„Das wäre für die Spieler katastrophal“
Bundestrainer Söderholm über eine mögliche Absage der DEL-Saison, den engen Zeitplan für die Profis und den Deutschland-Cup
Augsburg Die Meldung aus der Schweiz passt in die unübersichtliche Lage, die im Eishockey herrscht. Das traditionsreiche internationale Turnier um den SpenglerCup in Davos fällt in diesem Jahr der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Diese Entscheidung fiel am Dienstag nach Beratungen des Organisationskomitees mit Experten, dem Verwaltungsrat des HC Davos sowie Sponsoren. In Füssen hat noch bis zum Mittwoch Bundestrainer Toni Söderholm die Jung-Nationalspieler des Perspektivkaders für Olympia 2022 zu einem Lehrgang versammelt. Große Sorgen bereitet dem Finnen Söderholm und Stefan Schaidnagel, dem Sportdirektor des
Deutschen Eishockey-Bundes, die Hängepartie hierzulande. Noch hat die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wegen der Zuschauerbeschränkungen nicht entschieden, ob sie wie geplant am 13. November in die Saison startet. Eine Verschiebung in den Dezember oder sogar eine Absage werden als Optionen diskutiert. Die Problemfelder:
Wie würde sich eine komplette Absage der DEL-Saison auf die Nationalmannschaft auswirken? Söderholm: „Das wäre für die Spieler katastrophal. Es wäre eine schwierige Situation für die Nationalmannschaft. Fast alle anderen Länder bereiten sich vor. Als Spieler musst du ein Ziel haben, das fehlt im Augenblick.“
Wie kann Söderholm im Fall der Komplettabsage seine Nationalspieler in Form bringen für die WM 2021 in Lettland und Belarus? „Wenn die DEL nicht spielt, was ich mir nicht vorstellen kann, dann müssen wir weitere Pläne machen“, sagt der Nationalcoach und fügt an: „Im Moment haben wir einen Rückstand von fünf bis sechs Monaten, weil die anderen Nationen bereits trainieren.“Ein verspäteter Start wird auf die Profis große Auswirkungen haben, weil dann extrem viele Spiele in wenigen Tagen zu absolvieren sind. „Das ist eine Sache, die wir wöchentlich im Auge haben müssen. Das wird Auswirkungen auf die Olympiasaison haben, denn die Pause im Sommer 2021 wird sehr kurz sein.“
Im Kader stehen aus Augsburg die Verteidiger John Rogl und Niklas Länger sowie die Ingolstädter Stürmer Tim Wohlgemuth und Samuel Soramies. Wie haben sich die Spieler präsentiert?
Der Bundestrainer lobt pauschal: „Alle sind in einer positiven Stimmung zu uns gekommen.“Sportdirektor Schaidnagel fügt an: „Wir haben sehr heterogene Ausgangslagen bei den Vereinen, und der Leistungsstand der Spieler ist unterschiedlich. Aber man merkt, dass die
Spieler sich freuen, ihrer Arbeit nachgehen zu können.“
Weshalb wurden nicht die besten deutschen Profis eingeladen?
„Bei den Spielern, die im ersten Kader stehen, wissen wir, wo wir stehen“, sagt der Sportdirektor. Der DEB will den Kader verbreitern und als Silbermedaillengewinner von 2018 in Pyeongchang erneut glänzen. Da die NHL für das Olympiaturnier pausiert, werden alle Nationen 2022 ihre Stars aufbieten.
Vor dem DEL-Start ist der Deutschland-Cup des Nationalteams geplant. Findet das Turnier vom 5. bis 8. November in Krefeld trotz Corona-Einschränkungen statt?
„Wir werden den Deutschland-Cup spielen. Die Details werden mit der Landesregierung in NordrheinWestfalen besprochen. Fakt ist: Wir werden Zuschauer haben, sofern es keine außerordentliche Infektionslage gibt“, sagt der Sportdirektor. Söderholm wird dann nicht mit dem Perspektivteam antreten, sondern „mit der bestmöglichen Mannschaft da spielen“. Ob auch die deutschen NHL-Stars mit dem jüngst zum besten Spieler gewählten Leon Draisaitl dabei sind, ist noch offen.
Kann sich der DEB einen Cup notfalls auch ohne Fans leisten? Schaidnagel: „Wir haben die Zuschauer in der Budgetierung des Deutschland-Cups so angesetzt, dass er nicht defizitär läuft.“