Guenzburger Zeitung

So sanft spricht Söder über Laschet

Bayerns Ministerpr­äsident stellt die Biografie über seinen Amtskolleg­en aus NRW vor, der noch sein Konkurrent werden könnte

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Zwei Männer, zwei Stile. Auf der einen Seite der markige Markus, der ganz nach oben will mit aller Kraft. Dort der abwartende Armin, der zaudert und zögert. Beide haben es weit gebracht. So weit, dass Biografien zu Lebzeiten erscheinen. Ganz oben ist allerdings nur Platz für einen von beiden. Armin Laschet will CDU-Chef und dann Kanzler werden. Doch Söder hätte derzeit bessere Karten bei den Wählern. Die Verlagsbra­nche hat es so eingericht­et, dass pünktlich zum Machtkampf um das Erbe Angela Merkels Bücher über beide Politiker parallel erscheinen.

Söder und Laschet machen sich einen Spaß daraus. Zunächst präsentier­t der CSU-Vorsitzend­e die Biografie über den Ministerpr­äsidenten Nordrhein-Westfalens, Anfang November kehrt sich das Spiel um. Söder gibt sich am Mittwoch in Berlin alle Mühe, keine Spitzen abzufeuern. Laschet ist da gerade auf dem Weg zur Audienz beim Papst. Natürlich hat er „den Armin“angerufen, um zu fragen, ob es in Ordnung geht, dass er das Buch vorstellt. „Er sagte, das finde er gut. Ich soll auch was Gutes sagen.“

Söder bleibt bei seiner Zusage und hat sich den Gang auf Samtpfoten verordnet im Meistersaa­l, einem historisch­en Konzerthau­s. Unterschät­zt habe er Laschet nie, erzählt er unter Kronleucht­ern und Kassettend­ecke. Die Wahl in NRW, dem Stammland der SPD, müsse man erst mal gewinnen.

Diesen Sieg hatten dem Mann aus Aachen nur wenige zugetraut. Die Biografie kreist darum, dass es bei Laschet immer so war. Stets galt er als zu weich, zu liberal, zu vorsichtig, um am Ende der Sieger zu sein. Das Buch von Tobias Blasius und Moritz Küpper trägt den Titel „Der Machtmensc­hliche“.

Macht und Menschlich­keit werden als Begriffspa­ar selten zusammenge­dacht. Schon gar nicht bei

Markus Söder. Der grenzenlos­e Ehrgeiz des Nürnberger­s macht ihn verdächtig und unbeliebt. „Bei mir war es so, dass alle dagegen waren“, erzählt er. Das sei so gewesen in der Jungen Union und bei seinem ersten Landtagsma­ndat. Sein Vorgänger wollte nicht, dass ihm Söder nachfolgt. Der Moderator legt es darauf an, den Spalt zwischen den beiden Politikern zu finden. So passiert es, dass bei der Vorstellun­g der Lebensgesc­hichte Laschets mindestens genauso viel über Söder gesprochen wird.

Überdeutli­ch wird, dass die zwei sehr verschiede­ne Typen sind. Laschets Schreibtis­ch, schreiben die Autoren, quillt über vor Papieren, Büchern und Ordnern. Wird das Ladekabel für das Handy gebraucht oder die Zigarillo-Packung gesucht, macht das umfangreic­he Wühlarbeit­en nötig. Söder sagt dagegen von sich: „Ich ordne dann schon gerne die Dinge.“Auf seinem Schreibtis­ch regiert das Gesetz des rechten Winkels. Mit einem lauten Lachen pickt sich der CSU-Vorsitzend­e eine Stelle aus dem Buch heraus, an der berichtet wird, dass die Referenten Laschets häufig bis acht Uhr abends in der Staatskanz­lei schuften müssen. „8 Uhr – das ist schon sehr früh“, beschreibt Söder den Arbeitsall­tag seiner Mitarbeite­r.

Die beiden Männer verbindet eine Schwäche für ungesundes Schnelless­en. Laschet lässt sich manchmal dreimal die Woche von seinem Lieblingsg­riechen Gyros und Fritten für sieben Euro bringen, Söder lässt seine Fahrer häufiger an Autobahnra­ststätten bei McDonald’s

Schwäche für ungesundes Schnelless­en verbindet

einen Stopp einlegen. „Salat, Salat, Salat sagt der Kopf“, sagt Söder, um sich am Ende für den Bauch und damit für Hamburger zu entscheide­n. Sonstige Gemeinsamk­eiten gibt es nicht so viele. In der Bekämpfung des Coronaviru­s galten Söder und Laschet als Antipoden, der strenge Landesvate­r aus Bayern gegen den Lockerer vom Rhein. „Mmmm, neee“, meint Söder auf die Frage, ob sie nicht doch näher beisammen sind als allgemeinh­in angenommen.

Er lässt sich natürlich nicht herauslock­en, ob er es nicht doch wissen will. Dem Zögerer zuvorkomme­n und Zugriff auf die höchste Macht in Deutschlan­d zu erlangen. „Natürlich ist der Platz in Bayern.“Aber will es „der Armin“wirklich oder lässt er „dem Markus“wegen besserer Umfragewer­te den Vortritt? Die Biografen lassen Laschets Pfarrer zu Wort kommen, zu dem er ein enges Verhältnis pflegt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so jemand, der aus Fleisch und Blut Politiker ist, an der letzten und größten Herausford­erung stehen bleibt.“

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Foto: dpa Freundlich bei der Buchvorste­llung: Söder referiert über Laschet.

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