Ora et labora im Garten
Mit Begeisterung und Liebe pflegen die Dominikanerinnen in Wettenhausen ihre Schatzkammer
Wettenhausen Hinter den alten Klostermauern von Wettenhausen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Mit hingebungsvoller Ruhe und Liebe pflückt Schwester Emilie die Früchte vom Himbeerstrauch. „Ich bin Angestellte beim Herrgott und meine Aufgabe ist der Garten“, sagt sie und ergänzt: „Die Bewegung an der frischen Luft tut gut.“Dabei zeigt sie auf die weitläufige Grünfläche des riesigen Klostergartens.
Wie zur Gründung im 12. Jahrhundert trägt der Garten zur Versorgung der Dominikanerinnen bei. Damals wie heute plagen die gleichen Sorgen die Gärtner: „Manchmal weiß man nicht, wo man anfangen und wann man aufhören soll“, sagt die 80-jährige Klosterfrau und fügt augenzwinkernd hinzu: „Die Arbeit ist mir aber noch nie davongelaufen.“
Während die Früchte der Obstbäume und Gemüsebeete zur Ernte stehen, wächst gleichzeitig das Unkraut hervor. Doch Schwester Emilie sieht es gelassen und schlägt fast philosophisch eine Brücke zum zwischenmenschlichen Zusammenleben: „Man muss in Demut lernen, alles Gute und Schlechte hinzunehmen.“
Ohnehin zählt hinter den Klostermauern keine profitorientierte Gartenwirtschaft.
Vielmehr setzen die Dominikanerinnen in Wettenhausen auf das Wasser aus der Kammel und ihrer Liebe zu den Pflanzen – mit Erfolg, wie Schwester Lucia im großen Gewächshaus zeigt. Dort hängen die Tomaten in dichten Rispen aneinander, der Pfirsichbaum trägt prächtige Früchte und die mächtigen Kürbisse künden vom Herbst. Auf die Frage nach chemischen Helfern wie Kunstdünger winkt Schwester Lucia kategorisch ab und verneint.
Die zahlreichen Früchte werden in der Klosterküche eingeweckt oder zu Marmelade verarbeitet. Letztere habe sich in den vergangenen Jahren zum Verkaufsschlager entwickelt, wie Schwester Lucia sagt.
Sichtlich stolz ist die Klosterschwester jedoch, als sie erklärt, dass sie einen großen Teil der reichen Ernte mit den Mitmenschen teilen würde.
Unter der Ordenstradition „Ora et labora“sieht Schwester Lucia ihren Dienst im Klostergarten und erklärt, dass sie während ihrer Gartenarbeit oft beten würde: „Dann danke ich Gott für die Natur“, sagt sie und fügt verschmitzt hinzu, dass in diesen stillen Gebeten auch manchmal Kritik an ihrem Schöpfer dabei sei, wenn das Unkraut wieder zu sehr wuchere. Ergeben und geduldig fügt sie hinzu, dass in der Natur nur gedeihe, was werden wolle, während der Mensch lediglich die Grundlage dafür schaffen könne.
Mit Blick auf die zahlreichen Bäume, Sträucher und Beete zitiert die 54-jährige Ordensfrau aus dem Evangelium: „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige.“
Besonders zur Erntezeit ist jede Hilfe willkommen, sagt die Gärtnerin und deutet auf ihre Ordensschwester Angelika, die unter einem Kirschbaum kniet, um die Früchte aufzusammeln. Auch viele Mitarbeiter und deren Familienangehörige seien in den vergangenen Tagen in den Klostergarten gekommen, um bei der Ernte zu helfen, ergänzt Schwester Lucia.