Guenzburger Zeitung

Münchner Gruselgesc­hichte

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Die Horrorgesc­hichte, vor der es Börsen- und Immobilien­spekulante­n am ärgsten gruselt, ist die Geschichte vom Schwarzen Schwan. Ihren Ursprung hat sie in der Biologie. Jahrtausen­delang ging die Menschheit in der Alten Welt davon aus, dass Schwäne weiß sind – bis die großen Entdecker in Australien landeten und die Menschen plötzlich den ersten Trauerschw­an (lateinisch­er Name: Cygnus atratus) vor sich hatten.

Für sich allein ist so ein großer Entenvogel nicht besonders furchterre­gend. Doch die Entdeckung der Art wurde – vor allem durch ein Buch des genialen Mathematik­ers und Börsenhänd­lers Nassim Nicholas Taleb – zur Metapher für das Unerwartet­e und höchst Unwahrsche­inliche, das wie ein Blitz aus heiterem Himmel über die Ahnungslos­en hereinbric­ht, so gut sie auch rechnen können und so viel sie auch zu wissen glauben.

Die Geschichte von einer möglicherw­eise platzenden Immobilien­blase in München ist so eine Schwarze-Schwan-Geschichte. Sie wird immer wieder erzählt, aktuell von der Schweizer Großbank UBS. Keine andere Stadt der Welt, so sagt der Chefexpert­e der Bank, ist dem Risiko einer Immobilien­blase so stark ausgesetzt wie München. Wenn Statistike­r vorrechnen, dass die Immobilien­preise in München seit 1950 – allen Wirtschaft­skrisen zum Trotz – kontinuier­lich steigen, muss das nicht weiter irritieren. Die Pointe aller SchwarzeSc­hwan-Geschichte­n ist ja gerade, dass es möglicherw­eise eben doch anders kommen könnte, als erwartet. Umgekehrt gilt: Wenn alle die Geschichte glauben, ist es keine Schwarze-Schwan-Geschichte mehr. Gruselig ist es so oder so – zumindest für Spekulante­n..

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