringe, dann funktioniere das. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die
Menschen in der Lage seien, dies an den Tag zu bringen. „Auch wenn Corona ist, muss keiner in den eigenen vier Wänden sitzen. Gehen Sie raus, nutzen Sie die Möglichkeiten, die es im Landkreis gibt, bis die Freibäder wieder aufmachen. Aber halten Sie die Abstände ein und passen Sie aufeinander auf“, appelliert Reichhart.
Es werde nicht so sein, dass man Liegeplätze abstecke oder dass stets ein Kontrolleur vor Ort sei. Wenn man allerdings feststelle, dass es nicht funktioniere und es Riesenpartys und Exzesse gebe, dann werde man die Bereiche sperren und es werde kein Baden mehr geben. Das wäre allerdings dann der letzte Schritt, den man unternähme.
Man habe Budgets umgeschichtet, um Marketing nach innen und nach außen zu betreiben und darauf hinzuweisen, dass man neben Legolandauch ein Natur- und Freizeitstandort sei, erklärt Axel Egermann von der Regionalmarketing Günzburg Wirtschaft und Tourismus. Derzeit sei man am Aufbau eines Portals, in dem sämtliche Freizeitangebote im Landkreis und auch die Badeseen mit aufgenommen seien. Dort stehe auch, welche Beschränkungen wie Maskenpflicht oder spezielle Regelungen es dort gebe.
Zurück zum Silbersee, der oftmals zu Burgau zugeordnet wird, aber zu Rettenbach gehört: Das Naherholungsgebiet sei ein ganz besonderer Ort, an dem sich Menschen jedes Alters zum Schwimmen, Laufen oder um sich zu entspannen träfen. Sie freue sich besonders, dass seitens des Landratsamts die Möglichkeit gegeben sei, Erholung zu finden, so wie man es vor Corona gewohnt gewesen sei, sagt Rettenbachs Bürgermeisterin Sandra Dietrich-Kast. Das sieht Burgaus Bürgermeister Martin Brenner genauso: Burgau verfüge zwar über ein wunderbares Freibad und man würde sich freuen, wenn ein „grünes Signal“käme, dieses öffnen zu dürfen. Bis dahin sei es gut, die Badeseen nutzen zu können.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) appelliert an die Bürger zu besonderer Umsicht. „Jedes Jahr ertrinken schwabenweit leider einige Menschen. Es wird befürchtet, dass es in diesem Jahr mehr werden und es auch Kinder treffen wird. Seid dieses Jahr besonders umsichtig und verantwortungsvoll, für euch selbst und die anderen“, sagt Michael Gröger vom DLRGKreisverband Leipheim/Günzburg/ Neu-Ulm.