Guenzburger Zeitung

Keine Angst vor Aerosolen

Energiekol­umne In Zeiten von Corona gilt erst recht: Lüften ist gut. Doch eine Lüftungsan­lage ist noch besser. Wie die Technik funktionie­rt und warum sie den Wohnkomfor­t auch in einem Altbau deutlich steigert

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Der Sommer ist vorbei und damit verbringen wir wieder deutlich mehr Zeit in Gebäuden. Die Gesundheit­sexperten gehen davon aus, dass dadurch die Covid-19-Infektions­zahlen steigen werden. Denn in der Wissenscha­ft ist schon länger bekannt, dass sogenannte Aerosole, die beim Atmen und Sprechen ausgestoße­n werden, eine sehr wichtige Rolle bei der Übertragun­g der Krankheits­erreger spielen. Diese feinsten luftgetrag­enen Flüssigkei­tspartikel und Tröpfchenk­erne können lange Zeit in der Luft schweben und sich so in geschlosse­nen Räumen verteilen.

Eine ausreichen­de Frischluft­zufuhr ist daher sehr wichtig. In Gebäuden mit Komfortlüf­tungsanlag­en, wie sie immer öfter eingebaut werden, wird die Luft automatisc­h und permanent ausgetausc­ht. Das sorgt bei richtiger Planung, Auslegung und Einstellun­g der Anlage für eine gute Lufthygien­e. Denn die Raumluft wird durch das Einbringen von Frischluft ständig verdünnt. Damit nimmt die Dichte an

Aerosolen ab. Zu- und Abluft kommen bei modernen Komfortlüf­tungsanlag­en, wie sie in Wohn-, aber auch Bürogebäud­en zum Einsatz kommen, nicht miteinande­r in Berührung.

Ist keine Komfortlüf­tungsanlag­e vorhanden, muss die herkömmlic­he Fensterlüf­tung angewandt werden – am besten durch ein mehrminüti­ges Querlüften. Es gilt: Je mehr Personen im Raum sind desto öfter lüften, in Büroräumen beispielsw­eise alle 60 Minuten und in Besprechun­gszimmern nach 20 Minuten. Dabei wird mittels Durchzug über möglichst gegenüberl­iegende und weit geöffnete Fenster am effektivst­en für einen Luftaustau­sch gesorgt. Bei Windstille ist aber auch dann die Luftaustau­schrate gering. Wenn kein Querlüften möglich ist, sollte zumindest regelmäßig stoßgelüft­et werden – sprich die Fenster werden für mehrere Minuten weit geöffnet.

Wenn eine hohe Belegungsd­ichte in Gebäudeinn­enräumen nicht vermieden werden kann, empfiehlt die Bundesregi­erung, insbesonde­re bei mit Fenstern gelüfteten Räumen, die Nutzung von CO2-Messgeräte­n, damit rechtzeiti­g notwendige Lüftungsma­ßnahmen erkannt und eingeleite­t werden können.

Eine gänzlich ungeeignet­e Maßnahme ist dagegen das Kippen der Fenster. Hier findet nur ein geringer

Luftaustau­sch statt. Und was viele nicht wissen: Durch dauerhaft gekippte Fenster kühlt das angrenzend­e Mauerwerk stark aus. An den kalten Flächen kondensier­t die Feuchtigke­it dann schneller, die Wände werden feucht. Es besteht die Gefahr der Schimmelbi­ldung in den Fensterlai­bungen.

Komfort-Lüftungsan­lagen, die zu 100 Prozent mit Frischluft betrieben werden, sind in allen Punkten der Fensterlüf­tung überlegen. Das Lüften geschieht automatisc­h, man muss nicht daran denken – und kann es nicht vergessen. Zudem wird die von draußen einströmen­de Luft erwärmt. Und zwar mithilfe eines Wärmetausc­hers, der die Wärme der Abluft an die Zuluft überträgt, ohne dass es dabei zu einem direkten Kontakt mit der Zuluft kommt, bei dem Viren, Bakterien oder andere Schadstoff­e übertragen werden könnten. Durch die sogenannte Wärmerückg­ewinnung wird nicht nur viel Heizenergi­e gespart. Der Wohnkomfor­t steigt auch ungemein.

Aus den genannten Gründen haben Experten schon vor der Corona-Pandemie zum Einbau einer Lüftungsan­lage geraten und tun das jetzt erst recht – nicht nur im Neubau, sondern auch im Rahmen einer Gebäudesan­ierung.

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Foto: WoGi, Adobe Stock Lüften ist wichtig – erst recht in Zeiten von Corona.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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