Landratsamt kontrolliert Busse
Nach Beschwerden fährt jetzt eine zweite Buslinie für Thannhauser Realschüler. Wie das organisiert wurde und was das Problem beim Angebot der Staatsregierung ist
Zwei Wochen nach Schulbeginn muss bei der Schülerbeförderung im Landkreis Günzburg doch noch nachjustiert werden.
Landkreis Vor etwas mehr als zwei Wochen hat das neue Schuljahr begonnen und bereits im Vorfeld zeigten sich viele Eltern insbesondere über den Schülertransport besorgt. Würden die Schulbusse ausreichen oder würden die Kinder dicht an dicht stehen müssen und sich gegenseitig mit Corona anstecken?
Um Letzteres zu verhindern, kündigte der Freistaat Bayern an, zusätzliche Schulbusse mit 15 Millionen Euro zu bezuschussen, sollten sie notwendig sein. Im Landkreis Günzburg zeigte man sich noch vor drei Wochen optimistisch, dass die bestehenden Transportmöglichkeiten ausreichen würden und kein Zusatzbus notwendig sein würde. Wie sieht die Situation jetzt aus?
Tatsächlich hat es in den vergangenen Wochen mehrere Beschwerden gegeben, dass verschiedene Busse zu voll seien, wie Jenny Schack, Sprecherin des Günzburger Landratsamts, auf Nachfrage bestätigt. Insgesamt seien es etwa 20 Meldungen gewesen und, soweit Schack es sagen könne, ausschließlich von besorgten Eltern, nicht von Schulleitern oder Lehrern. „Dazu muss man aber sagen, dass es jedes Jahr Beschwerden über zu volle Busse gibt.“Zudem seien es teilweise Eltern von Schülern gewesen, die die gleiche Buslinie nutzten.
Um diesen Meldungen nachzugehen, sind am vergangenen Donnerstag mehrere Mitarbeiter des Landratsamts stichprobenartig bei verschiedenen Buslinien mitgefahren, um sich ein Bild machen zu können. Dies sei keine Vorgabe der Staatsregierung, sondern eine individuelle Entscheidung des Landkreises Günzburg. Bei dieser Kontrolle ist laut Schack herausgekommen, dass kein einziger Bus tatsächlich überbelegt war. „Die in den Bussen angegebenen Mengen an Sitz- und Stehplätzen sind in keinem Fall überschritten worden.“Trotzdem hat das Landratsamt entschieden, eine Buslinie aufzustocken.
Betroffen ist die Linie 832 von Thannhausen nach Dinkelscherben, die von vielen Schülern der Christoph-von-Schmid-Realschule (CvS) genutzt wird. Dafür wäre eigentlich der Landkreis Augsburg zuständig, trotzdem hat jetzt der Kreis Günzburg die Organisation übernommen. Einen zusätzlichen Bus, der vom Freistaat bezahlt werden würde, gibt es aber nicht. Stattdessen ist eine bereits bestehende Buslinie um einen Streckenabschnitt erweitert worden und befördert seit dieser Woche ebenfalls die Thannhauser Realschüler. Mit nur einem kleinen Abstrich: Der unterstützende Bus ist nämlich acht Minuten länger unterwegs als der reguläre.
„Die Entscheidung ist gefallen, weil die Fahrgäste gefühlsmäßig schon dicht im Bus standen“, sagt Schack, die selbst am Donnerstag in dieser Linie mitgefahren ist. Von den Zahlen her sei die Belegung aber völlig in Ordnung gewesen.
Der stellvertretende Schulleiter der CvS-Realschule, Peter Volkert, erklärt: „Die Situation ist für uns etwas schwierig zu überblicken, da viele Schüler nicht direkt vor unserer Schule wegfahren, sondern eine andere Linie nehmen, die vor der Kirche in Thannhausen abfährt.“An dieser Stelle wechselt die Buslinie: Ein von Ursberg kommender
Bus des Unternehmens BBS Brandner fährt die Haltestelle an, nach Dinkelscherben fährt dann allerdings eine Linie des Unternehmens Regionalbus Augsburg (RBA). Entsprechend befänden sich in dem zweiten Bus dann nicht nur Schüler der Realschule Thannhausen, sondern auch Gymnasiasten aus Ursberg, die in Thannhausen umgestiegen sind.
Aufsichten der Realschule können jedoch nur die Besetzung der Busse kontrollieren, die direkt vor der Schule abfahren. Generell werde aber allen Schülern gesagt, dass sie darauf achten sollen, „die Sache luftiger zu gestalten“, wie Volkert betont. „Wir sind alle dran, die Situation zu entlasten.“
Jenny Schack vermutet, dass die Besorgnis vieler Eltern noch einen anderen Grund haben könnte. Einige Beschwerden seien möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die sich ständig verändernden Corona-Regelungen Verwirrung hervorriefen. „Vielen ist nicht klar, dass bei Einhaltung der Maskenpflicht die Abstandsregelung wegfällt.“Entsprechend könnten die Busse ganz normal belegt werden. Und die Maskenpflicht werde sehr sorgfältig eingehalten, wie sowohl die Busfahrer als auch Lehrer und Schulleiter im Landkreis bestätigt hätten.
Und während es sich in der Theorie ganz einfach anhört, mehr Busse einzusetzen, ist die Umsetzung in der Praxis gar nicht so leicht: „Im Kreis Günzburg gibt es keine reinen Schulbusse und die Routen sind genau durchgetaktet“, erklärt Schack. Die verschiedenen zuständigen Busunternehmen befahren feste Strecken, auf denen dann nicht einfach zusätzliche Busse anderer Unternehmen eingesetzt werden können. Umgekehrt hat aber nicht jedes Busunternehmen ungenutzte Fahrzeuge zur Verfügung. „Die Regelung mit dem Zusatzbus ist schön und einfach gedacht, aber eben nicht so leicht umzusetzen. Wir tun, was wir können.“
Ob es weitere Entlastungen von Bussen im Landkreis geben wird, kann Schack noch nicht sagen. Fest stehe, dass am Donnerstag auch in Krumbach auf Beschwerden hin Busse vom Landratsamt kontrolliert worden seien.