Guenzburger Zeitung

Streit um ein bekanntes Kinderbuch

Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivf­ührer sind sehr beliebt. Es entzündet sich aber auch Kritik an den Geschichte­n. Und nun gibt’s einen neuen Kinofilm

- VON ASSATA FRAUHAMMER

Christina kennt diesen Witz:

Fritzchen kommt zu spät in die Schule. Lehrer: „Entschuldi­gung?“Fritzchen: „Ach, passt schon.“

Bestimmt kennst du Lummerland, die Insel mit zwei Bergen, Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivf­ührer. Die Bücher über die beiden Abenteurer sind weltberühm­t und wurden viele Male gekauft. Am 1. Oktober kommt auch ein neuer Film mit den Figuren in die Kinos. Autor Michael Ende hat sich die Geschichte vor 60 Jahren ausgedacht. Doch seit einiger Zeit wird über sie auch gestritten.

Einige Menschen sagen: In dem Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“gibt es rassistisc­he Stellen. Rassismus bedeutet, dass Merkmale von Menschen wie die Hautfarbe oder der Nachname mit bestimmten Eigenschaf­ten verbunden werden. Egal, ob der Mensch diese Eigenschaf­ten überhaupt hat oder nicht. Oft sind das schlechte Eigenschaf­ten, der Mensch wird also abgewertet. Auch in anderen Büchern und Filmen gibt es Stellen, über die gestritten wird.

Bei dem Streit über das Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“geht es vor allem um die Hauptfigur Jim, die schwarz ist. Denn als Jim in Lummerland ankommt, sagt ein Insel-Bewohner etwas über ihn, was eine Beleidigun­g für schwarze Menschen ist. Es wird

in dem Buch nur einmal verwendet, doch das reicht schon aus, findet Karim Fereidooni. Er ist Rassismus-Forscher und meint, dass die Leser von Jim Knopf so lernen, dass es in Ordnung sei, schwarze Menschen zu beleidigen.

Schließlic­h kämpfen Jim und Lukas gegen die gefährlich­en Piraten der Wilden 13. Wird Jims großer Wunsch in Erfüllung gehen, endlich zu erfahren, wo er herkommt? „Jim Knopf und die Wilde 13“ist eine Geschichte über Freundscha­ft, Mut und Zusammenha­lt. Der Film kommt am 1. Oktober ins Kino. (dpa)

Außerdem wird die Darstellun­g von Jim kritisiert. Karim Fereidooni erklärt: „Schwarze Menschen werden oft als besonders fremd oder exotisch dargestell­t. Dabei sollten sie einfach ganz normal vorkommen, wie alle anderen auch.“

Andere Menschen finden, dass die Geschichte um Jim

Knopf nicht rassistisc­h sei. Michael Ende hat das Buch vor vielen Jahren geschriebe­n. Damals hätten die Menschen noch nicht so viel über die Verwendung dieser Wörter nachgedach­t. Karim Fereidooni meint aber, dass sie schon immer eine Beleidigun­g waren.

Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette hat das Buch als Kind gelesen. „Ich habe Jim Knopf geliebt. Der Junge, der aussah wie ich und der der Held der Geschichte war“, schreibt sie in einem Aufsatz. Aber die Stelle, über die gestritten wird, hat auch sie gestört. Sie hat sie übermalt. Karim Fereidooni möchte, wie andere auch, dass der Verlag die Stelle aus den Büchern streicht oder umschreibt. Zu anderen Stellen sollte es Erklärunge­n geben.

Der Verlag und andere Leute sind bisher dagegen. Eine Politikeri­n sagt: Man könne nicht im Nachhinein Dinge korrigiere­n, die vor 100 oder 200 Jahren entstanden seien. In dem Film „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“kommt die beleidigen­de Sprache nicht vor. Jetzt kommt mit „Jim Knopf und die Wilde 13“das zweite Buch ins Kino.

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 ?? Foto: Warner Bros/dpa ?? Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer sind dicke Freunde und erleben spannende Abenteuer. Morgen läuft ein neuer Kinofilm mit den beiden an.
Foto: Warner Bros/dpa Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer sind dicke Freunde und erleben spannende Abenteuer. Morgen läuft ein neuer Kinofilm mit den beiden an.
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Karim Fereidooni

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