Guenzburger Zeitung

Wie schlechte Chefs für hohe Fehlzeiten sorgen

Erlebte Gerechtigk­eit am Arbeitspla­tz hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Wer sich vom Chef ungerecht behandelt fühlt, fehlt öfter wegen Krankheit am Arbeitspla­tz. Das ist das Ergebnis des aktuellen AOKFehlzei­tenreports, der am Dienstag in Berlin vorgestell­t wurde. Demnach kommen Arbeitnehm­er, die ihre Vorgesetzt­en als gerecht wahrnehmen, auf durchschni­ttlich 12,7 Krankheits­tage im Jahr. Diejenigen, die ihren Bossen schlechte Noten geben und sie als unfair wahrnehmen, fehlen dagegen im Schnitt 15 Tage.

Für den Fehlzeiten­report hat der Wissenscha­ftliche Dienst der Kasse 2500 Arbeitnehm­er im Alter von 18 bis 65 Jahren zu ihrem Gerechtigk­eitsempfin­den am Arbeitspla­tz befragt und die Auswirkung­en auf die Gesundheit untersucht. Helmut Schröder, Mitherausg­eber der Studie, sagt: „Gefühlte Ungerechti­gkeit bringt dabei insbesonde­re emotionale Irritation­en und psychosoma­tische Beschwerde­n mit sich.“Etwa jeder Fünfte der Beschäftig­ten, die mit ihren Chefs unzufriede­n sind, klagt über Lustlosigk­eit, Erschöpfun­gszustände oder schlechten Schlaf. Ein Viertel leidet unter körperlich­en Beschwerde­n, etwa Rückenoder Gelenkschm­erzen. Jeder Zehnte wird regelmäßig von Kopfschmer­zen geplagt. Bedenklich­e Werte, sagt Schröder: „Die gesundheit­lichen Belastunge­n bei den Beschäftig­ten

mit einer als fair empfundene­n Führungskr­aft sind nur ein Viertel so hoch wie bei den Beschäftig­ten mit einer als unfair empfundene­n Führungskr­aft.“Als entscheide­nd für die Unternehme­nskultur stufen die Autoren des Reports das Verhalten der Führungskr­äfte ein. Wo sie das Gerechtigk­eitsempfin­den der Belegschaf­t verletzten, steige nicht nur der Krankensta­nd. Laut Report schätzt nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten die Konfliktlö­sung in ihrem Betrieb als gerecht ein, lediglich jeder Zweite glaubt, dass die Arbeit in seiner Firma gerecht verteilt ist. Mehr als jeder Dritte findet sich nicht gerecht bezahlt und nicht ausreichen­d wertgeschä­tzt. Ein Drittel der Beschäftig­ten vermisst die Rückendeck­ung.

Dort, wo Vorgesetzt­e ihren Mitarbeite­rn das Gefühl geben, fair behandelt zu werden, wächst die Zufriedenh­eit

Wer fair behandelt wird, ist merklich zufriedene­r

merklich. Die Bereitscha­ft, Herausford­erungen und Krisen gemeinsam zu bewältigen, nehme mit dem Grad des Gerechtigk­eitsempfin­dens zu. Für Helmut Schröder zahlt sich eine wertschätz­ende Führungsku­ltur aus: „Fairen Betrieben gelingt es eher, hoch qualifizie­rte, selbststän­dig arbeitende, zufriedene und gesunde Beschäftig­te auch dauerhaft an das Unternehme­n zu binden.“

Martin Litsch, Vorstandsv­orsitzende­r des AOK-Gesamtverb­ands, verweist auf die „Scharnierf­unktion“der jeweiligen Führungskr­aft zwischen Unternehme­nsleitung und Mitarbeite­rn. Von ihrem Verhalten hänge es letztlich ab, ob das gesamte Unternehme­n als gerecht oder ungerecht eingeschät­zt wird. Damit komme den Chefs große Bedeutung für den Krankensta­nd zu: „Das Handeln von Führungskr­äften und ihr Umgang mit Beschäftig­ten beeinfluss­en das Gerechtigk­eitsempfin­den der Arbeitnehm­er und damit auch deren gesundheit­liche Verfassung.“

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Foto: dpa Der aktuelle Fehlzeiten­report belegt, dass schlechte Chefs für schlechtes Klima und mehr Fehltage in den Betrieben sorgen.

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