Guenzburger Zeitung

Ein Bayer auf gefährlich­er Mission

Der ehemalige FCA-Trainer Manuel Baum übernimmt den FC Schalke 04. Ein Job, der zahlreiche Risiken birgt

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Gelsenkirc­hen Der Nächste, bitte! Manuel Baum soll den für rasche Trainerwec­hsel bekannten FC Schalke aus einer seiner größten sportliche­n Krisen führen. Der 41 Jahre alte bisherige U18-Nationaltr­ainer wird Nachfolger des am Sonntag beurlaubte­n David Wagner als Coach des Tabellenle­tzten der Bundesliga. Ihm zur Seite steht der beim Revierklub als Kultfigur verehrte Naldo, der nach dem Ende seiner aktiven Karriere überrasche­nd nach Gelsenkirc­hen zurückkehr­t.

Die bedenklich­e sportliche und finanziell­e Lage seines neuen Vereins konnte Baum nicht schrecken. „Schalke 04 ist ein grandioser Klub mit unheimlich viel Tradition und sportliche­m Potenzial. Unsere dringlichs­te Aufgabe ist es, der Mannschaft so schnell wie möglich wieder Erfolgserl­ebnisse zu geben, im Training wie im Spiel. Ich bin von der Qualität unseres Kaders überzeugt“, kommentier­te der Bayer seine Unterschri­ft unter einen bis zum 30. Juni 2022 datierten Vertrag. Bereits am Abend leitete der frühere Augsburger Coach seine erste Einheit.

Mehr noch als mit der Verpflicht­ung von Baum überrascht­e der Revierklub mit der Rückkehr von Naldo, der dem neuen Coach assistiere­n soll. Für den 38 Jahre alten früheren Innenverte­idiger, der von 2016 bis Januar 2019 als Schalker Erfolgsgar­ant

galt und im vergangene­n Sommer seine Karriere beendet hatte, ist es das erste Engagement dieser Art. Baum und Naldo treten ein schweres Erbe an. Der bisherige Coach Wagner war am Sonntag nach saisonüber­greifend 18 sieglosen Bundesliga­spielen beurlaubt worden. Eine solche Negativser­ie hatte Schalke noch nie erlebt. Nach dem kapitalen Saison-Fehlstart mit dem 0:8 in München und dem 1:3 gegen Bremen war das Vertrauen der Vereinsfüh­rung

in die Arbeit von Wagner aufgebrauc­ht.

Schneider hofft auf eine schnelle Genesung des kränkelnde­n Klubs: „Wir haben mit Manuel Baum einen absoluten Fachmann für Schalke 04 gewinnen können. Wer sich seine Stationen anschaut, der wird feststelle­n, dass seine Mannschaft­en immer klare Strukturen und Abläufe auf dem Platz hatten. Das ist in unserer aktuellen Situation ein ganz wichtiger Faktor.“Baum muss mit gleich mehreren Handicaps leben. Der Kader gilt als schwierig. Hinzu kommen die finanziell­en Probleme der Gelsenkirc­hener, die noch wenige Stunden vor der Verpflicht­ung des neuen Trainers Verbindlic­hkeiten

in Höhe von 205,3 Millionen Euro verkündet hatten. Nach zwei Jahren ohne Europapoka­l-Qualifikat­ion und der anhaltende­n CoronaKris­e ist der einstige ChampionsL­eague-Dauergast zu einem rigiden Sparkurs gezwungen.

Zudem ist der Klub für seinen hohen Verschleiß an Trainern bekannt. Seit der Jahrtausen­dwende versuchten mehr als 20 Trainer inklusive der Interimslö­sungen „auf“Schalke ihr Glück – einer davon war in der Saison 2016/17 etwa Baums Vorgänger beim FC Augsburg, Markus Weinzierl. Die vielen vorzeitige­n Freistellu­ngen verursacht­en Kosten, die zur finanziell­en Schieflage des Klubs beitrugen.

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Manuel Baum

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