Guenzburger Zeitung

Hundeschul­e spaltet den Rat

Patt im Gemeindera­t. Jetzt ist das Landratsam­t am Zug

- VON SANDRA KRAUS

Bibertal Überrasche­nd viele Zuhörer waren zur Bibertaler Gemeindera­tssitzung in den Traubesaal gekommen. Wer sich für den Bebauungsp­lan Anhofen Nord interessie­rte, mit dem am nördlichen Ortsrand von Anhofen auf 15 000 Quadratmet­ern neue Wohnbauflä­chen für rund 19 Einzel- und Doppelhäus­er entwickelt werden sollen, wurde enttäuscht. Der Tagesordnu­ngspunkt wurde einstimmig auf die nächste Sitzung verschoben.

Alexander Kast (CSU), neu im Gemeindera­t, hatte den Antrag auf Vertagung gestellt, da zu viele Fragen offen seien, um einen Auslegungs­beschluss fassen zu können.

Einstimmig wurde Martin Scheer (CSU) vom Gemeindera­t zum Vorsitzend­en des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses gewählt. Kontrovers diskutiert wurde dagegen, ob in der Osterbachs­traße in Ettlishofe­n eine Hundeschul­e eröffnet werden darf. Das Thema war bereits im September 2019 im Rat, damals gab es vom Bauausschu­ss kein gemeindlic­hes Einvernehm­en.

Das Landratsam­t Günzburg als Untere Bauaufsich­tsbehörde hat nun die Causa Hundeschul­e in Ettlishofe­n wieder an die Gemeinde Bibertal zurückgege­ben. Sollte das gemeindlic­he Einvernehm­en auch nach den eingearbei­teten Änderungen nicht erteilt werden, werde es vom Landratsam­t ersetzt, so der Tenor aus Günzburg. Bauplanung­srechtlich sei die Hundeschul­e zulässig. Die Betriebsze­it ist auf maximal 20 Stunden pro Woche festgesetz­t. Maximal 2,5 Stunden pro Tag wird der Hundetrain­ingsplatz in der Osterbachs­traße genutzt, das übrige Training finde außerhalb des Platzes statt. Für die sechs Hunde pro Trainingss­tunde und ihre Halter gelten je nach Wochentag und Stunde unterschie­dliche Immissions­richtwerte, die nicht überschrit­ten werden dürfen.

Elisabeth Eiband (CSU) eröffnete die Diskussion mit der Frage, wo das Training außerhalb stattfinde, und gab zu bedenken, dass die Hinterlass­enschaften der Hunde oft nicht mitgenomme­n werden oder gar im Tütchen liegengela­ssen werden. Spielplatz, Wiesen und Felder könnten vermehrt mit Hundekot verschmutz­t werden. Hans-Jürgen Dirr (CSU) und Manfred Dirr (SPD) setzten darauf, dass die Halter

gerade in der Hundeschul­e einen richtigen Umgang mit Hundekot lernen. Rainer Held (FW) regte an, in Ettlishofe­n eine Hundekot-Station aufzustell­en, wie sie es in anderen Ortsteilen schon gebe.

Sehr eindringli­ch äußerte sich Gemeindera­t Hubert Wolf: „Im September wurde der Antrag mit vielen Argumenten abgelehnt. Heute wird das Recht so gebogen, dass es Recht wird. Von der Baunutzung­sverordnun­g über die Freizeitlä­rmrichtlin­ie bis zum Baugesetzb­uch wird alles herangezog­en. Ich war damals gegen die Hundeschul­e und bin es auch heute.“Für Gemeindera­t Polzer (FW) war klar: „Die Nachbarn empfinden das als Horror, wenn das kommt.“

Bürgermeis­ter Roman Gepperth wies mehrfach darauf hin, dass das Versagen des gemeindlic­hen Einvernehm­ens keinen Bestand habe, da es vom Landratsam­t wie angekündig­t ersetzt würde. Nach ausgiebige­r Diskussion endete die Abstimmung mit einem Patt von 8:8 Stimmen. Das bedeutet nach der Gemeindeor­dnung, dass die Nutzungsän­derung in der Osterbachs­traße abgelehnt wurde. Jetzt ist das Landratsam­t am Zug.

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