Münchner Gruselgeschichte
Die Horrorgeschichte, vor der es Börsen- und Immobilienspekulanten am ärgsten gruselt, ist die Geschichte vom Schwarzen Schwan. Ihren Ursprung hat sie in der Biologie. Jahrtausendelang ging die Menschheit in der Alten Welt davon aus, dass Schwäne weiß sind – bis die großen Entdecker in Australien landeten und die Menschen plötzlich den ersten Trauerschwan (lateinischer Name: Cygnus atratus) vor sich hatten.
Für sich allein ist so ein großer Entenvogel nicht besonders furchterregend. Doch die Entdeckung der Art wurde – vor allem durch ein Buch des genialen Mathematikers und Börsenhändlers Nassim Nicholas Taleb – zur Metapher für das Unerwartete und höchst Unwahrscheinliche, das wie ein Blitz aus heiterem Himmel über die Ahnungslosen hereinbricht, so gut sie auch rechnen können und so viel sie auch zu wissen glauben.
Die Geschichte von einer möglicherweise platzenden Immobilienblase in München ist so eine Schwarze-Schwan-Geschichte. Sie wird immer wieder erzählt, aktuell von der Schweizer Großbank UBS. Keine andere Stadt der Welt, so sagt der Chefexperte der Bank, ist dem Risiko einer Immobilienblase so stark ausgesetzt wie München. Wenn Statistiker vorrechnen, dass die Immobilienpreise in München seit 1950 – allen Wirtschaftskrisen zum Trotz – kontinuierlich steigen, muss das nicht weiter irritieren. Die Pointe aller SchwarzeSchwan-Geschichten ist ja gerade, dass es möglicherweise eben doch anders kommen könnte, als erwartet. Umgekehrt gilt: Wenn alle die Geschichte glauben, ist es keine Schwarze-Schwan-Geschichte mehr. Gruselig ist es so oder so – zumindest für Spekulanten..