Guenzburger Zeitung

Neu und nachhaltig

Bei den Smartphone­s von Fairphone lassen sich Komponente­n modular wechseln. Jetzt gibt es das neue 3+, von dem auch die Besitzer des Vorgängerm­odells profitiere­n können

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Berlin Weltweit besitzen rund 3,5 Milliarden Menschen ein Smartphone. Im Schnitt nutzen sie ihr Gerät rund zweieinhal­b Jahre lang, dann wird ein neues Modell fällig. Der Hersteller Fairphone stellt sich diesem Trend entgegen und setzt auf Nachhaltig­keit. Das niederländ­ische Unternehme­n will, dass seine Kunden ihr Smartphone möglichst lange behalten, bei Bedarf reparieren und wichtige Komponente­n mit verbessert­en Modulen austausche­n. Vor diesem Hintergrun­d ist es nur logisch, dass Fairphone parallel zur Präsentati­on des neuesten Modells auch ein Konzept vorgestell­t hat, wie Bestandsku­nden von den Neuerungen profitiere­n können.

Das neue Fairphone 3+ entspricht nämlich in weiten Teilen dem Vorgängerm­odell. Es wurden aber Kamera-Module und das Audio-System verbessert, was sich im Praxistest auch bemerkbar macht. Die verbessert­en Module stecken nicht nur im neuen Modell. Besitzer des Fairphone 3 können sie nachkaufen und selbst einsetzen, da die dritte Fairphone-Generation modular aufgebaut ist. Der notwendige Schraubend­reher gehört zum Lieferumfa­ng – nicht nur als politische­s Symbol, sondern als Werkzeug für die Praxis.

Andere Smartphone-Hersteller bauen ihre Smartphone­s mit Metall oder Glas. Damit kann Fairphone nicht protzen. Das Gehäuse des 3+ wirkt etwas klobig, hinterläss­t dabei aber einen äußerst stabilen Eindruck. Der Kunststoff ist leichter zu verarbeite­n als etwa Aluminium. Er verschling­t auch weniger Energie und Rohstoffe, zumal er zur Hälfte aus recyceltem Plastik besteht. Die Rückseite des Fairphone-Gehäuses

sich ohne Werkzeug abnehmen, um an sieben Module heranzukom­men, die man selbst austausche­n kann. Diese sind übersichtl­ich beschrifte­t, sodass auch Laien nicht überforder­t sind. Das 3+ verfügt wie das 3er-Modell über ein 5,65 Zoll großes Full-HD-Display mit LCD-Technik, das eine ordentlich­e Qualität bietet, auch aus verschiede­nen Blickwinke­ln.

Das technische Zentrum bildet ein Prozessor mit acht Kernen, der Snapdragon 632 von Qualcomm. Die Android-Oberfläche wird damit flüssig dargestell­t, bei Apps mit anspruchsv­oller Grafik oder intensivem Multitaski­ng zeigt sich der Mittelklas­se-Chip aber tendenziel­l überforder­t.

Fairphone stattet das Gerät mit vier Gigabyte (GB) Arbeitsspe­icher aus. Der Datenspeic­her von 64 GB kann mit einer Micro-SD-Karte erweitert werden. Nichts geändert haben die Niederländ­er auch beim Akku, der über 3060 mAh Kapazität verfügt und das Fairphone 3+ acht Stunden unter Volllast durchhalte­n lässt. Bei weniger intensiver Nutlässt zung muss man erst nach zwei Tagen wieder laden.

Im Praxistest bemerkt man sofort, dass Fairphone die Auflösung der Hauptkamer­a von 12 auf 48 Megapixel (MP) erhöht hat. Damit werden nicht mehr so viele Bilddetail­s wegkomprim­iert wie beim Vorgängerm­odell. Bei ausreichen­d Licht gefallen die Bildergebn­isse sehr gut, auch wenn die Aufnahmen in manchen Belichtung­ssituation­en einen leichten Blaustich haben. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger unterstütz­t das Fairphone 3+ die Objektverf­olgung und Szenenopti­mierung. Auch wenn es keinen optischen Zoom gibt, ist sein digitaler Zoom gut genug. Der Porträtmod­us ist ebenfalls nicht schlecht, genügend Licht für die Szene vorausgese­tzt. Bei weniger Licht hat das neue Fairphone dagegen etwas Mühe, auf das ausgewählt­e Motiv zu fokussiere­n.

Fairphone-3-Besitzer erhalten für knapp 60 Euro die neue Hauptkamer­a. Die neue Selfiekame­ra, die in der Auflösung von 8 auf 16 MP verdoppelt wurde, kann für knapp 35 Euro nachgerüst­et werden. Tauscht man beide Module zugleich, liegen die Kosten bei 70 Euro.

Das niederländ­ische Unternehme­n versucht, möglichst viele Bauteile umweltfreu­ndlich und fair entlang der gesamten Lieferkett­e zu beschaffen. Auch bei der Produktion in China verspricht die Firma faire Arbeitsbed­ingungen. Das Fairphone 3+ kostet 469 Euro und kommt mit zwei Jahren Garantie. Es ist wie seine Vorgänger leicht reparierba­r, der Akku ist von den Anwendern selbst austauschb­ar.

Christoph Dernbach, dpa

 ?? Foto: dpa ?? Kleiner Dreher, große Wirkung: Mit einem mitgeliefe­rten Werkzeug lässt sich das Fairphone 3+auseinande­rnehmen und per Modultausc­h selbst reparieren.
Foto: dpa Kleiner Dreher, große Wirkung: Mit einem mitgeliefe­rten Werkzeug lässt sich das Fairphone 3+auseinande­rnehmen und per Modultausc­h selbst reparieren.

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