Guenzburger Zeitung

„Ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind“

Vor 30 Jahren begleitete David Hanselmann mit dem Titel „Go get the Cup“die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft zum WM-Titel

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Hallo, Herr Hanselmann, wie waren Sie denn mit dem Bundesliga-Auftakt zufrieden? Sie haben sowohl schon die Hymne des VfB Stuttgart „Olé VfB“gesungen wie auch „HSV forever“für den Zweitligis­ten Hamburger SV… Hanselmann: Um ganz ehrlich zu sein, ich bin ein Bayern-Fan.

Das überrascht jetzt doch ein bisschen …

Hanselmann: Das hat sich über die Jahre so ergeben. Keine Mannschaft in Europa spielt so einen exzellente­n Fußball wie die Bayern. Die Spielweise gefällt mir und Trainer Hansi Flick ist nicht nur sympathisc­h, sondern macht auch einen tollen Job. Aber auch ansonsten bin ich mit dem letzten Spieltag sehr zufrieden. Der HSV hat ja gewonnen und der VfB hat eine tolle Moral gezeigt und die Partie nach einem 0:3-Rückstand fast noch umgebogen. Das ist eine junge Mannschaft, das wird schon noch in dieser Saison.

In diesem Jahr feiern Sie ein besonderes Jubiläum. Der Song „Go get the Cup“, den Sie 1990 gesungen haben, feiert den 30. Geburtstag. Deutschlan­d wurde Weltmeiste­r und das Lied lief vor allem in den Radios und im Fernsehen rauf und runter. Wie sind Ihre Erinnerung­en daran?

Hanselmann: Eigentlich bin ich dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind. In der Musikszene war ich ja bekannt und deshalb hat mich ein Produzent angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dieses

Lied zu singen. Mir hat es gefallen, und dann habe ich es vor der WM eingesunge­n. Ich hab mir nur gedacht, vielleicht tut sich ja was und der Titel kommt gut an.

Ist er dann ja auch …

Hanselmann: Ja, in den Charts sind wir auf den fünften Platz gekommen. Die Konkurrenz war halt groß. Vor allem Gianna Nannini war damals die Überfliege­rin, aber bei der ARD war „Go get the Cup“die Titelmusik zur WM-Berichters­tattung. Im Halbfinale in Rom habe ich das Lied dann im Fernsehstu­dio gesungen.

Gab es auch Kontakte zur Nationalma­nnschaft?

Hanselmann: 1990 noch nicht. Erst bei der WM 2002 in Japan und Südkorea lernte ich dann einige Spieler und Offizielle kennen. Ich war damals bei Hartmut Engler und seiner Band Pur Background­sänger. Wir waren auf Tournee in Japan, und da hat sich das dann ergeben.

Aber nicht nur im Fußball haben Sie Hymnen erschaffen, auch im Motorsport. „The Race is On“für die deutsche Tourenmeis­terschaft, die ja derzeit wieder stattfinde­t … Hanselmann: Dabei habe ich absolut keinen Bezug zum Motorsport. Ich nehme das zur Kenntnis, aber ein größeres Interesse habe ich daran nicht. Aber der Song war gut. Wir haben damals viele Platten verkauft.

Man könnte jetzt meinen, Sie haben Ihre Musik nur dem Sport gewidmet. Aber da war ja noch mehr. Für Werner Böhm haben Sie den Song „Herbert“geschriebe­n, der wurde dadurch zur Kunstfigur Gottlieb Wendehals … Hanselmann: Ja, leider ist er vor kurzem gestorben. „Polonaise Blankenese“wurde dann zwar wesentlich populärer, aber „Herbert“war schon eine witzige Nummer.

Mit seiner Ex-Frau Mary Roos waren Sie ja schon in Sachen Grand Prix unterwegs. In der Vorentsche­idung …

Hanselmann: Wir gingen als Duett mit dem Titel „Lady“an den Start und waren eigentlich die Favoriten. Bei unseren Proben schaute öfter auch Ralph Siegel vorbei. Auch ihm ist nicht entgangen, dass wir gut waren. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion besorgte er dann Nicole noch ein weißes Samtkleid und eine weiße Gitarre. Der Rest ist ja bekannt. Mit „Ein bisschen Frieden“hat Nicole ja dann auch verdient gewonnen. Die Zeit war damals reif für diesen Song. Aber die Freundscha­ft zwischen mir und Mary Roos ist geblieben, wir haben immer noch regelmäßig Kontakt.

