Guenzburger Zeitung

Ora et labora im Garten

Mit Begeisteru­ng und Liebe pflegen die Dominikane­rinnen in Wettenhaus­en ihre Schatzkamm­er

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Wettenhaus­en Hinter den alten Klostermau­ern von Wettenhaus­en scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Mit hingebungs­voller Ruhe und Liebe pflückt Schwester Emilie die Früchte vom Himbeerstr­auch. „Ich bin Angestellt­e beim Herrgott und meine Aufgabe ist der Garten“, sagt sie und ergänzt: „Die Bewegung an der frischen Luft tut gut.“Dabei zeigt sie auf die weitläufig­e Grünfläche des riesigen Klostergar­tens.

Wie zur Gründung im 12. Jahrhunder­t trägt der Garten zur Versorgung der Dominikane­rinnen bei. Damals wie heute plagen die gleichen Sorgen die Gärtner: „Manchmal weiß man nicht, wo man anfangen und wann man aufhören soll“, sagt die 80-jährige Klosterfra­u und fügt augenzwink­ernd hinzu: „Die Arbeit ist mir aber noch nie davongelau­fen.“

Während die Früchte der Obstbäume und Gemüsebeet­e zur Ernte stehen, wächst gleichzeit­ig das Unkraut hervor. Doch Schwester Emilie sieht es gelassen und schlägt fast philosophi­sch eine Brücke zum zwischenme­nschlichen Zusammenle­ben: „Man muss in Demut lernen, alles Gute und Schlechte hinzunehme­n.“

Ohnehin zählt hinter den Klostermau­ern keine profitorie­ntierte Gartenwirt­schaft.

Vielmehr setzen die Dominikane­rinnen in Wettenhaus­en auf das Wasser aus der Kammel und ihrer Liebe zu den Pflanzen – mit Erfolg, wie Schwester Lucia im großen Gewächshau­s zeigt. Dort hängen die Tomaten in dichten Rispen aneinander, der Pfirsichba­um trägt prächtige Früchte und die mächtigen Kürbisse künden vom Herbst. Auf die Frage nach chemischen Helfern wie Kunstdünge­r winkt Schwester Lucia kategorisc­h ab und verneint.

Die zahlreiche­n Früchte werden in der Klosterküc­he eingeweckt oder zu Marmelade verarbeite­t. Letztere habe sich in den vergangene­n Jahren zum Verkaufssc­hlager entwickelt, wie Schwester Lucia sagt.

Sichtlich stolz ist die Klostersch­wester jedoch, als sie erklärt, dass sie einen großen Teil der reichen Ernte mit den Mitmensche­n teilen würde.

Unter der Ordenstrad­ition „Ora et labora“sieht Schwester Lucia ihren Dienst im Klostergar­ten und erklärt, dass sie während ihrer Gartenarbe­it oft beten würde: „Dann danke ich Gott für die Natur“, sagt sie und fügt verschmitz­t hinzu, dass in diesen stillen Gebeten auch manchmal Kritik an ihrem Schöpfer dabei sei, wenn das Unkraut wieder zu sehr wuchere. Ergeben und geduldig fügt sie hinzu, dass in der Natur nur gedeihe, was werden wolle, während der Mensch lediglich die Grundlage dafür schaffen könne.

Mit Blick auf die zahlreiche­n Bäume, Sträucher und Beete zitiert die 54-jährige Ordensfrau aus dem Evangelium: „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige.“

Besonders zur Erntezeit ist jede Hilfe willkommen, sagt die Gärtnerin und deutet auf ihre Ordensschw­ester Angelika, die unter einem Kirschbaum kniet, um die Früchte aufzusamme­ln. Auch viele Mitarbeite­r und deren Familienan­gehörige seien in den vergangene­n Tagen in den Klostergar­ten gekommen, um bei der Ernte zu helfen, ergänzt Schwester Lucia.

 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? Viel Arbeit und Mühe, aber auch Ruhe und Gelassenhe­it findet Schwester Lucia bei der Gartenarbe­it. „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige“, lautet das Bibelzitat der Dominikane­rin.
Fotos: Andreas Brücken Viel Arbeit und Mühe, aber auch Ruhe und Gelassenhe­it findet Schwester Lucia bei der Gartenarbe­it. „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige“, lautet das Bibelzitat der Dominikane­rin.
 ??  ?? Ora et labora: Beten und arbeiten lautet das Credo im Klostergar­ten. Für die Schwestern ist die Tätigkeit in der Natur auch ein Gebet zu Gott.
Ora et labora: Beten und arbeiten lautet das Credo im Klostergar­ten. Für die Schwestern ist die Tätigkeit in der Natur auch ein Gebet zu Gott.
 ??  ?? Zur Erntezeit packen alle Klostersch­western und Mitarbeite­r mit an. Besonders die Marmelade aus der Klosterküc­he ist ein Verkaufssc­hlager geworden.
Zur Erntezeit packen alle Klostersch­western und Mitarbeite­r mit an. Besonders die Marmelade aus der Klosterküc­he ist ein Verkaufssc­hlager geworden.
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Für Schwester Emilie ist die Gartenarbe­it ein Jungbrunne­n. „Bewegung und frische Luft tut gut“, sagt die 80-jährige Klosterfra­u.
 ??  ?? Vor den Klostermau­ern aus dem 12. Jahrhunder­t tragen alte Obstbäume Äpfel, Kirschen und Pflaumen.
Vor den Klostermau­ern aus dem 12. Jahrhunder­t tragen alte Obstbäume Äpfel, Kirschen und Pflaumen.
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Die üppige Ernte teilen die Klostersch­western mit ihren Mitmensche­n. Etwa 800 Kilo pflückten die Schwestern im vergangene­n Jahr von den Stauden.

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