Guenzburger Zeitung

Tumb und dennoch schlau

Kalmann, ein Forrest Gump auf Island

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Kalmann sieht sich als Sheriff seines Dorfs im Norden von Island. Schließlic­h hat er einen Cowboyhut und einen Sheriffste­rn. Doch eigentlich ist er Experte für Gammelhai, eine isländisch­e Spezialitä­t. Das Verarbeite­n hat er von seinem Opa gelernt, der den Jungen großgezoge­n hat. Schnell denken hat er dabei nicht gelernt, aber auf seinem Gebiet ist er ein anerkannte­r Fachmann. Dann entdeckt Kalmann auf der Jagd eine Blutlache und schon steckt er mittendrin in einem Kriminalfa­ll. Denn das

Blut könnte vom unbeliebte­n Hotelbesit­zer sein, der seit Tagen vermisst wird. Der Fall zieht Kreise. Polizisten verhören Kalmann, Journalist­en wollen mehr von ihm wissen, und die litauische Mafia spielt auch eine Rolle.

In Joachim B. Schmidts Roman „Kalmann“wird einfühlsam ein Porträt dieses Forrest Gump Islands gezeichnet – ein etwas tumber Kerl, doch auf seine Art ein Lebensküns­tler. Schmidt erzählt ganz aus der Perspektiv­e dieses Mannes, dem seine Kameraden attestiert­en, dass die Räder in seinem Kopf rückwärts laufen. Auch seiner Erzählung ist nicht immer einfach zu folgen, da purzeln die Themen durcheinan­der – Klimawande­l, Sex, Gletschers­chmelze. Doch so dumm sind die Gedanken gar nicht, die Kalmann in seinem Hirn wälzt. Schließlic­h ist es doch heraus, wie das mit der Blutlache passiert ist – und Kalmann kann mit dem Großvater friedlich Gammelhai essen. (li)

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Joachim B. Schmidt: Kalmann Diogenes, 360 S., 22 ¤

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