Guenzburger Zeitung

Draisaitl schreibt Eishockey-Geschichte

Wertvollst­er Spieler: Der 24-Jährige hat auf persönlich­er Ebene alles erreicht, was man als Profi in der NHL erreichen kann. Doch all die Ehrungen würde der Kölner sofort eintausche­n, wenn er nur könnte

- VON MILAN SAKO

Augsburg Im Mai hatte Leon Draisaitl meist Zeit, nach Europa zu kommen, zur Weltmeiste­rschaft. So auch 2017, als die Spiele in seinem Jugendzimm­er, der Kölner Lanxess-Arena, stattfande­n. Der Profi des NHL-Klubs Edmonton Oilers kam als Nachzügler aus Kanada und führte neun Stunden nach seiner Landung die Nationalma­nnschaft zu einem 4:1 gegen Italien. Die meiste Eiszeit aller Angreifer: Draisaitl mit 17:10 Minuten. Was den Bundestrai­ner freut, ist für Leon allerdings nur die zweite Wahl. Denn wenn er bei der WM spielt, dann heißt es, dass sein Klub die Play-offs der National Hockey League verpasst hat. Sein sehnlichst­er Wunsch ist es, den Titel zu holen, den Stanley Cup in die Luft zu stemmen.

Dieses Ziel bleibt, doch in der Nacht zum Dienstag hat der 24-Jährige aus Köln die größtmögli­che persönlich­e Auszeichnu­ng erhalten. Als erster deutscher Eishockey-Profi ist Leon Draisaitl zum wertvollst­en Spieler in der amerikanis­chen Profiliga NHL gewählt worden. Draisaitl ist erst der zweite ProfiSport­ler aus Deutschlan­d nach dem ehemaligen Basketball­er Dirk Nowitzki, dem in einer der großen USSportlig­en diese Ehre zuteilwird. Nowitzki war in der Saison 2006/2007 in der NBA als „Most Valuable Player“ausgezeich­net worden. In seiner persönlich erfolgreic­hsten Saison hatte Draisaitl schon in der Hauptrunde für ein Novum gesorgt. Mit 110 Punkten für Tore und Vorlagen aus 71 Spielen in der coronabedi­ngt verkürzten Hauptrunde war er bester Scorer geworden. Und räumte ordentlich ab. Neben der Art-Ross-Trophy für diese Leistung und der Hart-Memorial-Trophy für den nach Journalist­en-Stimmen

wertvollst­en Spieler (MVP) erhielt der Sohn des früheren Nationalsp­ielers Peter Draisaitl auch noch den Ted-LindsayAwa­rd. Diesen Titel als „herausrage­nder Spieler der Saison“vergeben die NHL-Profis.

„Ich bin sehr geehrt. Das ist eine große Ehre“, sagte Draisaitl während der Übertragun­g im TV-Sender NBCSN. Der ehemalige Bundestrai­ner Marco Sturm, mit über 1000 Einsätzen ein echter NHLHaudege­n, ordnet die Auszeichnu­ng ein: „Es gibt keine bessere Eishockey-Liga als die NHL. Deswegen war Leon in dieser Saison der beste Spieler in der Welt. Das muss man sich einfach mal vorstellen, dass jemand sagen kann, er ist der beste Spieler der Welt.“Kaum einer kann das Spiel so gut lesen wie Draisaitl, schirmt den Puck perfekt mit seinen langen Armen ab und hat den Blick für den Nebenmann. Zusammen mit dem Edmonton-Kapitän Connor McDavid bildet der Deutsche oft genug ein Traumpaar, das auch fantastisc­h verdient. 2017 haben die Oilers das Duo langfristi­g mit AchtJahres-Verträgen an sich gebunden. McDavid kassiert 100, Draisaitl immerhin noch 68 Millionen Dollar. Geld schießt zwar in diesem Fall

Tore, aber garantiert noch nicht den Erfolg. Da der Rest des Teams zu schwach war, verpassten die Oilers wieder, zum 13. Mal in den vergangene­n 14 Jahren, die Play-offs. Nach einem 1:3 in der Qualifikat­ionsrunde gegen den Außenseite­r Chicago war die Saison frühzeitig beendet. Darauf angesproch­en, sagt die Nummer 29 der Oilers: „Wenn ich diese zwei oder drei Auszeichnu­ngen zurückgebe­n könnte für einen Stanley Cup, würde ich das binnen eines Herzschlag­es machen. So wie jeder andere auch, denke ich. Es ist ein schöner Tag, ich bin stolz und glücklich. Aber mein Ziel am Ende des Tages in meiner Karriere ist, den Stanley Cup zu gewinnen.“

Nach Köln kommt er vielleicht auch bald wieder, um sich mit seinem Kumpel Frederik Tiffels und den Kölner Haien auf die nächste Saison vorzuberei­ten. Ein WMStart? Lieber nicht. (mit dpa)

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Foto: dpa Bester und wertvollst­er Spieler in der besten Eishockey-Liga der Welt: Leon Draisaitl.

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