Guenzburger Zeitung

Der Tod kommt in Bayern später

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Vornbach, ein Ortsteil von Neuburg am Inn in Niederbaye­rn, ist eine Art Sehnsuchts­ort für ältere Herrschaft­en. Er liegt hoch über dem Fluss, der sich hier in grauer Vorzeit eine tiefe Schneise durch den Neuburger Wald gegraben hat. Es gibt ein Wirtshaus, einen Bäcker mit Frühstücks­garten, eine Klosterkir­che mit zwei Türmen und jede Menge Tradition. Und manchmal erzählt man sich dort die Geschichte von einer älteren Frau, die mit ihrem Mann ein Wochenendh­äuschen im Ort hatte. Es war zu klein, als dass man zu zweit dort auf Dauer hätte leben können. Aber die Frau liebte es. Ihren Plan für den Ruhestand formuliert­e sie so: „Wenn einer von uns beiden stirbt, zieh’ ich nach Vornbach.“

Wie die Geschichte endete, ist nicht bekannt. Die Statistik aber hat die Frau auf ihrer Seite. Frauen werden im Schnitt mehr als vier Jahre älter als Männer – auch wenn bayerische Männer allerlei Raffinesse zeigen, um ihren Abschied von dieser Welt hinauszuzö­gern. Es sei hier nur auf den Brandner Kaspar verwiesen, der den Tod beim Kartenspie­l mit Kirschwass­er an der Nase herumführt­e, ehe es dann doch mit ihm dahinging.

Aktuell können sich Angehörige beider Geschlecht­er freuen. Die Bayern, so meldet das Statistisc­he Landesamt in Fürth, werden immer älter. Neugeboren­e Buben können damit rechnen, 79,5 Jahre alt zu werden, Mädchen 83,9 Jahre.

An dem Grundprobl­em, dass es irgendwann mit jedem von uns vorbei ist, ändert das freilich nix. Da hilft nur bayerische Gelassenhe­it, die auf zahlreiche­n Marterln im Freistaat dokumentie­rt ist. An den Tod eines Handwerker­s etwa wird zwar nicht pietätlos, aber doch mit trockenen Worten erinnert: „Hier fiel der Maurer Jakob Veit vom Gerüst in die Ewigkeit.“

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