Garten zwischen Gassen
Auch in Günzburgs Innenstadt gibt es Inseln der Ruhe
Günzburg Versteckt zwischen den schmalen Gassen der Innenstadt von Günzburg ist ein grünes Kleinod zu finden. Nicht nur kleine Einkaufsläden, Cafés und Restaurants sind dort zu Hause. Das gilt auch für das irdische Paradies der Familie Mildner. Vor fast 30 Jahren hat sich das Ehepaar mit drei Kindern dazu entschlossen, auf die beschauliche Ruhe ihres damaligen Wohnorts nahe Burgau zu verzichten. „Die Nähe zu den Schulen, meiner Arbeitstelle und Einkaufsmöglichkeiten hat uns in die Stadt gelockt“, sagt Sonja Mildner.
Die Wahl fiel auf das Haus mit einer fast 300-jährigen Geschichte. Auf den Steinen der einstigen Stadtmauer wurde das Gebäude errichtet und beschert damit den Hausbesitzern eine rechtliche Kuriosität: „Wenn ich zwischen der Tür vom Haus zum Garten stehe, befinde ich mich auf dem Grund der Stadt Günzburg“, erzählt Helmut Mildner und zeigt auf die dicken Wände der ehemaligen Stadtmauer. Etwas weiter über ihm erinnert eine Schießscharte an den damaligen Wehrgang.
Die modernen Gartenmöbel bilden in gewisser Weise einen Kontrast zum historischen Haus. Die Gesamtharmonie stört das freilich nicht. Im Gegenteil: Sie wächst aus den Unterschieden. Als spektakulärer Blickfänger zeichnet sich der schwere Tisch aus Beton aus. Ähnlich verhält es sich mit der mannshohen Vase, die aus rund 350 Kilo Zement gegossen wurde.
Etwa 1700 Quadratmeter groß ist der Garten hinter dem Haus. Kraut und Rüben sind darin jedoch nicht zu finden. „Wenn ich Gemüse brauche, kann ich das wöchentlich auf dem nahe liegenden Stadtmarkt kaufen“, sagt Sonja Mildner.
Dagegen sorgen frische Äpfel, Zwetschgen oder Aprikosen aus dem eigenen Garten für den Vitaminnachschub.
Naturnah und pflegeleicht sollte der Garten sein, war sich das Ehepaar einig. Die zahlreichen Vögel, die sich im Gartenreich der Mildners ein Nest gebaut haben, sind ein offensichtlicher Beleg für den natürlichen Charakter des Gartens. Doch angesichts des üppigen Bewuchses zuckt die 64-jährige Hobbygärtnerin mit den Schultern: „Die Bäume und Büsche müssen im Laufe der Jahre immer mehr zugeschnitten werden.“
So musste auch der wuchernde Efeu an der Vorderseite des Hauses jüngst entfernt werden, weil die Ranken den Putz beschädigt haben. Doch hat die dichte Vegetation auch einen Vorteil: Denn das Grün schützt nicht nur vor zu viel Sonneneinstrahlung, sondern auch vor direktem Sichtkontakt mit allzu neugierigen Spaziergängern, die im Herzen der Innenstadt unterwegs sind.
Gleich zu Beginn haben die Mildners bei der Konzeption des Gartens daran gedacht, nicht auf dem „Präsentierteller“der vorbeilaufenden Passanten zu sitzen: Eine kleine Mauer und unzählige Pflanzen in Blumentöpfen fangen Blicke auf, ohne jedoch die Sicht nach draußen gänzlich zu verbergen.
Schließlich hat sich das Ehepaar bewusst gegen die Abgeschiedenheit eines Dorfes entschieden. „Die Günzburger Innenstadt hat einen lebendigen Charme“, erklärt Sonja Mildner, die das Leben in den Gassen rund um das Haus genießt. Ohnehin sei es selbst in den Sommermonaten selten laut, wie sie sagt und ergänzt, dass es lediglich während des Guntiafestes etwas lauter sein würde.
Ein Patentrezept für einen gelungenen Stadtgarten könne auch sie nicht nennen, sagt Mildner: „Neben dem eigenen Geschmack und den Ansprüchen kommt es auch auf die städtebaulichen Vorschriften an.“