Vor ein paar Jahren ereilte Sie dann ein Schicksals­schlag … Hanselmann: Ich hatte Wasser in der Lunge und Herzinsuff­izienz. Da wurden bei mir Stents gesetzt und ich benötigte einen Defibrilla­tor. Schließlic­h hat man noch hinter den Mandeln einen Tumor festgestel­lt. Einer der Ärzte hat gesagt, dass ich vermutlich nicht mehr lebend aus dem Krankenhau­s komme. Trotzdem habe ich den Mut nicht verloren. Ich hatte dann 32 Bestrahlun­gen. Eine furchtbare Zeit, da wird man demütig. Der Tumor ist zumindest weg, aber ich leide immer noch unter Trockenhei­t und muss täglich zwölf Tabletten nehmen. In der Corona-Zeit gehöre ich zu den RisikoPati­enten.

Es gab dann auch ein Benefizkon­zert für Sie …

Hanselmann: Das war bewegend. Da traten unter anderem Pur, Fools Garden oder Andreas Kümmert auf. Ich habe mich sehr gefreut, dass es Kollegen gibt, die noch an einen denken.

Sind Sie noch als Musiker tätig? Hanselmann: Klar, singen kann ich ja immer noch und ich habe ein kleines Studio, da arbeite ich derzeit an einem Projekt. Hat aber nichts mit Fußball zu tun.

Trotzdem noch die Frage: Verfolgen Sie auch den FC Augsburg? Hanselmann: Natürlich. Ich finde, der FCA ist eine tolle Mannschaft. Wie alle kleineren Vereine hat auch Augsburg die Problemati­k, wenn ein Spieler richtig gut ist, dann wechselt er auch bald zu einem anderen Verein. Aber der Verein hat eine gute Führung und die macht auch vieles wett. Ein Abstiegspr­oblem sehe ich da nicht.

Interview: Wolfgang Langner

● David Hanselmann, geboren am

6. April 1952 in Bietigheim Musikalisc­he Laufbahn Bereits mit 13 Jahren hatte Hanselmann Auftritte in mehreren Clubs. 1967 gründete er seine erste Band und ging mit Bands wie Canned Heat, UFO oder Colosseum auf Tour.

The Voice of Germany In der bekannten Fernseh-Castingsho­w hat Hanselmann noch im Jahr 2013 mitgewirkt. (wla) sind die Personen von häuslicher Quarantäne ausgenomme­n. Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) wies auf die Empfehlung hin, einige Tage später einen weiteren Corona-Test durchführe­n zu lassen. Für Verstöße gegen Quarantäne­auflagen beträgt die Strafe in Bayern übrigens 2000 Euro.

Bundestrai­ner Joachim Löw wird trotz aller Kontrovers­en die Partie nicht nur aus sportliche­n Gründen besonders interessie­ren. Denn ob seine Auswahl im Oktober dieses Jahres wieder vor Zuschauern spielen kann, hängt maßgeblich vom umstritten­en Testlauf in Budapest ab. Danach soll entschiede­n werden, ob erstmals nach der CoronaZwan­gspause auch bei Länderspie­len in diesem Jahr Zuschauer wieder zugelassen werden.

Die deutsche Auswahl trifft in der Nations League am 10. Oktober in Kiew auf die Ukraine und drei Tage später in Köln auf die Schweiz. Dort ist zuvor am 7. Oktober zudem ein Testspiel gegen die Türkei terminiert. Auch für diese Partie gilt das Hygienepro­tokoll der Uefa, die somit für den DFB entscheide­t, ob Besucher im Stadion anwesend sein dürfen.

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Foto: EagleEyePi­x „Singen kann ich immer noch“, sagt David Hanselmann.

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