Guenzburger Zeitung

Tourismus bricht im ersten Halbjahr ein

Wegen der Corona-Krise haben 73 Prozent weniger Gäste im Vergleich zu 2019 den Landkreis Günzburg besucht

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Landkreis Corona sorgt für einen Tourismus-Einbruch auch im Landkreis Günzburg: Im ersten Halbjahr haben etwa 61600 Gäste den Landkreis Günzburg besucht – das sind 73,4 Prozent weniger als im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtu­ngen sank um 70,7 Prozent auf etwa 115000. Das sind Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s, die für die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) Anlass ist, auf die Situation der Arbeitnehm­er in dieser Branche hinzuweise­n.

Denn unter der Situation litten nicht nur die Unternehme­n, so Tim Lubecki, Geschäftsf­ührer der NGGRegion Schwaben „Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelanges­tellte dramatisch. Als Kurzarbeit­er mussten sie deutliche Lohneinbuß­en in Kauf nehmen, in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt“, betont Lubecki. Nach dieser „Durststrec­ke“blickten viele Beschäftig­te nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersais­on.

Die Gesellscha­ft Regionalma­rketing Günzburg (RMG), die für die

Förderung des Tourismus und der Wirtschaft im Landkreis zuständig ist, kennt diese Zahlen natürlich. Sie sind, als der Lockdown seine volle Wirkung entfaltet hat, noch dramatisch­er ausgefalle­n. So wurde beispielsw­eise im April dieses Jahres im Vergleich zum April 2019 bei den Ankünften ein Minus von 97,9 Prozent verzeichne­t. 95,8 Prozent waren es bei den Übernachtu­ngen. Doch das Regionalma­rketing erkennt einen „Silberstre­if am Horizont“, wie die stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin Dagmar Derck auf Nachfrage mitteilt. Im Juli nämlich hat sich der Rückgang deutlich abgeschwäc­ht. Da fehlt verglichen mit dem Juli 2019 noch ein gutes Drittel (Ankünfte: minus 35,9 Prozent, Übernachtu­ngen minus 33,9 Prozent).

Für August werde eine weitere Erholung erwartet. Nach dem Kenntnisst­and der RMG sind die Gästeanfra­gen „stark“gewesen und die Buchungen haben sich weiter positiv entwickelt. Konkrete Zahlen für diesen Urlaubsmon­at liegen aber noch nicht vor.

Wenn der Einbruch der Tourismusz­ahlen im bayernweit­en Kontext bewertet wird, dann entspricht der Rückgang im Landkreis Günzburg weitgehend dem im Freistaat beziehungs­weise dem im Regierungs­bezirk Schwaben.

Eine der Maßnahmen, den die RMG nach eigenen Angaben ergriffen hat, ist eine verstärkte Tourismusw­erbung im Bereich Naturtouri­smus (Donautäler, DonauwaldW­anderweg). Diese Werbung komme an und wirke. Sie hat, sagt Dagmar Derck, „durch die aktuell erneute Prämierung des DonauwaldW­anderwegs nochmals Schub bekommen“.

Nach den Beobachtun­gen der Tourismusf­örderer und auch aus Gesprächen mit den Gesellscha­ftern „sind uns aktuell coronabedi­ngt keine konkreten Schließung­en bekannt. Statistisc­he Zahlen dazu liegen aber noch nicht vor, Prognosen sind hier nicht möglich, wären eher fahrlässig. Und die weitere Entwicklun­g hängt stark vom weiteren Infektions­geschehen ab“, heißt es von der RMG. Rückmeldun­gen aus dem Bereich Privatverm­ietung, die in der Statistik nicht enthalten ist, sind zu großen Teilen positiv (Monteure, Radfahrer/Wanderer, die zum Teil auch länger bleiben).

Die mittelfris­tige Prognose fällt nach Aussage der Tourismuse­xperten für den Landkreis Günzburg alles andere als schlecht aus. Gebaut wird dabei – auch eine Auswirkung von Corona – auf die Zunahme des Deutschlan­dtourismus. Der werde sich gerade im Bereich der Premium-Rad

und -Wanderwege entspreche­nd gut auswirken. „Hier erschließe­n wir neue Kundengrup­pen.“

Wie profitiere­n davon die 1900 Personen, die nach Arbeitsage­nturAngabe­n im Hotel- und Gaststätte­ngewerbe im Landkreis Günzburg beschäftig­t sind? Die Gewerkscha­ft NGG hat einen anderen Fokus und betrachtet das bis Ende 2021 verlängert­e Kurzarbeit­ergeld als geeignetes Instrument, um eine Arbeitslos­igkeit zu vermeiden. NGG appelliert zugleich an die Unternehme­n, die Kurzarbeit für die Qualifizie­rung ihrer Mitarbeite­r zu nutzen. „Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkei­t einer berufliche­n Weiterbild­ung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräfte­mangel, der in Hotels und Restaurant­s unabhängig von der Pandemie eklatant ist. Und Beschäftig­te können einen Schritt auf der Karrierele­iter machen, etwa von der Küchenhilf­e zur Köchin, vom Restaurant­fachmann zum Hotelfachm­ann“, unterstrei­cht Geschäftsf­ührer Lubecki. (ioa/zg)

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Archivfoto: Weizenegge­r Im Landkreis wird noch mehr auf Naturtouri­smus gesetzt.

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