Guenzburger Zeitung

Garten zwischen Gassen

Auch in Günzburgs Innenstadt gibt es Inseln der Ruhe

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Günzburg Versteckt zwischen den schmalen Gassen der Innenstadt von Günzburg ist ein grünes Kleinod zu finden. Nicht nur kleine Einkaufslä­den, Cafés und Restaurant­s sind dort zu Hause. Das gilt auch für das irdische Paradies der Familie Mildner. Vor fast 30 Jahren hat sich das Ehepaar mit drei Kindern dazu entschloss­en, auf die beschaulic­he Ruhe ihres damaligen Wohnorts nahe Burgau zu verzichten. „Die Nähe zu den Schulen, meiner Arbeitstel­le und Einkaufsmö­glichkeite­n hat uns in die Stadt gelockt“, sagt Sonja Mildner.

Die Wahl fiel auf das Haus mit einer fast 300-jährigen Geschichte. Auf den Steinen der einstigen Stadtmauer wurde das Gebäude errichtet und beschert damit den Hausbesitz­ern eine rechtliche Kuriosität: „Wenn ich zwischen der Tür vom Haus zum Garten stehe, befinde ich mich auf dem Grund der Stadt Günzburg“, erzählt Helmut Mildner und zeigt auf die dicken Wände der ehemaligen Stadtmauer. Etwas weiter über ihm erinnert eine Schießscha­rte an den damaligen Wehrgang.

Die modernen Gartenmöbe­l bilden in gewisser Weise einen Kontrast zum historisch­en Haus. Die Gesamtharm­onie stört das freilich nicht. Im Gegenteil: Sie wächst aus den Unterschie­den. Als spektakulä­rer Blickfänge­r zeichnet sich der schwere Tisch aus Beton aus. Ähnlich verhält es sich mit der mannshohen Vase, die aus rund 350 Kilo Zement gegossen wurde.

Etwa 1700 Quadratmet­er groß ist der Garten hinter dem Haus. Kraut und Rüben sind darin jedoch nicht zu finden. „Wenn ich Gemüse brauche, kann ich das wöchentlic­h auf dem nahe liegenden Stadtmarkt kaufen“, sagt Sonja Mildner.

Dagegen sorgen frische Äpfel, Zwetschgen oder Aprikosen aus dem eigenen Garten für den Vitaminnac­hschub.

Naturnah und pflegeleic­ht sollte der Garten sein, war sich das Ehepaar einig. Die zahlreiche­n Vögel, die sich im Gartenreic­h der Mildners ein Nest gebaut haben, sind ein offensicht­licher Beleg für den natürliche­n Charakter des Gartens. Doch angesichts des üppigen Bewuchses zuckt die 64-jährige Hobbygärtn­erin mit den Schultern: „Die Bäume und Büsche müssen im Laufe der Jahre immer mehr zugeschnit­ten werden.“

So musste auch der wuchernde Efeu an der Vorderseit­e des Hauses jüngst entfernt werden, weil die Ranken den Putz beschädigt haben. Doch hat die dichte Vegetation auch einen Vorteil: Denn das Grün schützt nicht nur vor zu viel Sonneneins­trahlung, sondern auch vor direktem Sichtkonta­kt mit allzu neugierige­n Spaziergän­gern, die im Herzen der Innenstadt unterwegs sind.

Gleich zu Beginn haben die Mildners bei der Konzeption des Gartens daran gedacht, nicht auf dem „Präsentier­teller“der vorbeilauf­enden Passanten zu sitzen: Eine kleine Mauer und unzählige Pflanzen in Blumentöpf­en fangen Blicke auf, ohne jedoch die Sicht nach draußen gänzlich zu verbergen.

Schließlic­h hat sich das Ehepaar bewusst gegen die Abgeschied­enheit eines Dorfes entschiede­n. „Die Günzburger Innenstadt hat einen lebendigen Charme“, erklärt Sonja Mildner, die das Leben in den Gassen rund um das Haus genießt. Ohnehin sei es selbst in den Sommermona­ten selten laut, wie sie sagt und ergänzt, dass es lediglich während des Guntiafest­es etwas lauter sein würde.

Ein Patentreze­pt für einen gelungenen Stadtgarte­n könne auch sie nicht nennen, sagt Mildner: „Neben dem eigenen Geschmack und den Ansprüchen kommt es auch auf die städtebaul­ichen Vorschrift­en an.“

 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? Sträucher, Bäumchen und Blumen wachsen und gedeihen in den Dutzenden Pflanztöpf­en – grüne Mosaikstei­ne, die sich zum großen Ganzen zusammenfü­gen.
Fotos: Andreas Brücken Sträucher, Bäumchen und Blumen wachsen und gedeihen in den Dutzenden Pflanztöpf­en – grüne Mosaikstei­ne, die sich zum großen Ganzen zusammenfü­gen.
 ??  ?? Blau blüht der Hibiskus im Garten von Sonja Mildner. Die Hobbygärtn­erin hat sich mit ihrer Familie für ein Leben in der Stadt entschiede­n – und muss auf eine grüne Oase doch nicht verzichten.
Blau blüht der Hibiskus im Garten von Sonja Mildner. Die Hobbygärtn­erin hat sich mit ihrer Familie für ein Leben in der Stadt entschiede­n – und muss auf eine grüne Oase doch nicht verzichten.
 ??  ?? Hinter dieser grünen Mauer sind die Hausbewohn­er vor den Blicken der Passanten geschützt, ohne jedoch selber in der Aussicht eingeschrä­nkt zu sein. Hund Edefix wacht über das Idyll.
Hinter dieser grünen Mauer sind die Hausbewohn­er vor den Blicken der Passanten geschützt, ohne jedoch selber in der Aussicht eingeschrä­nkt zu sein. Hund Edefix wacht über das Idyll.
 ??  ?? Der blühende Oleander zaubert etwas Lebensgefü­hl aus „Bella Italia“in den Frühherbst an der Donau. Vor drei Jahrzehnte­n hat das Ehepaar Mildner die Regie in diesem privaten Gartenreic­h übernommen.
Der blühende Oleander zaubert etwas Lebensgefü­hl aus „Bella Italia“in den Frühherbst an der Donau. Vor drei Jahrzehnte­n hat das Ehepaar Mildner die Regie in diesem privaten Gartenreic­h übernommen.
 ??  ?? Während die Touristen durch die historisch­en Gassen schlendern und Gäste in Cafés und Wirtschaft­en sitzen, liegt die Ruhe im Garten der Familie Mildner.
Während die Touristen durch die historisch­en Gassen schlendern und Gäste in Cafés und Wirtschaft­en sitzen, liegt die Ruhe im Garten der Familie Mildner.
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Rund 350 Kilogramm wiegt diese Vase aus Beton.
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