Im Gespräch mit Landensbergs Bürgermeister Johannes Böse
Johannes Böse ist seit Mai der neue Bürgermeister von Landensberg. Der 23-Jährige spricht über seinen Amtsantritt während der Corona-Krise sowie die anstehenden Projekte und verrät, ob sein Alter eine Rolle spielt
Die ersten 100 Tage sind fast geschafft: So lange sind die im Mai vereidigten, neu gewählten Bürgermeister in der Region im Amt. Die Günzburger Zeitung trifft alle Neulinge zum Gespräch. Ihre Bilanz dieser Zeit stellen wir in loser Folge vor.
Herr Böse, Sie sind jetzt fast 100 Tage in Ihrem neuen Amt. Wie war es bis jetzt?
Johannes Böse: Es war schon recht anstrengend. Es gibt eine Fülle an Themen und gerade, wenn man neu ist, dauert es seine Zeit, bis man sich in die Abläufe eingefunden hat. Aber es fühlt sich gut an, ich bin nicht überfordert und auch im Gemeinderat läuft es gut. Wir haben schon einige Kleinigkeiten wie Hundetoiletten auf den Weg gebracht. Jetzt arbeiten wir uns in die großen Themen ein – allen voran das Wasserund Abwasserproblem in Landensberg. Da werden wir hoffentlich Ende dieses Jahres oder Anfang bis Mitte 2021 die Grundsteine setzen, damit wir bei dieser Thematik langfristig und zukunftsfähig aufgestellt sind.
100 Tage
Wie war der Start für Sie? Sie sind ja mit Corona direkt in eine Krisensituation eingestiegen.
Böse: Ich muss sagen, dass der Start durch Corona eigentlich sogar ruhiger war – es gab keine Vereinssitzungen oder Jahreshauptversammlungen, an denen ich als Bürgermeister teilnehmen muss; das kommt alles erst noch. In meinen Augen war die Situation darum nicht mit mehr Arbeit verbunden, sondern im Gegenteil eher eine Erleichterung, weil es einfach ruhiger angelaufen ist.
Sie sind mit 23 Jahren nicht nur das jüngste Mitglied im Gemeinderat in Landensberg, sondern auch der jüngste Bürgermeister im Landkreis. Haben Sie deswegen schon Zweifel von den Bürgern zu spüren bekommen?
Böse: Ich bin mit 72,6 Prozent zum Bürgermeister gewählt worden, damit kann man sehr zufrieden sein. Zudem ist mein Name im Dorf bekannt: Ich bin im Vorstand des Faschingsvereins – in Amt, das ich jetzt abgeben werde –, und habe vier Jahre lang den Faschingsumzug organisiert. Die Leute haben gesehen, dass ich keine Angst vor Verantwortung habe. Darum glaube ich nicht, dass jemand wegen meines Alters Probleme mit mir hat. Eher im Gegenteil: Wir hatten ja jetzt einen eher älteren Bürgermeister. Ich habe den Eindruck, dass viele Bürger der Meinung sind, dass ein jüngerer Amtsträger den Elan und die Motivation hat, Themen anzupacken und das Dorf in Richtung Zukunft auszurichten.
Gab es bereits eine etwas stressigere Phase, in der Sie sich gefordert fühlten?
Böse: Stressig nicht gerade. Natürlich haben wir immer noch Probleme mit Nitrat in unserem Brunnen, die wir in den Griff bekommen müssen, und das Abwassernetz, das teilweise saniert werden muss. Dafür haben wir schon Fachleute in den Gemeinderat eingeladen, die uns die Thematik näherbringen. Das werden wir jetzt als Erstes angehen, aber eins nach dem anderen.
Das Bürgermeisteramt ist ein Ehrenamt, während der Kommunalwahl waren Sie noch Student. Was machen Sie inzwischen beruflich und wie funktionieren die beiden Aufgaben zeitlich nebeneinander?
Böse: Ich arbeite Vollzeit 39 Stunden die Woche im Lagerhaus des Raiffeisenmarkts in Jettingen, bin dort seit 1. Juli auch offizieller Marktleiter. Natürlich habe ich so keine normale 40-Stunden-Woche, sondern es geht meistens schon mehr in Richtung 60 Stunden. Aber man will es ja selbst so. Mein Arbeitgeber hat mir die Flexibilität gewährt, bei Terminen jederzeit zu gehen, sofern jemand mich vertreten kann. Dazu kommt dann die wöchentliche Amtsstunde jeden Dienstagabend.
Wie weit geht in Ihren Augen das Amt des Bürgermeisters? Was gehört dazu und wofür sind Sie eigentlich nicht zuständig?
Böse: Man hat es selbst in der Hand, ob man jeder Kleinigkeit nachrennen will. Ich werde das nicht tun, ich habe nicht die Zeit dazu und sehe das auch nicht als meine Aufgabe. Es gibt weitaus wichtigere Themen für die Allgemeinheit als etwa eine Ruhestörung, für die sowieso die Polizei zuständig ist. Solange so etwas nicht zum Dauerzustand wird, glaube ich nicht, dass es in den Aufgabenbereich der Gemeinde fällt.
Wie war die Gemeinde Landensberg bei Ihrer Amtsübernahme denn aufgestellt?
Böse: Man hat immer gelesen, dass Landensberg finanziell gut dasteht. Und das stimmt auch. Ich weiß aber nicht, ob es immer positiv ist, wenn man nur Geld hat. Aber wir haben eine finanzielle Basis, auf die man gut aufbauen kann. Natürlich gibt es auch Probleme, bei denen man zu lange weggeschaut hat – Stichwort Wasser. Da müssen wir jetzt aktiv werden und hoffen, dass wir in den kommenden Jahren eine Verbesserung erzielen können. Langweilig wird es mir auf jeden Fall nicht.
Interview: Lara Schmidler