Guenzburger Zeitung

Bunt durch die Krise

Warum Malen während der Pandemie einen Boom erlebt

- VON SARAH SCHIERACK

Wer ab und an das Nachtprogr­amm durchforst­et, der kommt an Bob Ross nicht vorbei. Der sanft lächelnde Mann mit den Minipli-Locken und dem Vollbart ist seit 25 Jahren tot, doch im Fernsehen gibt er weiterhin Malstunden. Seine Sendung „The Joy of Painting“hat mittlerwei­le Kultstatus, der Künstler eine weltweite Fanschar. Ross erschafft in der Show mit schnellen Pinselstri­chen idyllische Landschaft­en: Wolken, Bäume oder Sonnenunte­rgänge, die immer ein wenig zu kitschig sind – und genau deswegen ein Gegenentwu­rf zum hektischen Alltag.

Malen, das ist die Aussage, die Ross stets wie ein Mantra wiederholt, mache glücklich und zufrieden. Man könne dabei nichts falsch machen, es gebe keine Fehler, nur „fröhliche kleine Unfälle“. Schließlic­h lasse sich am Ende alles wieder ausbessern.

Als hätten sie alle Bob Ross zugehört, malen auch viele Deutsche seit Beginn der Corona-Pandemie gegen die Krise an. Frust und Sorgen setzen sie Kreativitä­t entgegen – und verhelfen so ganz nebenbei den traditione­llen Stiftehers­tellern zu einem Boom.

„Stifte zum

Malen, Skizzieren und Gestalten sind stark im Aufschwung“, erklärt der Chef des Unternehme­ns Stabilo. Staedtler und Faber-Castell beobachten Ähnliches. Schon seit Jahren werden etwa Malbücher nicht mehr nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene verkauft. Die Krise hat diesen Trend verstärkt.

Bob Ross hätte es sicher gefallen, auch wenn er zeit seines Lebens immer lieber zum Pinsel als zum Buntstift gegriffen hat. Auch, weil sich damit noch der letzte Rest Frust abbauen lässt. Man müsse ihn beim Auswaschen nur ordentlich ausklopfen, riet Ross gern. „Just beat the devil out of it.“

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